Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

(IP beziehungsweise Patente) in wichtigen Bereichen wie beispielsweise erneuerbaren Energien aufgebaut werden.“ Er führt fort: „Mit unseren Investments wollen wir inno- vative Unternehmer dabei unterstützen, die Transformation voranzubringen, indem sie ihre radikalen wissenschaftlichen Ideen zu marktfähigen Produkten weiterentwickeln.“ Dazu sei er mit den forschenden Universi- täten in Kontakt, um am Ball zu bleiben, welche neuen technologischen Entwicklun- gen es gibt. Ertan lebt in Zürich und hält engen Kontakt zur ETH Zürich und auch zur TU München „Dort habe ich mal einen Spin-off finanziert. Außerdem habe ich dort zwei Mentorships für junge Wissenschaft- ler“, so Ertan. „Wir brauchen führende For- schung in den Bereichen Naturwissenschaf- ten und Elektrotechnik.“ Aber Forscher blieben oft intellektuell an ihrer Idee hän- gen. „Wir bringen dann das Unternehmeri- sche mit, helfen bei der Entwicklung von marktfähigen Produkten und bei der Ver- marktung. Wenn diese wechselseitige Kon- stellation gegeben ist, können wir ein Unternehmen mit viel weniger Risiko über die Ziellinie bringen, als es reine Finanz- investoren ohne eigene Gründererfahrung können“, ist er überzeugt. Keine ideologische Aufladung Um das Portfolio auf die Beine zu stellen, müssen die drei Macher viele Vorhaben un- ter die Lupe nehmen. Von etwa 100 Green- tech-Unternehmen, die sie sich angesehen haben, kommen nur drei in die engere Prü- fung. Das größte Potenzial sieht Ertan in den Sektoren erneuerbare Energie, Green- tech, Ernährung – insbesondere Sustainable Food Production – und bei der Schaffung von innovativen, nachhaltigen Materialien. „Der Bedarf an neuen Materialien zieht sich durch alle Branchen; denken Sie allein an Baustoffe! Wir gehen da unternehmerisch ran, nicht wie die Grünen, die das Thema oft ideologisch betrachten“, so Ertan. Er gibt ein Beispiel, wie die ideologische Auf- ladung von Themen in der Praxis nicht immer weiterhilft: „China baut im Jahr so viel wie die USA zwischen dem Zweiten Weltkrieg und heute gebaut hat. Der Be- darfsdruck ist so groß, dass Sie hier hand- feste Vorteile im industriellen Maßstab bie- ten müssen. Holz ist ein wunderbarer Bau- stoff, aber wenn China jetzt nur noch Holz als Baustoff verwenden wollte, müssten Sie alle Wälder der Welt abholzen. Das bringt uns ökologisch auch nicht weiter, so schnell wächst das Holz nicht nach!“ Wie man langfristig erfolgreiche Unter- nehmen findet, bringt Ertan auf den Punkt: „Eigentlich ist es einfach: Wir suchen nach vermarktungsfähigen Lösungen für Alltags- probleme. Wenn dann der Zielmarkt groß genug ist, investieren wir in das Unterneh- men und das Produkt. Um solche Unterneh- men zu finden, brauchen Sie eine Mischung aus wissenschaftlich fundierter Herange- hensweise und Unternehmertum. Beides ist in unserem Gründerteam ausreichend ver- treten.“ Dass Nachhaltigkeit und insbeson- dere die CO 2 -Reduktion nicht nur gesell- schaftlich, sondern auch geschäftlich ein wichtiges Ziel ist, begründet er so: „Die Staaten haben sich zur CO 2 -Reduktion verpflichtet. Wenn sich von allein nichts tut, werden sie daher den CO 2 -Verbrauch un- glaublich hoch besteuern. Das erhöht den Druck, mehr erneuerbare Energie zu produ- zieren. So einfach ist das!“ ANKE DEMBOWSKI Umut Ertan frei assoziierend zu … … Unternehmertum: „Ist das Ausleben von Ideen ohne Angst vor dem Scheitern.“ … Impact Investments: „Machen glücklich, retten den Planeten und machen reich.“ … CO 2 -Bepreisung: „Ist leider der einzige Weg aus dem Treibhaus-Dilemma.“ … Diverse Teams: „Sind Erfolgsgarant und sehr gut für die Stimmung in Unternehmen.“ » Beim Klimawandel kom- men Sie mit Innovationen viel weiter als mit Verboten und Beschränkungen. Aber Innovationen müssen mit Kapital unterfüttert werden. « Umut Ertan, Co-Gründer von Kingstone Schweizer Ventures (KSV) 234 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com P O R T R ÄT | PH I L I PP SCHOMB ERG UND UMUT ERTAN | K I NGS TONE SCHWE I ZER VENTURE S FOTO: © PRIVAT | UMUT ERTAN

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