Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

gen und Assets für die Digitalisierung der realen Wirtschaft. Bemüht ist man bei Invesco jedenfalls, sich von passiven Investmentstrategien – und hier speziell dem Ball Metaverse Index – abzugrenzen. Dieser gewichte entlang des gesamten erwarteten Metaverse-Exposures der jeweiligen Unternehmen, während bei der aktiven Invesco-Strategie „die Bewer- tung der Unternehmen im Vordergund steht“. Das bedeutet: Ist ein Unternehmen fundamental unterbewertet, kann das Invesco-Management es im Portfolio stärker gewichten, als es sein Metaverse-Exposure eigentlich rechtfertigen würde. Zweifel Den Fokus auf den Wert oder die Profi- tabilität eines Unternehmens zu richten, könnte sich als valide Strategie herausstel- len. Denn es gibt nicht nur Metaverse- Cheerleader, sondern auch Kritiker. Zu ihnen gehört David Vidal-Tomás, der am University College London und der Univer- sitat Jaume I in Spanien wirkt. Seine Arbeit, die er „The Illusion of the metaverse and meta-economy“ betitelt hat, stellt die öko- nomische Tragfähigkeit des Metaverse- Konzepts per se in Frage. Er sieht die Funk- tionsfähigkeit von ökologischen Systemen auf zwei Ebenen: Auf der ersten befindet sich das regulatorische Rahmenwerk – oder die Governance, wie es im Originaltext heißt. Auf der zweiten befindet sich die Möglichkeit, Dienstleistungen und Güter auszutauschen – Vidal nennt diesen Aspekt „Trade“. Als Näherungsvariable für „Gover- nance“ untersucht der Autor die Funktions- tüchtigkeit von Metaverse-Währungen. Da- zu gehören die Token SAND und MANA, wie sie in den Metaversen „The Sandbox“ und „Decentraland“ verwendet werden. Diese basieren auf bereits bestehenden Kryptowährungen wie Ethereum. Insgesamt zählt Vidal 167 unterschiedliche Metaverse- Token, die in 77 unterschiedlichen Meta- verse-Projekten erspielt werden können. Auf der Trade-Ebene untersucht Vidal vir- tuelle Güter, die im Metaverse erworben und veräußert werden werden können – also NFT, Non Fungible Token. Im Gegen- satz zu SAND, Bitcoin oder Ethereum sind NFT mit Alleinstellungsmerkmalen codiert, das heißt, jedes virtuelle Objekt, das mit einem NFT versehen ist, ist einzigartig (siehe auch Artikel „Die digitale Sachwer- te-Zukunft“ in Institutional Money 1/2022) . NFT können über Fungible Token erworben und veräußert werden. Im bereits erwähnten Fall von „The Gray Man“ und Decentraland können NFT etwa in Form von virtueller Ausstattung für den eigenen Avatar erspielt werden, indem man eine In-Game-Mission erfüllt. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Vidal über den aktuellen ökonomi- schen Stand der Metaversen ein vernichten- des Urteil fällt. Bei NFT ist es sowohl bei den gehandelten Volumina als auch dem Wert zu gewaltigen Schwankungen gekom- men (siehe Chart „Boom & Bust bei NFT“) . Und bei den Zahlungsmitteln selbst kommt es regelmäßig zur Bildung von Bla- sen – diese definiert der Autor anhand des BSAFD-Tests, dessen Methodik 2015 von Philips et al. in ihrer Arbeit „Testing for multiple bubbles: Historical episodes of exuberance and collapse in the S&P 500“ vorgeschlagen wurde. Mithilfe des Tests werden „explosive Dynamiken“ identifiziert – und davon gibt es im Token-Metaverse ( siehe Chart „Blasenbildung als Risikobaro- meter“ ) zur Genüge. Vidal kommt deshalb zum Schluss, dass „das gegenwärtige Meta- verse derzeit nur als spekulative Welt ver- standen werden kann“. Das Konzept per se verteufelt er aber nicht, sondern er stellt vielmehr angesichts der aktuellen markt- technischen Turbulenzen die wichtige Fra- ge, wer das Metaverse aufbauen wird? „Krypto-Start-ups oder etablierte Firmen? Und wie wird dieses Metaverse funktionie- ren? Privat oder öffentlich?“ Schlussfolgerungen Möglich ist natürlich auch eine hybride Lösung, wie wir am Beispiel von „The Gray Man“ ablesen können. Ein inzwischen etabliertes Unternehmen – Netflix – hat sich das Metaverse des Start-ups Decentraland Foundation zunutze gemacht und emittiert dort NFT. Auf diese Weise könnte das Metaverse ökonomische Stabilität quasi „importieren“. Aus Investorensicht erschei- nen Investitionen direkt im Metaverse der- zeit nur theoretisch. Über etablierte Finanz- instrumente ist es aber bereits jetzt möglich, an der Entwicklung dieser Zukunftstechno- logie teilzuhaben. HANS WEITMAYR Blasenbildung bei Metaverse-Token als Risikobarometer Entlang des BSAFD-Tests identifiziert Studienautor Vidal Blasen im Metaverse – dort sind diese kontinuierlich zu orten. Orientiert man sich an der Methodologie von Philips et al. aus dem Jahr 2015, so präsentiert sich die Anzahl der Blasen – die als „explosive Entwicklung“ definiert werden – bis zuletzt als dramatisch. Sieht man sich hingegen den Prozentsatz der Token an, die von einer explosiven Entwicklung erfasst wurden, so geht dieser Wert seit den heftigsten Turbulenzen im März 2021 tendenziell zurück. Das könnte auf eine Marktbereinigung hindeuten, wonach die anfälligsten Token aus dem Markt gedrängt wurden. Quelle: Studie Vidal-Tomás 0 10 20 30 März 22 Sept. 21 März 21 Sept. 20 März 20 Sept. 19 März 19 0 % 25 % 50 % 75 % 100 % März 22 Sept. 21 März 21 Sept. 20 März 20 Sept. 19 März 19 90-%-Konfidenz 99-%-Konfidenz 95-%-Konfidenz 90-%-Konfidenz 99-%-Konfidenz 95-%-Konfidenz Anzahl der Blasen im Metaverse Prozentsatz der Blasen im Metaverse 204 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | ME TAVERS E

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