Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

Umfrage von Institutional Money, die von Mitte März bis Ende April 2022 durch- geführt wurde. Auf die Frage „Investment- strategien auf Basis von Biodiversität finde ich …“ antworteten vier von zehn Umfrage- teilnehmern (40%) mit „interessant, inves- tiere zukünftig“. „Bereits investiert“ sind 12,3 Prozent. Für die Antwortmöglichkeit „uninteressant“ entschieden sich rund 24,6 Prozent, und 23,1 Prozent haben sich „damit noch nicht beschäftigt“ (siehe Grafik „Steigende Bedeutung“) . Dass Biodiversität als Anlagethema in den kommenden Jahren höchstwahr- scheinlich ihr Nischendasein verlassen wird und in den Investorenfokus rückt, indiziert insbesondere eine Umfrage von Robeco unter 300 Großanlegern vom Anfang dieses Jahres. Stand Biodiversi- tät vor zwei Jahren lediglich bei fünf Prozent im „Zentrum der Investment- strategie“, liegt dieser Wert nunmehr bei neun Prozent, um in den kommenden Jahren auf 21 Prozent zu steigen. Auf der Gegensei- te sinkt der Anteil jener Investoren, die Bio- diversität gar nicht berücksichtigen, von 37 Prozent von vor zwei Jahren auf 15 Prozent in zwei Jahren. Wenn man die bejahenden Antwortmöglichkeiten „im Zentrum“ und „ein signifikanter Faktor der Investmentstra- tegie“ zusammennimmt, erreicht Biodiversi- tät in zwei Jahren sogar eine Mehrheit von 56 Prozent (Details dazu siehe Grafik „Hö- heres Interesse an Biodiversität“) . Erste Pioniere Einen hohen Stellenwert bei der Anlage- strategie hat Biodiversität bereits bei den skandinavischen Altersvorsorgeeinrichtun- gen, beispielsweise bei den schwedischen AP-Pensionsfonds. Der norwegische Pen- sionsfonds berücksichtigt ebenfalls Bio- diversität in seiner Investmentstrategie und hat vor ein paar Jahren Aktien jener Unter- nehmen aus seinem Portfolio entfernt, die für Entwaldungsaktivitäten verantwortlich gemacht wurden. Auf Biodiversität wird nicht nur im hohen Norden, sondern auch in der DACH-Region Wert gelegt: Neben der Schweizer Migros Pensionskasse, die seit 2016 einen Schwerpunkt auf Biodiver- sität legt, zeigen kleinere Institutionelle aus Österreich gleichermaßen großes Engage- ment. So versucht die Niederösterreichische Versicherung bei ihrer Immobilienstrategie jede Form einer biodiversitätsschädigenden Bodenversiegelung zu vermeiden, indem sie nicht mehr in Neubauten auf (ehemals) grü- ner Wiese auf dem Lande investiert, sondern stattdessen in Altbauten in zentraler städti- scher Lage. Investments der Kategorie Neu- bauten werden nur innerhalb von Ballungs- zentren entwickelt. Erwähnenswert ist darü- ber hinaus die Österreichische Hagelversi- cherung, die sich seit vielen Jahren für den Erhalt der Lebensgrundlage Boden einsetzt und dies nicht nur bei der Anlagestrategie lebt, sondern auf dieses Problem auch mit Medienkampagnen hinweist und diesbezüg- lich sensibilisiert. Auf die Anforderungen institutioneller Investoren reagiert inzwi- schen die Fondsindustrie, die neben dem primär altruistischen Wunsch nach der Be- wahrung einer intakten Umwelt wohl als pekuniären Sekundäreffekt auch das damit einhergehende Fondsabsatzpotenzial sieht. Ein Beispiel dafür ist La Financière de l’Échiquier (LFDE): „Wir veröffentlichen seit 2021 den Biodiversitäts-Fußabdruck unserer größten Fonds und verpflichten uns im Rahmen des ,Finance for Biodiversity Pledge‘ dazu, Biodiversitätskriterien in unse- re Analysen miteinzubeziehen und die Aus- wirkungen unserer Anlagen auf die Biodi- versität bis zum Jahr 2024 bekanntzugeben“, erklärt LFDE-CIO Olivier de Berranger. Der genannte „Finance for Biodiversity Pledge“ scheint – wie ein Blick auf die Un- terzeichnerliste zeigt – nicht nur bei großen Kapitalsammelstellen wie der Aegon-, der Aviva- oder der SCOR-Versicherung, son- dern insbesondere bei Asset Managern beliebt zu sein. Die Unterzeichner dieses Gelöbnisses verpflichten sich, die biologi- sche Vielfalt durch ihre Finanzaktivitäten und Investitionen zu schützen und wieder- herzustellen sowie nachfolgende Punkte zu berücksichtigen: 1. Zusammenarbeit und Wissensaustausch 2. Zusammenarbeit mit Unternehmen 3. Bewertung der Wirkung (Impact) 4. Setzung von Zielen 5. Öffentliche Berichterstattung über die oben genannten Punkte vor 2025 » Die negativen Auswirkungen des Verlusts der biologischen Vielfalt sind ein systemisches Risiko. « Ingrid Kukuljan, Head of Impact and Sustainable Investing bei Federated Hermes und Managerin des Federated Hermes Biodiversity Equity Fund Höheres Interesse an Biodiversität Biodiversity verlässt ihr Nischendasein. Wie würden Sie die Bedeutung von Biodiversität für die Investmentpolitik Ihrer Organisation vor zwei Jahren, heute und in den nächsten zwei Jahren beschreiben? Biodiversität stand vor zwei Jahren nur bei den wenigsten Investoren im Zentrum oder war ein signifikanter Faktor der Investmentpolitik. Wie die Entwicklung der Balken zeigt, hat seitdem das Thema Biodiversität bei Investoren an Bedeutung gewonnen und wird dies auch auf Sicht von zwei Jahren tun. Quelle: Robeco-Studie 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Vor 2 Jahren Heute In den nächsten 2 Jahren Im Mittelpunkt unserer Investmentpolitik Ein signifikanter Faktor in unserer Investmentpolitik Kein signifikanter Faktor in unserer Investmentpolitik Überhaupt kein Bestandteil unserer Investmentpolitik 204 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | B I OD I VERS I TY FOTO: © FEDERATED HERMES

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