Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

allen Börsen sollen auch OTC-Platt- formen, APAs und systematische Inter- nalisierer ihre Handelsdaten an das CT liefern. Das hilft sowohl bei der Vor- als auch der Nachhandelstransparenz.“ „Asset Manager könnten die Daten beispielsweise in der Handelsvorberei- tung nutzen oder bei der Best-Execu- tion-Prüfung“, erklärt Rudolf Siebel, Geschäftsführer des deutschen Fonds- verbands BVI. Im Aktienbereich ist die Datenlage auch jetzt schon gut. „Hier decken pri- vate Datenhäuser bereits einen Großteil des Aktienhandels ab“, sagt Guntrum. Daher stelle sich die Frage, ob ein CT im Aktienbereich zwingend benötigt wird. „Im Fixed-Income-Bereich zeigt sich die Notwendigkeit viel deutlicher. Dort findet ein Großteil des Handels OTC statt, und für Marktteilnehmer ist es schwer herauszufinden, wo gerade die Liquiditätspools sind.“ Viel zu verhandeln Gründe dafür, warum das CT in Europa nicht schon längst eingeführt ist, sind die unterschiedlichen kommerziel- len Interessen und die hohe Marktfrag- mentierung. So wird darum gestritten, wie teuer die Marktdaten sein dürfen. Die Börsen verweisen auf hohe Kosten für IT, Infrastruktur und Compliance, die sie stem- men müssen. Sie sehen sich als diejenigen, die in erster Linie zum Preisbildungsprozess beitragen, und betrachten sich daher als die legitimen Eigentümer der Preisdaten. Ent- sprechend macht bis heute der Verkauf der Handelsdaten einen guten Teil ihrer Einnah- men aus. Das CT sammelt zwar die Daten von den verschiedenen Handelsplätzen ein, aber die Frage, welche Beträge die Daten- lieferanten erhalten, ist noch offen. Die Börsen wollen für ihren Verdienstausfall kompensiert werden. Auch noch nicht geklärt ist die Frage, was die Nutzer zahlen sollen. Hierzu werden aktuell unterschiedliche Vorschläge zu möglichen Gebührenmodellen geprüft. Der deutsche Fondsverband BVI ist ge- nerell darauf bedacht, dass seine Mitglieds- gesellschaften nicht zu viel für den Daten- bezug berappen müssen. „Daten sind das neue Öl. Entsprechend verfügen Anbieter von Finanzmarktdaten über eine große Marktmacht und können einseitig Kondi- tionen festsetzen. Die Fondsgesellschaften können ohne eine Gefährdung des eigenen Geschäftsbetriebs auf die entsprechenden Daten nicht oder nur sehr schwer verzich- ten. Der Markt für Finanzmarktdaten – wie zum Beispiel Kreditratings, wichtige Indi- zes und Börsendaten – ist mangels Alterna- tiven unelastisch“, erklärt Rudolf Siebel. Er sieht die Asset Manager hier in einer unangenehmen Zwangslage. Auch die Prei- se für ESG-Daten kämen die Fondsgesell- schaften neuerdings aufgrund der enormen Nachfrage nach nachhaltigen Investments und der Marktmacht der Datenanbieter teu- er zu stehen, und nun will man nicht auch noch für Handelsdaten in Abhängigkeit gebracht werden. „Wegen der steigenden Kosten dieser Produkte gehört das Thema Finanzmarktdaten zu den Eckpfeilern in der Lobbyarbeit des BVI“, unterstreicht Siebel die BVI-Position. Auf der anderen Seite verfügen Kapital- verwaltungsgesellschaften selbst über wert- volle Daten über die von ihnen angebotenen Fonds. „Diese werden derzeit weitgehend unentgeltlich von anderen Datenanbietern genutzt“, so Siebel. „Wir erarbeiten daher BVI-Leitlinien für die Nutzung von KVG- Daten durch Dritte, um die Eigentums-, Urheber- und Nutzungsrechte der Fondsge- sellschaften zu schützen.“ Immerhin sollen zumindest ETF-Daten in das Consolidated Tape eingehen, und dazu sind nicht nur die Handelsdaten der Börsen, sondern auch Daten zum außerbörslichen ETF-Handel, zum NAV und zur Portfolio- zusammensetzung wichtig, über die die BVI-Mitglieder verfügen. Datengeschwindigkeit Auch noch offen ist, wie schnell, das heißt mit welcher Zeitverzögerung, die Da- ten zur Verfügung gestellt werden. „Nach jetziger Regulierung sind die Handelsdaten mit 15 Minuten Zeitverzögerung kostenlos zu veröffentlichen. Das fordert die MiFIR“, erklärt Guntrum. „Daten-Vendoren zahlen an Börsen für den Bezug von Echtzeitda- ten.“ Daher sieht man den DAX und andere Indizes auf diversen kostenlosen Internet- plattformen nur zeitverzögert. „Die Börse Stuttgart veröffentlicht aktuelle Taxierungen zu allen gehandelten Produkten kostenlos in Echtzeit auf ihrer Website, um Transparenz für Anleger zu schaffen“, so Guntrum. Die EU-Kommission will ein Consolidated Tape einführen. Von einem solchen Echtzeitservice erhofft man sich mehr Markt- transparenz und dadurch eine fairere Preisbildung an den Märkten. Viele Börsen befürchten dadurch aber Einkommenseinbußen. N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 257 S T E U E R & R E C H T | CONSOL I DAT ED TAP E

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