Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

Michael Klauke-Werner: Der Immobilienanteil in ihren Portfolios hatte schon vor der jüngs- ten Neubewertung an den Kapitalmärkten zum Teil die für viele entscheidende maxi- male Größe von 25 Prozent erreicht oder befand sich zumindest in der Nähe dieser Marke. Wenn nun gleichzeitig der Wert der festverzinslichen Anlagen zurückgeht, be- deutet das sozusagen eine automatische Hö- herbewertung des Immobilienanteils. Bisher hat das bei den meisten Marktteilnehmern noch nicht dazu geführt, dass sie sich sozu- sagen gezwungenermaßen von Teilen ihrer Immobilienquote verabschieden mussten; zumal die Regulierungsbehörden bisher noch die Füße stillgehalten haben, selbst wenn die 25-Prozent-Marke zeitweise überschrit- ten wurde. Je nach künftiger Marktentwick- lung könnte das aber für den einen oder anderen Investor problematisch werden. Wie reagieren denn die Investoren auf die jüngsten Korrekturen in den unterschiedli- chen Marktsegmenten? Thomas Jesch: Dass das Anlagejahr 2022 ins- gesamt eine Herausforderung bleiben wird, dürfte inzwischen jedem bewusst sein. Auf die Aktienanlage bezogen, scheint das Inter- esse bei einigen Investoren nach den jüngs- ten Korrekturen aber sogar wieder zuzuneh- men, wenn auch nur in sehr ausgewählten Segmenten. Das betrifft vor allem solche Werte, die über ein nach wie vor gesundes Umsatzwachstum bei gleichzeitig stabilen Gewinnmargen verfügen. Diese Werte wur- den zum Teil zu Unrecht mit der Gesamtheit des Marktes durch entsprechende Kursver- luste abgestraft – eine Entwicklung, die auch schon in anderen Phasen kriegerischer Auseinandersetzungen zu beobachten war. Sprechen Sie von Aktien, die häufig als Qualitätswerte bezeichnet werden? Thomas Jesch: Nicht nur das. Man darf ange- sichts der jüngsten Entwicklung wohl davon ausgehen, dass die Märkte in einer Situation angekommen sind, die gemeinhin als Value- Phase bezeichnet wird. Aus meiner Sicht ist aber die Diskussion, die oft verkürzt als Value versus Growth diskutiert wird, eher akademischer Natur. Ich glaube, dass man als Investor gut damit fährt, sich auf etwas zu konzentrieren, was ich als „Valuable Growth“ bezeichnen würde. Gemeint sind damit Unternehmen, die wie gesagt in der Lage sind, ihre Umsätze zu steigern und auskömmliche Margen von vielleicht zehn Prozent und darüber zu erzielen. » Wenn der Wert der festverzinslichen Anlagen zurückgeht, bedeutet das sozusagen eine automa- tische Höherbewertung des Immobilienanteils. « Michael Klauke-Werner, Bund institutioneller Investoren Ein Bund für die institutionelle Kapitalanlage Bereits Ende Mai 2018 wurde der Bund institutio- neller Investoren (BII) gegründet. Inzwischen gehören der Vereinigung, vertreten durch ihre vier Vorstandsmitglieder, 30 Vertreter der institutionellen Kapitalanlage an, die sich je zur Hälfte aus Repräsen- tanten der Asset-Management-Branche und den Asset Ownern in Versorgungseinrichtungen, Pensionskassen und Pensionsfonds zusammensetzen. Die bedeutend- ste Veranstaltung des BII, der „Tag der institutionellen Kapitalanlage“, fand Mitte Mai zum zweiten Mal in Frankfurt statt. Am Vorabend des eintägigen Events wurde dabei zum ersten Mal der BII-Award „Forty un- der forty“ an die talentiertesten Nachwuchskräfte der Branche in den Segmenten ESG, Infrastructure, Real Estate und Risk Management vergeben. Die Ganztagskonferenz an sich war dem Thema Nachhaltigkeit im Immobilienin- vestment gewidmet. Nach dem Eröffnungsvortrag von Tor- sten Zuberbier, Professor an der Berliner Charité, standen verschiedene Vorträge von Branchenexperten sowie mode- rierte Podiumsdiskussionen zum Thema auf dem Pro- gramm. Thomas Jesch (links), Vorstand im Bund institutioneller Investoren, und sein Stellvertreter Michael Klauke-Werner . 52 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | DR. THOMAS JESCH & MICHAEL KLAUKE-WERNER | INSTITUTIONELLE KAPITALANLAGE FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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