Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

winkel Produktinnovation gehen unsere Plä- ne eher in Richtung von Lösungen, die sich an Artikel 9 orientieren, weil nach unserer Wahrnehmung dort das höchste Kunden- interesse besteht. Wir planen die Auflage weiterer Themenfonds, mit denen wir neben dem Klimaaspekt auch bisher weniger be- rücksichtigte Felder wie Biodiversität oder Ernährung auf den Markt wollen. Ist es eigentlich schwieriger, einen Renten- fonds, einen Multi-Asset-Fonds oder einen Aktienfonds so zu definieren, dass er den in Artikel 8 SFDR definierten Regeln entspricht? Jennifer Wu: Angesichts des zunehmenden Angebots an sogenannten Green Bonds ist es aus meiner Sicht einfacher geworden, einen nach Artikel 8 zugelassenen Renten- fonds aufzulegen. Denn die grünen Anlei- hen gelten genauso wie sogenannte nach- haltigkeitsbezogene Anleihen oder auch Transition Bonds per definitionem als nach- haltig. Im Aktienbereich ist die Suche nach Zielinvestments etwas schwieriger. Denn die Unternehmen, in die man investiert, müssen ja den Vorgaben der EU-Taxonomie entsprechen. Viele Unternehmen machen aber noch gar keine Angaben dazu, inwie- weit sie an der Taxonomie ausgerichtet sind. Laut entsprechenden Studien publizieren erst drei Prozent der europäischen Unter- nehmen, welcher Anteil ihres Umsatzes den Vorgaben der Taxonomie entspricht. Des- wegen müssen wir uns bei nach Artikel 8 aufgelegten Aktienfonds oft noch auf Ein- schätzungen anhand unserer hauseigenen Methodik verlassen. Das macht es natürlich etwas komplexer. Stichwort Green Bonds: Diese Anleihen er- freuen sich zunehmender Beliebtheit gerade bei institutionellen Investoren. Zu Recht? Jennifer Wu: Zumindest lässt sich sagen, dass inzwischen die tatsächliche Verwendung der Erlöse aus diesen grünen Anleihen sehr viel genauer geprüft wird, und zwar noch bevor die Anleihe wirklich aufgelegt wird. Übli- cherweise gibt es heute ein Underwriting, daher haben schon die Emissionsbanken ein Interesse daran sicherzustellen, dass bei der Emission einer grünen Anleihe eine entspre- chende Überprüfung durch Dritte gewähr- leistet ist. Außerdem sind die Vorgaben des sogenannten Green Bond Standards mittler- weile sehr gut etabliert. Insofern ist die Integrität von grünen Anleihen heute sehr viel besser als noch vor fünf Jahren, selbst in einigen Schwellenländern. Grundsätzlich können Investoren sich heute sehr viel woh- ler fühlen mit ihrem Investment. Andere Kategorien wie sogenannte Transition oder Social Bonds müssen wohl noch ein wenig weiterentwickelt werden, was die Definition und die tatsächliche Erreichbarkeit ihrer Finanzierungsziele angeht. In der Regel haben Green Bonds eine etwas geringere Verzinsung als die entsprechende traditionelle Zwillingsanleihe. Ist ein solches „Greenium“ gerechtfertigt? Jennifer Wu: Meiner Meinung nach entsteht ein solches Greenium, das in der Regel zwi- schen fünf und zehn Basispunkte beträgt, in erster Linie nachfragebedingt. Immer mehr Investoren sind dazu angehalten, nachhalti- ger zu investieren, was dazu führt, dass die Nachfrage nach Green Bonds höher ist als das Angebot – und das mit steigender Ten- denz. Mit Blick auf die Ziele des von der EU formulierten Green Deals wäre es natür- lich wünschenswert, dass es eher früher als später zu einem Gleichgewicht zwischen eingesetztem Kapital auf der einen Seite und dem dafür bereitgestellten Finanzie- rungsangebot auf der anderen Seite kommt. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Ein ›Greenium‹ bei grünen Anleihen entsteht in erster Linie nachfragebedingt. « Jennifer Wu, Globale Leiterin Nachhaltigkeit bei J.P. Morgan AM 66 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | J ENN I F ER WU | J . P. MORGAN AS S E T MANAGEMENT FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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