Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

gen für unsere Wirtschaft und unseren Lebensstandard“, warnt Jupiters Llewellyn- Waters. Sechstes Massensterben Nach Einschätzung von BNP Paribas be- finden wir uns bereits „mitten im sechsten Massensterben auf unserem Planeten“. Das führt zu unerwünschten und unerwarteten Wechselwirkungen. Denn eine geschädigte Biodiversität ist kontraproduktiv im Kampf gegen den Klimawandel, erinnert Kukuljan von Federated Hermes: „Die biologische Vielfalt bietet einen entscheidenden Beitrag zum Klimaschutz. Wälder, Torfmoore und Grasland sind natürliche Kohlenstoffsenken, die CO 2 absorbieren und speichern. Der Schutz und die Wiederherstellung dieser Ökosysteme gilt als die zweitwirksamste Lösung zur Bekämpfung des Klimawandels nach der Abkehr von fossilen Brennstof- fen.“ Angesichts dieser möglicherweise dystopischen Zukunft sollten Großanleger die genannten Risiken ernst nehmen und auf diese reagieren, fordert Deepshikha Singh, Deputy Head of Sustainable Invest- ment Research & Head of Stewardship bei La Française AM: „Investoren müssen er- kennen, dass es keine Wirtschaft ohne Natur und biologische Vielfalt geben wird. Unsere Wirtschaftssysteme – Lebensmittel, Ener- gie, Wasser, Produktion – hängen von den Ökosystemleistungen ab, die wir aus einer gesunden, funktionierenden biologischen Vielfalt beziehen. Als Investoren müssen wir sowohl die physischen Risiken als auch die Übergangsrisiken erkennen, denen unse- re Portfoliounternehmen durch den expo- nentiellen Verlust der biologischen Vielfalt in den letzten Jahrzehnten ausgesetzt sind.“ Regulierung reagiert Gesetzgeber und Regulierer reagierten im Rahmen ihrer Umweltschutzpolitik inzwi- schen auf diese drohende Gefahr mit diver- sen Nachhaltigkeitsvorschriften, die auch den Schutz der Biodiversität beinhalten. Nennenswert sind exemplarisch die neuen EU-Regularien zur Unternehmenstranspa- renz (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD), die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR) und vor allem die EU-Taxonomie für nachhaltige Aktivitäten. So zählen zu den sechs Um- weltschutzzielen der EU beispielsweise die „Nachhaltige Nutzung und Schutz der Was- ser- & Meeresressourcen“ und insbesondere der „Schutz und die Wiederherstellung der Biodiversität und der Ökosysteme“. Nicht nur auf internationaler Ebene, auch in Deutschland reagierte die Aufsicht. So hat beispielsweise die BaFin 2019 ein Merkblatt zum Umgang mit Nachhaltig- keitsrisiken veröffentlicht, in dem auch der Schutz der biologischen Vielfalt eingemahnt wird. Institutionelle denken um Trotz der Dringlichkeit, die Biodiversität zu bewahren, scheinen die meisten institu- tionellen Investoren bei diesem Thema erst langsam zu reagieren beziehungsweise noch etwas Adaptionszeit zu brauchen, um die ihnen anvertrauten Gelder zum Einsatz zu bringen. Das zeigt zumindest eine Cerulli- Umfrage unter Profianlegern aus dem letz- ten Jahr. Dieser zufolge sei die Mehrheit der Großanleger erst in der „frühen Phase“, ihre Portfolios hinsichtlich bestehender Bio- diversitätsrisiken zu analysieren, und würde noch nicht nach Investmentlösungen auf diesem Gebiet suchen. Etwas mehr an Dynamik zu gewinnen scheint Biodiversität gemäß einer Online- Biologen beobachten in vielen Regionen seit Jahren einen beunruhigenden Rückgang der Insektenpopulationen , die Folgen eines Ausfalls bestäubender, aber auch anderer Arten sind nicht absehbar. Ohne intakte Biosphäre ist die Zukunft der Menschheit gefährdet – diese Erkenntnis muss auch bei der Kapitalanlage berücksichtigt werden. N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 203 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | B I OD I VERS I TY

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