Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

sein. Sie hängen ab von der Neubauaktivi- tät, den Währungsschwankungen und dem Importbedarf eines Landes. Deutschland ist beispielsweise weitgehend ausgeglichen, was die Menge von benötigtem und produ- ziertem Holz betrifft. Die USAproduzieren einen Holzüberschuss, während Großbri- tannien etwa 80 Prozent seines Holz- bedarfs durch Importe decken muss.“ Auch die einzelnen Holzendpro- dukte sind unterschiedlich global. „Wir verkaufen unser Rundholz (Timber) an die Sägeindustrie. Dieser Markt ist weitgehend regional bestimmt“, erklärt von Gravenreuth. „Es macht grund- sätzlich nicht viel Sinn, einen Baum- stamm hunderte Kilometer weit mit dem Lkw herumzufahren. Für Schnitt- holz (Lumber) hingegen lohnt sich das, daher wird Schnittholz auch global gehan- delt, und die Preisfindung ist deutlich glo- baler. Zuletzt waren die Preise hier äußerst volatil. „Bei Papier- und Zellstoffproduk- ten ist die Wertschöpfung noch höher als bei Lumber. Auch diese Produkte werden global gehandelt.“ Wie in Wald investieren? Wer sich nun für Waldinvestments inter- essiert, fragt sich, wie er das angehen soll. „Wir investieren in große kommerzielle Waldflächen in unterschiedlichen Core- Regionen der Welt“, sagt Davis von Camp- bell Global. Als Core-Regionen sieht sie insbesondere Nordamerika, Neuseeland, Australien und Chile, wo ein Großteil der von Campbell Global gehaltenen Wald- flächen liegt. „Wir fokussieren uns auf OECD-Länder, weil hier die Rechtssicher- heit höher ist als andernorts“, unterstreicht sie den Aspekt von politischer und rechtli- cher Sicherheit. „Für unseren Salm-Salm Global Timber Fund legen wir mit mindestens 60 Prozent den Schwerpunkt auf Wälder in den USA. Außerdem erwerben wir Forstflächen in Neuseeland, Australien, Skandinavien, dem Baltikum und Mitteleuropa“, sagt Jenninger. Auch bei seinem Haus spielt die Rechtssicherheit eine wichtige Rolle. „Das brauchen Sie einfach bei dem langen Anlagehorizont dieser Assetklasse“, er- gänzt er. Wichtig sei auch noch, dass es starke Abnehmer in der Nähe gibt. Auch Nuveen, der zu TIAA gehörende Nachhaltigkeitsmanager, ist aktuell dabei, einen Fonds für seine Global-Timberland- Strategie aufzulegen. Anlageregionen darin werden die USA, Kanada, Uruguay, Chile, Australien und Neuseeland sein. So viel wie für eine breite Diversifika- tion spricht, so schwierig ist es, das zu bewerkstelligen. „Sie können gar nicht in allen Regionen Wald kaufen“, erklärt Bockholt. „In Deutschland sind beispiels- weise 80 Prozent des Waldes in Privat- besitz, und die Privaten verkaufen nicht – die Kommunen übrigens auch nicht. Daher können Sie als Investor kaum deutschen Wald kaufen. Neben den bisher etablierten Regionen wie z. B. Kalifornien bieten per- spektivisch auch andere waldreiche Länder wie etwa Brasilien oder Indonesien Poten- zial für Waldinvestments, insbesondere vor dem Hintergrund des Schutzes der noch intakten Urwälder dort.“ Für größere Investoren seien Deal-Flow und Deal-Size in Deutschland zu niedrig, meint von Gravenreuth. „In Deutschland gibt es eine Vielzahl von Kleintransaktio- nen, aber kaum größere. Das ist in einem Flächenstaat wie den USA ganz anders. In den USA werden jährlich drei bis vier Milliarden US-Dollar Wald gehandelt“, daher schaut er sich derzeit verstärkt in den USA, Australien und Neuseeland um. Diversifikation sei auch angesichts der spezifischen Risiken, mit denen Waldin- vestments verbunden sind, wichtig. Neben der Preisentwicklung für Holz sind hier insbesondere die Gefahren von Waldbrän- den und von Schädlingsbefall, aber auch die Klimaänderung zu nennen. „Gegen Brände können Sie sich versichern, aber das tun wir nur in wenigen Fällen, weil in den USA die Prämien dafür sehr hoch sind“, erklärt Felix Jenninger. „Gegen Stürme versichern wir uns hingegen öfter, insbesondere in Neuseeland.“ Er ergänzt: „Wir schauen bei unseren Investmentent- scheidungen darauf, wie wir die Gefahr von Waldbränden möglichst gering halten können.“ Seiner Erfahrung nach sind privat gemanagte Wälder oft einer geringeren Waldbrandgefahr ausgesetzt als Staats- forste. „Private Waldbesitzer passen auf ihre Flächen besser auf. Beispielsweise überwachen sie die Wälder mit Kameras auf sich entwickelnde Feuer, oder sie legen Wasserreservoirs an und schlagen breite Brandschneisen. Wir kaufen daher ungern Wälder, die direkt an Staatswälder gren- zen. Außerdem kaufen wir nicht nah an der Küste im Südosten der USA, weil dort die Gefahr starker Hurrikans hoch ist.“ Nachhaltigkeit Daneben hat Wald, wenn er nachhaltig bewirtschaftet wird, die gute Eigenschaft, dass er atmosphärisches CO 2 bindet. „Wald ist die einzige Assetklasse, die tat- sächlich CO 2 aus der Atmosphäre binden kann. Wald ist also netto negativ, was CO 2 - Emissionen betrifft“, so Davis. Das macht Nachhaltigkeit zu einer wesentlichen Eigenschaft der Assetklasse Forst. „Außer- dem zahlt die Assetklasse auf mehrere Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Natio- nen ein, die UN SDGs“, ergänzt von Gravenreuth. Unter langfristigen Aspekten scheinen Waldinvestments daher tatsächlich ziel- führend zu sein und Portfolios Resilienz zu verleihen. „Große Vermögen und Unter- nehmen sind über die Jahrhunderte unter- gegangen. Was häufig geblieben ist, sind deren land- und forstwirtschaftlichen Be- triebe und die Kunstsammlungen“, bringt es von Gravenreuth auf den Punkt. Aus diesem Blickwinkel verweist Jenninger auf seinen Arbeitgeber: „Die Prinzen Salm sind ein 800 Jahre altes Adelsgeschlecht, das schon immer Land- und Forstwirt- schaft betrieben hat. Diese Investments haben die Familie über die Jahrhunderte ernährt. Dazu gehören sowohl Wald auch der Weinanbau.“ ANKE DEMBOWSKI » Die Bäume wachsen und steigen im Wert, egal welche Turbulenzen es sonst in der Wirtschaft gibt. « Angela Davis, President Campbell Global, einer Tochtergesellschaft von J.P. Morgan Asset Management 212 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | WALDFONDS FOTO: © CAMPBELL GLOBAL

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