Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

wundbarkeit der Banken gegenüber mög- lichen negativen wirtschaftlichen Entwick- lungen entgegenwirken, speziell am Wohn- immobilienmarkt. „Mit diesen Kapital- puffern tragen wir nicht nur den zyklischen Risiken Rechnung, sondern begegnen auch zielgenau den spezifischen Finanzstabilitäts- risiken am Wohnimmobilienmarkt, wo Preis- und Kreditwachstum momentan sehr stark sind“, erläutert Branson. Offenbar befürchtet der Regulator eine Trendwende auf dem Immobilienmarkt, die Preise für Häuser und Wohnungen sind zu- letzt deutlich gestiegen. Gleichzeitig hat sich auch der Anteil der Wohnimmobilien- finanzierungen in den Bankbilanzen enorm erhöht. „Er liegt mittlerweile bei 35 Prozent aller Bankkredite. Das ist auch eine Folge des Preisanstiegs“, erklärt Wuermeling, „und der Trend dauert an. Das Kreditvolu- men wächst mit sechs Prozent weiter stark.“ Er gesteht ein, dass sich dieses hohe Wachs- tum zum Teil durch ein generell stark gestie- genes Niveau der Wohnimmobilienpreise erklären lässt, aber eben nicht nur. „Schauen Sie sich mal die Einkommensströme der Banken an. Diese haben in den vergange- nen Jahren sehr stark auf Wohnimmobilien- darlehen gesetzt und stark an den florieren- den Immobilienmärkten partizipiert“, sagt Maximilian Könen. Er ist Managing Direc- tor Investments beim Debt-Fonds-Anbieter Linus Digital Finance. Enorme Preissteigerungen Tatsächlich sind die Wohnungspreise zu- letzt stark gestiegen. So warnte die Bundes- bank jüngst zum wiederholten Mal vor Überhitzungen auf dem deutschen Immo- bilienmarkt. Sie schätzt, dass das derzeitige Preisniveau zehn bis 30 Prozent über dem liege, was sich durch die Fundamentaldaten rechtfertigen lasse. Die UBS veröffentlichte jüngst eine Studie, in der sie einige Stand- orte in Deutschland für überbewertet hielt. München sei beispielsweise um 40 Prozent überbewertet. Insgesamt sind die Preise für Wohnungen im Bestand 2020 inflationsbereinigt um 9,6 Prozent gestiegen. Im Jahr davor, 2019, waren es bereits 9,3 Prozent. Diese Zahlen zeigt die jährlich erscheinende Studie „Post- bank Wohnatlas“, die die Postbank zusam- men mit dem Hamburgischen WeltWirt- schaftsInstitut (HWWI) erstellt. „2021 be- trug der Anstieg noch einmal 12,2 Prozent gegenüber dem Jahr 2020“, sagt Dr. Philipp Wackerbeck, Global Head of Financial Services bei PwC Strategy & Deutschland. „Das ist eine deutliche Steigerung gegenüber den ohnehin hohen Wachstumsraten der letzten zehn Jahre nach der Finanzkrise.“ Als Grund für den Schub bei den Qua- dratmeterpreisen sieht er den Anstieg der Liquidität im Markt – sowohl bei Privaten als auch bei Institutionellen – und den Man- gel an auskömmlich verzinsten Alternativen. Daneben haben sicher auch die günstigen Finanzierungskonditionen zum Preisanstieg beigetragen. Je nach individueller Aus- gangslage und Dauer der Sollzinsbindung konnten Käufer und Bauherren im vergan- genen Jahr für einen Zinssatz von unter einem Prozent Jahreszins finanzieren, so- dass sich auch relativ teure Immobilien noch rechneten. „Trotzdem gilt der deutsche Wohnimmobilienmarkt immer noch als attraktiver Standort und als Safe Haven. Er hatte nie so zyklische Schwankungen wie Wohnimmobilien in UK, den USA oder Südeuropa beziehungsweise Dubai“, meint Wackerbeck, der seine Eindrücke von der MIPIM 2022, der Immobilienmesse in Wer auf ein Gewitter zufliegt, muss rechtzeitig gegensteuern. Das Finanzsystem hat sich während der Corona-Pandemie zwar als robust erwiesen, aber die Verwundbarkeit gegenüber negativen wirtschaftlichen Entwicklungen, speziell am Wohnimmobilienmarkt, ist gestiegen. Daher will die BaFin das deutsche Bankensystem präventiv stärken. N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 261 S T E U E R & R E C H T | KAP I TAL PUF F ER

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