Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

die Vermeidung von Reputationsschäden sind eher passive beziehungsweise reaktive Verhaltensweisen und keine aktiven. Aktiv die Nachhaltigkeitsrisiken steuern wollen erst 79 Prozent der Unternehmen, und drei Viertel (75 Prozent) sehen darüber hinaus sogar Chancen, die sich aus dem Übergang der Wirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit ergeben, die sie gezielt nutzen wollen. Nachhaltigkeitsprodukte Die größten Auswirkungen der Nachhal- tigkeitsentwicklung sehen die Versicherer auf der Aktivseite ihrer Bilanz, also bei der Kapitalanlage. Konkret schlägt sich dies in der Tatsache nieder, dass viele Häuser bereits spezielle Nachhaltigkeitsprodukte entwickelt und auf den Markt gebracht haben. Bei solchen Produkten werden in der Kapitalanlage bestimmte Nachhaltigkeits- aspekte berücksichtigt. 139 der 260 teilnehmenden Unternehmen geben an, bereits heute nachhaltige Pro- dukte zu vertreiben. 99 davon haben dies schon strategisch festgelegt, und weitere 91 Unternehmen planen eine solche Strategie für die Zukunft. Die Passivseite Für die Passivseite ihrer Bilanz, also die Produkt- und Zeichnungspolitik, rechnen bislang nur wenige Versicherer und Pen- sionsfonds mit wesentlichen Auswirkungen durch die Nachhaltigkeitsrisiken. Hier spielen Nachhaltigkeitsrisiken ledig- lich für die Versicherungszweige sonstige Kfz-Versicherung sowie Feuer- und sonsti- ge Sachversicherung eine nennenswerte Rolle. Entsprechend sind die Sparten Scha- den-Unfall und Rückversicherung die maß- geblichen Treiber bei einer Zeichnungspoli- tik, die auf Nachhaltigkeitsrisiken ausge- richtet ist. Im Bereich Leben sieht bislang nur eine Minderheit eine wesentliche Rele- vanz der Nachhaltigkeitsrisiken. Die Maßnahme, ganze Geschäftsfelder einzustellen, ergreifen allerdings nur 16 Pro- zent der teilnehmenden Unternehmen. Immerhin 30 Prozent sehen aber die Ein- schränkung bestimmter Geschäftsfelder vor. Etwa die Hälfte der befragten Unterneh- men hat bereits ihre Geschäfts- beziehungs- weise Risikostrategien hinsichtlich Nachhal- tigkeitsrisiken überprüft und entsprechend angepasst. Noch sind allerdings separate Nachhaltigkeitsstrategien die Ausnahme. Laut eigener Aussage befinden sich hier Noch nehmen die Versicherungsunternehmen Nachhaltigkeitsthemen eher als Risiken und weniger als Chancen wahr. Den meisten geht es darum, Nachhaltigkeitsrisiken zu erkennen und zu beobachten, oder darum, Reputationsschäden zu vermeiden. Die BaFin betont, dass sich die Versicherungsaufsicht auch 2022 schwerpunktmäßig mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen wird. Anlage- und Reputationsrisiken weit vorn In welchen Risikomanagementbereichen berücksichtigt der Versicherer oder Pensionsfonds Nachhaltigkeitsrisiken? Noch nehmen die Versicherungsunternehmen Nachhaltigkeitsthemen eher als Risiken denn als Chancen wahr. Im Risiko- managementbereich werden insbesondere Anlage- und Reputationsrisiken berücksichtigt, noch vor operationellen Risiken. Quelle: BaFin-Umfrage Aktiv-Passiv-Management Anlagerisiko Risikoübernahme und Rückstellungsbildung Risikoversicherung/Techniken zur Minderung Reputationsrisiko Konzentrationsrisiken Operationelle Risiken Antworten: 230 Antworten: 248 89 % Antworten: 229 42 % Antworten: 229 39 % Antworten: 244 77 % Antworten: 234 41 % Antworten: 237 59 % 22 % Anteil Ja in Prozent N o. 3/2022 | www.institutional-money.com 153 T H E O R I E & P R A X I S | E SG B E I I NS T I S

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