Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

D ie vergangenen zwölf bis 18 Monate waren wie ein Worst-Case-Szenario für die Anlageklasse, weil Aktien und Anleihen gleichzeitig deutlich korrigiert haben, kommentiert das erfahrene Portfolio- manager-Duo Marc-Alexander Knieß und Stefan Schauer von Lupus alpha die jüngere Vergangenheit von Wandel- anleihen. Ein historischer Rückblick bis 1997 zeigt, dass die Bondklasse zwi- schen Anfang Januar und Ende Mai 2022 weltweit kräftige Einbußen hin- nehmen musste (siehe Grafik „Wandler im Keller“) . Zweistellige Verluste in allen wichtigen Regionen (USA, Euro- pa und Asien) sowie am globalen Ge- samtmarkt (gemessen am G300 Index) gab es in den letzten 25 Jahren noch nie. Und grundsätzlich sind Anlageklassen nach der- art massiven Rückschlägen am interessan- testen, allerdings drängt sich hier aktuell die Frage auf, ob das Schlimmste schon hinter uns liegt oder ob das erst der Anfang war. Mit Ausblick auf eine Rezession bei weiter steigenden Zinsen angesichts rekordverdächtiger Inflationsraten könn- te man auch bezweifeln, dass alle Nega- tivfaktoren in den heutigen Kursen der Convertible Bonds bereits vollständig eingepreist sind. Diese Frage müsse jeder Investor für selbst beantworten, denn die Bandbreite der Marktmeinun- gen ist groß. Ausschlaggebend wird sein, ob beziehungsweise wann die US-No- tenbank angesichts der drohenden Kon- junkturabkühlung ihren geldpolitischen Kurs ändert. Sobald sich das Bild dahin- gehend geklärt hat, sollten Wandelan- leihen für risikobewusste Anleger ein attraktives Risiko-Return-Profil und eine gute Alternative zu reinen Aktieninvest- ments bieten. „Drei Einflussfaktoren sind es im Wesentlichen, die Wandelan- leihen so richtig durchgeschüttelt und auch den Bondfloor nach unten gesetzt haben: die Aktienkurse, die sich im Bärenmarkt befinden, die Zinsen, deren Richtung in den USA und Europa nach Norden zeigt, und auch das Ansteigen der Spreads“, sagt Gerhard Kratochwil, CEO von Convert- invest Financial Services, einem Asset Manager mit Sitz in Brunn am Gebirge bei Wien, der sich auf Wandelanleihenmanage- ment fokussiert. „Außerdem haben die Paritäten wesentlich stärker gelitten als der breite Aktienmarkt, weil Convertibles eben in dynamischeren Sektoren unterwegs sind.“ Das habe auch zu einer signifikanten Reduktion der Bewertung geführt, die die Wandelanleihen interessanter machte. Diese Bewertungen haben laut Kratochwil auch Hedgefonds auf den Plan gerufen. Aufgrund des zeitgleichen Crashs von Anleihen und Renten in 2022 hat die Asym- metrie im ersten Halbjahr nicht gut gehal- ten. Ist die berühmte Asymmetrie, die bei hybriden Wandlern Abwärtsbewegungen zu einem Drittel und Aufwärtsbewegungen an den Aktienmärkten zu zwei Dritteln mit- Angesichts eines historisch ungünstigen Verlaufs des bisherigen Jahres für Wandelanleihen drängt sich die Frage auf, ob hier eine günstige Kaufchance vorliegt oder ob es zu früh ist, hier einzusteigen. Wandler im Keller Year-to-date-Performance in den ersten fünf Monaten der Jahre 1997 bis 2022 Der Sell-off in den ersten fünf Monaten 2022 führte zu zweistellig negativen Performancewerten für die drei Regionen USA, Europa und Asien sowie den globalen G300 Index. So etwas hat man im letzten Vierteljahrhundert noch nicht gesehen. Quelle: BofA Global Research 2006 2008 2010 2012 -15 % -10 % -5 % 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % Global G300 US Asien Europa 1998 2000 2002 2004 2014 2016 2018 2020 2022 Year-to-date Rendite » Bekommt die Fed die Inflation in den Griff, sind die Renditen bei Convertibles durchaus attraktiv. « Dr. Gerhard Kratochwil, CEO Convertinvest Financial Services Zeit für Bottom Fishing? 178 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | WANDE LANL E I HEN FOTO: © CONVERTINVEST FINANCIAL SERVICES, ANTON GVOZDIKOV | STOCK.ADOBE.COM

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