Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

deren Rahmen mit einem sechsprozentigen Rückgang des BIP gerechnet wird. Als Reaktion auf die Risiken eines kom- pletten Importausfalls von Öl und Gas schlägt Feld vor, „die Laufzeiten von Atom- kraftwerken zu verlängern. Zwölf Prozent unseres Stroms werden nuklear erzeugt. Das ist ein zu großer Anteil, als dass man ihn ignorieren könnte.“ Des Weiteren müsse man Gas zumindest kurzfristig durch Kohle substituieren und „selbstverständlich die Energieeffizienz erhöhen“. Die Teuerungs- raten werden wiederum laut aktuellen Pro- gnosen – je nach Berechnung – um die sechs Prozent liegen. „Ich glaube aber nicht, dass wir damit auskommen“, meint ein skeptischer Feld. In die Pflicht nimmt der Ökonom hier die Notenbank, die als einzige über das Instrumentarium verfügt, die Teuerung im Zaum zu halten – etwa durch „eine klare Kommunikation von Zinsschritten, mit denen man die erwar- tete Inflation managen könnte. Das pas- siert aber nicht“, so Feld. Schwerer Schlag Könnte es also sein, dass die Sanktio- nen den Europäern mehr schaden als Russland? Genau diese These ist ja einer der Hauptkritikpunkte der Sanktions- gegner. Die Antwort: eher nicht. Die Sanktionen dürften den Experten der Ratingagentur Scope zufolge das russi- sche Bruttoinlandsprodukt heuer um mehr als zehn Prozent einbrechen las- sen. „Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine werden zu einer viel tiefe- ren Rezession führen als während der Covid-19-Pandemie“, heißt es in der Wie weit werden die Embargos und Sanktionen gegen Russland gehen? Und wie zielführend sind solche Maßnahmen überhaupt? Genau zu diesen Fragen hat Rick Keerati von der Columbia Business School ein aufschlussreiches Paper veröffentlicht, in dem er sich den unerwünschten Nebenwirkungen der Russland-Sanktionen aus dem Jahr 2014 widmet. Sanktionsverletzlichkeit des Euroraums Wo und wie Europa von russischen Importen abhängt Diverse Industriezweige der Eurozone sind enorm von Importen aus Russland abhängig. Langfristig gesehen wird man also beispielsweise beim Bergbau und bei der Verarbeitung von Energieträgern umdenken müssen. In flächendeckenden Bereichen wie dem Handel oder der Kfz-Reparatur ist die Abhängigkeit von russischen Rohstoffen gerade in Deutschland enorm. Importstopps von russischem Öl und Gas hätten drastische Auswirkungen. Quelle: Feld, SVR 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % Anteil russischer Importe Deutschland Frankreich Spanien Italien Anteil an ges. russischen Importen Anteil an ges. Importen im jew. Wirtschaftsbereich Kohlebergbau, Gewinnung von Erdöl und Erdgas Kokerei und Mineralöl- verarbeitung Groß- und Einzel- handel, Reparatur von Kfz Metallerzeugung und Metallbe- arbeitung Herstellung von chemischen Erzeugnissen N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 91 SANKT I ONEN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=