Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

D er Siegeszug der passiven Produkte hat viel damit zu tun, dass die Fondslisten eine Vielzahl ehemaliger „Outper- former“ aus dem aktiven Lager enthalten. Hohe Renditen erzielt man nur abseits des Mainstreams, und wer höhere Risiken in Kauf nimmt, durchleidet früher oder später Durststrecken. In einer solchen Situation befindet sich derzeit der MainFirst – Top European Ideas. In solchen Phasen wird auch eine Gebührenstruktur zur Bremse, die in der institutionellen C-Tranche auch eine 15-prozentige Erfolgsbeteiligung umfasst. Dass das Team von Olgerd Eichler mit Evy Bellet und dem 2013 hinzugestoßenen Alexander Dominicus kompetent ist, steht außer Zweifel – ebenso wie die Tatsache, dass sie für die Rahmenbedingungen der letzten Jahren kein Rezept finden konnten. In hart umkämpften Sparten wie dem Fondsgeschäft hat dies aber Folgen. Der zu- letzt fehlende Erfolg bewirkte rückläufige Assets: Zum 31. März 2014 waren es mehr als 1.791 Millionen Euro, zuletzt war der Fonds gerade noch 457,57 Millionen schwer. Auch die Teamstabilität scheint zu leiden, Co-Manager Alexander Lippert hat das Haus verlassen. Als aktiver europäischer Aktien- fonds konzipiert, soll der MainFirst – Top European Ideas in vielver- sprechende Firmen investieren, bei denen aufgrund solider Bilanzen, einer hohen Profitabilität und vor- ausschauenden Managements Ge- winnwachstum zu erwarten ist, in- vestieren. Klassisches Stockpicking soll langfristig dazu führen, die Benchmark im Form des Stoxx Europe 600 Net Return Index zu schlagen. Das klingt nach einer Value-Strategie, die auch auf der Homepage als solche bezeichnet wird. Einige Absätze weiter wird aber von einer „Flexible Blend“-Stra- tegie gesprochen wird, die ja einen Mix aus Value und Growth darstellt. Der Fonds habe seit seiner Auflage nahe- zu stetig die Wertentwicklung der Bench- mark übertreffen können, las man auf der Homepage Ende August. Das stimmt zwar, ist aber primär den guten Anfangsjahren (Fondsstart: 13. 7. 2007) zu verdanken, von denen man bei der Analyse ab Start heute noch zehrt. In den zwölf Monaten zum 1. September 2022 lag man mit einem Minus von 28,11 Pro- zent 16,25 Prozentpunkte hinter der Benchmark (–11,86%). Eine der Ursachen dieser Un- derperformance liegt im ESG- Ansatz, denn zuletzt gut laufende Branchen blieben außen vor. Da- zu kommt, dass man den Nach- haltigkeitsanspruch durch den Ausschluss von Sektoren wie Fracking, Ölsande, Kohle, Nuklearenergie und Tabak stärkte. Sicherlich hatten es Small und Mid Caps zuletzt auch nicht gerade besonders leicht. Selbst wenn man den Fonds über die letzten fünf Jahre nicht nur gegen seine Benchmark laufen lässt, sondern auch gegen den MSCI Europe Small Cap Net Return EUR Index sowie gegen den MSCI Europe Value Net Return EUR und den MSCI Europe Growth Net Return EUR, bleibt dem Top European Ideas Fund die rote Laterne (siehe Grafik) . Während man über fünf Jahre per 29. August 2022 nur auf einen annualisierten Fondsertrag von 1,13 Prozent kommt, lie- ferte die Benchmark 5,26 Prozent jährlichen Ertrag. Auch mit dem MSCI Europe Small Cap Net Return wäre man mit 4,19 Prozent durch Ziel gelaufen, und mit den MSCI-Value- beziehungsweise -Growth-Indizes wären es noch immer 2,46 respektive 7,46 Pro- zent jährlich gewesen. Home Bias Mit einer Ländergewichtung für Deutschland von 55 Prozent liegt ein be- trächlicher Home Bias vor. Das ist insofern verständlich, als man den Kontakt zu den Unternehmen sucht. Dass es mit einem ge- ringeren Home Bias im Small- und Mid- Cap-Segment in Europa besser funktioniert, zeigt der Squad Gallo Europa Fonds, dessen Frankreich-Gewicht mit unter 34 Prozent geringer ausfällt. Hier hat man zwischen 1. Januar und 2. September nur 11,22 Prozent verloren, beim MainFirst- Produkt waren es 28,43 Prozent. Bei der Einzeltitelauswahl war man zu- letzt auch nicht vom Glück verfolgt. So entfällt die zweitstärkste Gewich- tung auf den Glashersteller Verallia, der ein Opfer hoher Gaspreise ist. Beim MainFirst – Top European Ideas besteht dringender Handlungs- bedarf, wenn man nicht weiteren Asset-Schwund in Kauf nehmen möchte. Eine Internationalisierung des Teams und ein daraus resultie- render Abbau des Home Bias wären ein möglicher Ansatz. Auch sollte man die Gebührenstruktur vielleicht noch einmal überdenken. Nichts zu tun wäre wohl das falsche Signal. DR. KURT BECKER Rote Laterne Wie man es dreht und wendet: MainFirst – Top European Ideas ist Schlusslicht. Sowohl gegenüber dem Stoxx Europe 600 als auch dem MSCI Europe Small Cap, dem MSCI Europe Value und dem MSCI Europe Growth Index (jeweils mit reinvestierten Nettodividenden) liegt der Fonds über 5 Jahre zwischen 133 und 633 Basispunkten auf annualisierter Basis zurück. Quelle: Bloomberg -40 % -20 % 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % MainFirst – Top European Ideas Fund MSCI Europe Growth Net Return EUR Index STOXX Europe 600 (Net Return) EUR MSCI Europe Small Cap Net Return EUR Index MSCI Europe Value Net Return EUR Index 2019 2018 2021 2020 2017 2022 Kumulierte Performance in Prozent Sinkender Stern FLOP k FLOP. Der MainFirst – Top European Ideas ist 15 Jahre alt. Anfangs lief er dem Markt davon, danach viele Jahre mit dem Markt. Zuletzt entwickelte er sich allerdings enttäuschend. N o. 3/2022 | www.institutional-money.com 159 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | F LOP

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