Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

Vorteil Intransparenz Desillusionierend auch die Aus- wirkung der Transparenz, ausge- drückt im CSR-Reporting der Unternehmen. Hier zeigt sich: Je schlechter das Reporting, desto eher konnte das Unternehmen den Marktschwankungen entgehen. Im Klartext bedeutet das: Je stärker ein Unternehmen seine ESG-Risiken verbirgt, desto beliebter ist es im konkreten Fall bei den Investoren. Dieser Effekt ist im Zehntages- zeitfenster zu 99 Prozent signifikant und wird von den Resultaten einer anderen Studie mit dem Titel „Are ESG Ratings Informative About Companies‘ Socially Responsible Behavior Abroad? Evidence from the Russian Invasion of Ukraine“ untermauert. Daniyal Ahmed, Eli- zabeth Demers, Jurian Hendrikse, Philip Joos und Baruch Lev, die für PwC, die University of Waterloo, die Universität Tilburg sowie die Stern School of Business wirken, haben dabei das Verhalten der Unternehmen aus dem Stoxx 600 untersucht. Im Gegensatz zu ih- ren italienischen Kollegen fokus- siert dieses Forschungsteam auf einen europäischen Index, da man aufgrund der geografischen Nähe und der stärkeren wirtschaftlichen Verflechtungen auf ausgeprägtere und somit besser messbare Effek- te hoffte. Dabei wurden die folgenden zwei Faktoren untersucht: zum einen das Russland-Exposure, das über den Anteil des Gesamtum- satzes oder der Gesamtbeleg- schaft definiert ist, der in Russ- land lukriert wird beziehungswei- se sich mit dem Russlandgeschäft auseinandersetzt. Außerdem wur- de erfasst, inwieweit Unterneh- men ihr Russland-Exposure vor der Invasion offengelegt und wie sie nach dem Angriff reagiert haben – ob sie also geblieben sind, einen Rückzug des Ge- schäfts verzögert oder unterlassen haben. Zur Identifizierung dieser Aktionen bedienen sich die Auto- ren einer Liste, die vom Yale- Ökonomen Jeffrey Sonnenfeld er- Schiffbruch hat das ESG-Konzept während der Ukrainekrise zwar nicht erlitten, einige Ansprüche musste man in der Realität einer echten Krise aber über Bord werfen. Denn kurzfristig haben Unternehmen mit hohen ESG-Scores rund um die russische Invasion nicht anders agiert als solche mit schlechteren Ratings. Vor Kursverlusten war man mit ESG auch nicht gefeit. ESG-Schutz verpufft Im 20-Tages-Zeitfenster lösten sich sämtliche Dämpfungseffekte auf. Korrelation zu kumulierten abnormalen Erträgen Zeitfenster: [–5, +5] [–5, +5] [–10, +10] [–10, +10] ESG-Score –0,00008** –0,00008* 0 0 (0,00004) (0,00004) (0,00002) (0,00003) ROE 0* 0 (0) (0) Operativer 0 0 Gewinn (0) (0) CEO in –0,00104 –0,00043 Doppelfunktion (0,00114) (0,00068) Größe des –0,00057** –0,00008 Verwaltungsrats (0,00028) (0,00017) Unabhängigkeit 0,00018** 0,00011** Verwaltungsrat (0,00008) (0,00005) Anzahl der 0 0 Aktien (0) (0) Diversity Score –0,00001 –0,00002 (0,00005) (0,00003) Kontroverser 0,00282 –0,00418 –0,00104 –0,00787** Sektor (0,00247) (0,00669) (0,00145) (0,00395) Anz. d. Beob. 2.922 2.760 6.818 6.440 Die überproportionalen Kurssausschläge konnten im engen Zeitfenster zwar kompensiert werden, die statistische Signifikanz war aber nicht berau- schend. Im größeren Zeitraum haben sich diese Hedging-Effekte vollkommen verabschiedet. **95-prozentige Signifikanz | *90-prozentige Signifikanz Quelle: Studie N o. 3/2022 | www.institutional-money.com 133 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | RÜCKZUG AUS RUSS LAND

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=