Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

Wie zum Beispiel? Jennifer Wu: Damals spielten Aspekte wie etwa Cybersicherheit, Risiken bei Kunden- daten oder Datenschutz noch so gut wie keine Rolle. Der Klimawandel, der CO 2 - Ausstoß eines Unternehmens oder ein Thema wie Biodiversität waren noch nicht Teil der Überlegungen, die die Marktteil- nehmer und insbesondere Investoren ange- stellt haben. Deshalb liegt auch bei uns das Hauptaugenmerk immer noch auf dem Thema Governance, weil es sich auf die finanzielle Leistungsfähigkeit eines Unter- nehmens auswirkt. Wir wissen aber inzwi- schen auch, dass Umwelt- und Sozialbelan- ge in dieser Beziehung eine zunehmend größere Bedeutung haben. Deswegen haben unsere Analysten und Fondsmanager aus dem Emerging-Markets-Team und dem Infrastrukturteam wahrscheinlich sogar einen gewissen Vorteil gehabt, was die Ein- beziehung von Nachhaltigkeitsaspekten in die konkrete Arbeit ihres jeweiligen Be- reichs anbelangt. Warum einen Vorteil? Jennifer Wu: Weil sie schon sehr viel länger als die Sparten für Investments in den eta- blierten Ländern daran gewöhnt waren, nicht nur die offiziell verfügbaren Informa- tionen und Angaben zu den Unternehmen, in die sie investieren, zu betrachten, sondern auch andere Quellen heranzuziehen. Ganz einfach, um so besser beurteilen zu können, ob ein Unternehmen im Hinblick auf seine Unternehmensführung wirklich gut abschnei- det oder eben nicht. Über die notwendigen Instrumente in Form von umfangreichen Informationen bis hin zu einer eigenen Datenbank zu verfügen, ist das eine. Um das alles erfolgreich in einen Mehrwert für den Investor zu verwandeln, müssen aber doch alle Unternehmens- sparten mitziehen und in diesen Prozess einbezogen werden. Jennifer Wu: Ich gebe Ihnen vollkommen recht, deswegen bedeutet Integration nicht nur die Bereitstellung von Informationen, man muss auch wirklich alle Mitarbeiter mitnehmen auf dem Weg zu einer selbst- verständlichen Berücksichtigung von Nach- haltigkeitskriterien innerhalb des gesamten Investmentprozesses. Auch das subsumiert der Begriff „Integration“ in diesem Zusam- menhang. Wir wollen wirklich alle Kolle- ginnen und Kollegen daran beteiligen und eine Informationsplattform schaffen, um das kollektive Wissen aller zu fördern. Das Ziel ist, gewissermaßen ein Forum zu haben, in dem die besten Ideen untereinander ausge- tauscht werden können. Genau darin sieht das Team, das ich leite, seine eigentliche Aufgabe. Am Ende ist J.P. Morgan Asset Management in erster Linie ein aktives Investmenthaus. Deshalb ist es für uns ent- scheidend, unser eigenes Konzept von Nachhaltigkeit vollständig in allen Bereiche des Unternehmens zu integrieren – vom Research über das Portfoliomanagement bis hin zur Risikoüberwachung und zum Berichtswesen. Nachhaltigkeit kann nicht allein die Aufgabe eines ESG- oder Com- pliance-Teams sein. Deshalb haben alle betroffenen Mitarbeiter spezielle ESG-Trai- nings durchlaufen. Das war natürlich für jeden mit einem entsprechenden zeitlichen Mehraufwand verbunden. Setzen Sie auch auf externe Datenabieter? Jennifer Wu: Wir haben durchaus den Zugang zu Datenanbietern wie MSCI oder Sus- tainalytics. Die wesentliche Basis für die » Viele Anbieter wollten möglichst schnell auf den ESG-Zug aufspringen und entsprechende Produkte auf den Markt bringen. « Jennifer Wu, Globale Leiterin Nachhaltigkeit bei J.P. Morgan AM 60 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | J ENN I F ER WU | J . P. MORGAN AS S E T MANAGEMENT FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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