Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

I n der Satire „Bruce Allmächtig“ erhält der Protagonist von Gott das Geschenk der Allmacht verliehen – eine der Botschaften des Films lau- tet wohl, dass ein Übermaß an Macht nicht unbedingt immer ein Segen ist. Am Ende nimmt Gott Bruce dessen All- macht zu seinem eigenen Wohl wieder weg. Die Analogie lässt sich ohne gro- ße Mühe auf den Dollar übertragen: Denn eine Art Allmacht wurde dem Dollar nach dem Zweiten Weltkrieg verliehen, indem das internationale Währungssystem an den Greenback gekoppelt wurde. Wie im Film ging das nicht gut aus, ein freies Wechsel- kurssystem folgte – und das hätte eigent- lich das Ende der Dollar-Allmacht be- deuten müssen. „Bemerkenswerterweise stimmt der Ausspruch ‚Der Dollar ist un- sere Währung und euer Problem‘ aber nach wie vor“, hielt ein einigermaßen ver- blüffter Paul Krugman in einem Kommen- tar für die „New York Times“ fest. Den Text selbst betitelte er am 9. September „The Mysteries of the Almighty Dollar“. Anlass für sein neu aufgeflammtes Interes- se an der Dollarhegemonie war das Anfang September erschienene Brookings Paper „The Global Dollar Cycle“ von Maurice Obstfeld und Haonan Zhou, die in Berkeley respektive Princeton wirken. Erklärungsbedarf Anlässlich der aktuellen Stärke des US- Dollars (siehe Chart „Dollarstärke = Kri- senmodus“) und nicht zuletzt angesichts der Ungleichgewichte, die etwa in der Euro- zone durch eben diesen Trend verstärkt wer- den, erscheint die Arbeit zur rechten Zeit, da sie neue Erkenntnisse zum Einfluss des Dollars und zu den daraus resultierenden nötigen Reaktionen vonseiten der Wirt- schafts- und Währungspolitik in sich trägt. Obstfeld und Zhou fokussieren dabei vor allem auf die Auswirkungen der Dollarstär- ke auf die Volkswirtschaften der Emerging Markets, wobei Obstfeld konstatiert, dass „Zyklen der Dollarstärke seit 1980 von einem langsameren globalen Wirtschafts- wachstum begleitet werden“. Bei den Emer- ging Markets sei diese negative Korrelation am stärksten ausgeprägt. Es folgt mögli- cherweise eine kleine Spitze gegen Rogoff und Reinhart, indem er meint: „This time is no different.“ Es habe sich also in den ver- gangenen Jahren wenig am gewaltigen Ein- fluss des Dollars geändert, was angesichts des rückläufigen Anteils des US-BIPs an der Weltwirtschaft – und insbesondere im Vergleich zu den Emerging Markets – über- raschend sein könnte. Denn der BIP-Trend ist eindeutig: Demnach hat der Anteil der USA am kaufkraftbereinigten Welt-BIP im Jahr 1992 noch 19,6 Prozent ausgemacht, jener der Emerging Markets 42,3 Prozent. Im Jahr 2021 lag das Verhältnis aus Sicht der USA nur mehr bei 15,7 zu 57,9 – und dennoch existiert laut Obstfeld und Zhou besagter Zusammenhang zwischen Dollar- aufwertung und globaler Konjunkturschwä- che nach wie vor. Wie in der Satire „Bruce Allmächtig“ scheint der US-Dollar 50 Jahre nach Bretton Woods immer noch über uneingeschränkte Macht zu verfügen – gerade in Krisenzeiten reüssiert die Leitwährung sogar noch stärker. Warum das so ist und wieso das für den Rest der Welt keine gute Nachricht darstellt. Dollarstärke = Krisenmodus Dass der Dollar in der aktuellen Krise Stärke zeigt, scheint System zu haben. Im Lauf der Krise hat der US-Dollar gegenüber dem Rest der Welt deutlich an Wert gewonnen. Das stellt gerade die Ökonomen der Emerging Markets vor zusätzliche Probleme: Einerseits sinkt der Wert der Rohstoffexporte, anderer- seits steigt die in Dollar denominierte Staatsverschuldung. Quelle: Studie 90 95 100 105 110 US-Dollar-Index Indexpunkte 2021 2022 » Die Finanzmärkte der Eurozone sind zwar gewaltig – im Gegensatz zum Dollarmarkt aber fragmentiert. « Paul Krugman, Ökonom & Nobelpreisträger Dollar Allmächtig 120 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | US - DOL LAR FOTO: © SCOTT EELLS | BLOOMBERG FINANCE LP, STUDIOSTOKS | STOCK.ADOBE.COM

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