Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

Termin wird beim Floater nur die Höhe des Zinssatzes, nicht jedoch der Boni- tätsaufschlag zur Abgeltung des Kredit- risikos (Credit-Prämie) neu festgelegt. Floating Rate Notes sind daher gegen- über Zinsänderungen relativ immun, der maßgebliche Faktor für die weitere Kursentwicklung ist hauptsächlich das Kreditrisiko des Emittenten. Im Ergebnis ermöglicht dies Investo- ren, die vor dem Hintergrund steigender Inflationsraten und Zinsen von weiter fallenden Kursen fix verzinster Anlei- hen ausgehen, stattdessen auf Floating Rate Notes zu setzen und sich bis auf Weiteres auf das Einsammeln von Credit-Prämien zu beschränken. „Da auch Emittenten im unteren Investment- Grade-Bereich und teilweise auch im High-Yield-Segment Floater emittieren, besteht die Möglichkeit, von attraktiven Credit Spreads zu profitieren“, verweist Stern auf das mögliche Ertragspoten- zial. Mehr Stabilität Aufgrund der sehr niedrigen Duration von Floating Rate Notes, die maximal den Zeitraum bis zur nächsten Kuponzah- lung umfasst (auch wenn die Floater-Lauf- zeit viel länger sein sollte), ist zumindest aus dem Blickwinkel des Zinsänderungs- risikos die Volatilität der Floating-Rate- Notes-Kurse im historischen Rückblick sehr gering (siehe Grafik „Stabile Ent- wicklung“) . Zum Vergleich: Bei festverzinslichen Staatsanleihen wie US-Treasuries und deut- schen Bundesanleihen erreichte die Volatili- tät während des marktbreiten Ausverkaufs im Fixed-Income-Bereich im ersten Halb- jahr dieser Anlageperiode Werte, die zuletzt während des Corona-Crashs im Frühjahr 2020 beobachtet wurden. Unter Abgabe- druck kamen heuer nicht nur lang laufende Staatsanleihen, sondern auch Unterneh- mensanleihen und sorgten damit zusätzlich für unerwünschte Schwankungen im institu- tionellen Portfolio – während Floater nur marginale Kursrückgänge in Höhe von etwa einem Prozentpunkt verzeichneten (siehe Grafik „Ausverkauf gut überstanden“) . „Floating Rate Notes haben sich in die- sem Jahr in einer der schlimmsten Verkaufs- situationen auf dem Anleihenmarkt aller Zeiten als widerstandsfähig erwiesen, mit Verlusten von weniger als einem Prozent gegenüber einem Minus von etwa 8,5 Pro- zent für den Euro Aggregate Index“, nennt Fabian Piechowski, Portfoliomanager des Fonds Allianz Global Floating Rate Notes Plus, ein Beispiel für die Stabilität von Floa- ting Rate Notes und die damit verbundenen Diversifikationseigenschaften. „Floating Rate Notes sorgen für Diversifikation und Stabilität in Portfolios“, unterstreicht Reiter. Abgesehen von ihrer Funktion als Stabi- lisierungsinstrument setzen Profianleger auch aus anderen Motiven auf diese Papie- re: Reiter zufolge verwenden institutionelle Investoren Floating Rate Notes gern im Rahmen ihres Liquiditätsmanagements. „Darüber hinaus können Floater zur Steue- rung der Bilanz und regulatorischer Quoten eingesetzt werden“, ergänzt Stern. Trotz der genannten Vorteile sollten In- vestoren auch die Risiken von Floating Rate Notes nicht außer Acht lassen: Abgesehen vom Default-Risiko, also der Gefahr, dass der Emittent zu Laufzeitende nicht tilgen kann, bergen Floating Rate Notes das Risiko, zumindest bei einer zu langen Haltedauer zu wenig Performance für die Erreichung der eigenen Renditeziele zu liefern. Breite Auswahl Das Floater-Segment bietet für jeden Investorengeschmack das richtige Papier. Das liegt unter anderem an den vielen un- terschiedlichen Emittenten, die in der Folge für ein umfangreiches ausstehendes Markt- volumen sorgen. Laut DWS-Angaben lag das Universum nach der weitesten Defini- tion des Marktes und unter Berücksichti- gung aller Sektoren, Regionen, Ratings, Laufzeiten und Emissionvolumina per Ende des ersten Halbjahres 2022 bei 3,28 Billio- nen US-Dollar. Davon waren etwa 60 Pro- zent in US-Dollar und rund 40 Prozent in Euro denominiert, wobei etwa 65 Prozent der Emissionen über ein Investment-Grade- (IG)-Rating verfügten. Die verbleibenden 35 Prozent waren Sub-IG oder nicht geratet. Falls Investoren das Floating-Rate-Note- Universum aufgrund einer besseren Sekun- därmarktliquidität auf Emissionen beschrän- ken, die mindestens 250 Millionen US-Dol- lar oder Euro an Volumen aufweisen, belief sich per Ende des ersten Halbjahres dieses investierbare Segment laut Berenberg-An- gaben auf 1.581 Milliarden US-Dollar bei In einem Umfeld steigender Zinsen ist bei Investoren Flexibilität gefragt. Das gilt insbesondere für die Anleihenverzinsung, die sich möglichst rasch an neue, höhere Niveaus anpassen sollte. N o. 3/2022 | www.institutional-money.com 187 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | F LOAT I NG RAT E NOT E S

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