Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

zudem ihr Kapital vor der konkreten Über- nahme des Zielunternehmens zurückfordern können, wenn ihnen das Zielunternehmen oder die Bewertung unattraktiv erscheinen. Je nach Vertragsgestaltung ist nach 18 bis 24 Monaten das SPAC entweder mit dem Zielunternehmen an die Börse gegangen, oder es wird, wenn bis dahin nichts gefun- den wird, liquidiert. Wir wissen also genau, wie lang unser Kapital maximal gebun- den ist, und entscheiden erst nach der Vorstellung des Zielunternehmens, ob wir am Merger teilnehmen“, erklärt Keller, warum er SPACs nach wie für attraktiv hält, auch wenn der Hype klar vorbei sei. Die eine Möglichkeit ist also, dass der SPAC-Initiator ein interessantes Zielunternehmen findet. „Bei guten Deals sind dann am Ende Renditen von zehn bis 20 Prozent drin“, erklärt Keller. Dass es auch anders laufen kann, zeigt das Münchner Flugtaxiunternehmen Lilium, das im September 2021 durch einen De- SPAC mit Qell Acquisition Corp. an die NASDAQ kam. Anfänglich mit zehn Dol- lar gehandelt, notiert es jetzt bei 2,87 Dollar. „Der Index für De-SPACs lag seit Jahres- anfang Mitte Mai bei minus 43 Prozent und damit nur knapp vier Prozentpunkte über dem IPO Index. Sowohl über den IPO als auch über das SPAC kamen überwiegend Wachstumsunternehmen an den Markt und trafen hier auf ein negatives Sentiment für Growth-Titel“, schildert Keller die aktuelle Lage. Die andere Möglichkeit ist, dass kein Zielunternehmen gefunden wird oder der SPAC-Investor bei dem Deal nicht dabei sein möchte. „Dann erfolgt die Kapitalrückzahlung, und wir erhalten als Investor einen fixen Betrag zurück. Die Verzinsung be- trug in solchen Fällen in der Vergan- genheit vielleicht ein Prozent über zwei Jahre, Investoren konnten aber mit einem Abschlag von zirka zwei Prozent investieren, sodass sich die Rendite auf über drei Prozent stei- gern ließ“, meint Keller. Hier liegt der große Vorteil zum regulären IPO, bei dem Investoren ohne jedes Rückforderungsrecht den Marktkräf- ten ausgesetzt sind. Wie schmerzlich das in Hype-Zeiten sein kann, zeigen zahlreiche IPO-Beispiele der ver- gangenen Monate – von Auto1 bis Weber. Für Anleger waren SPACs hier klar die bessere Wahl. Discount-Spiel Aktuell könne man rund 97 Prozent aller SPACs zu einem Discount kaufen. „Damit kommen wir auf eine quasi garantierte Ren- dite von mindestens drei Prozent“, erklärt Keller den Vorteil. Und diese Rendite ist berechenbar und sicher, weil das Geld bereits auf dem Treuhandkonto liegt. „Im Vergleich zu ähnlich rentierenden Anleihen haben SPACs die viel kürzere Duration. Wenn man wie wir SPACs defensiv und aus der Arbitrage-Perspektive spielt, sind sie eine der defensivsten Assetklassen, quasi ohne Downside“, so Keller. Bisher behält er recht: Die SPAC-Allokation in seinem Fonds hat im laufenden Jahr bis dato quasi nichts eingebüßt. Möglichkeiten, hier zu investieren, sind nicht zuletzt aufgrund des vergangenen Booms genügend da. „Zahlen wie 2020 und 2021 werden wir bei der Neugründung von SPACs wohl dieses Jahr nicht mehr sehen, aber die SPACs aus der Boomphase existie- ren ja noch, denn sie haben bis zu 24 Mo- nate Zeit, ein Zielunternehmen zu finden“, sagt Maywald. Aktuell seien immerhin über 600 SPACs mit einem durchschnittlichen Treuhandvermögen von etwas mehr als 250 Millionen US-Dollar auf der Suche nach Zielunternehmen. Kleinere SPACs in den USA hätten etwa 50 Millionen US-Dollar, während die großen auch schon mal mehr als eine Milliarde einsammeln könnten. „Darüber können sich kleinere Neu-Unter- nehmen aus den USA, aber auch aus Euro- pa freuen, insbesondere wenn sie aus dem Technologiebereich kommen. Die werden jetzt von den vielen bereits existierenden SPACs unter die Lupe genommen“, so Maywald. „In Europa gibt es derzeit rund 30 SPACs, und hier sind die Vehikel im Schnitt rund 150 bis 500 Millionen Euro groß“, beobachtet Keller. „Zusammen mit den SPACs aus den USA ist das mehr als genug, um ein diversifiziertes Portfolio aus 50 bis 60 SPACs mit unterschiedlichen Zielsekto- ren, guten Sponsoren und Endlaufzeiten zusammenzustellen.“ Er hält SPACs weiterhin für ein attraktives Markt- segment, das allerdings nicht belie- big skalierbar sei. Bantleons Publi- kumsfonds ist aktuell rund 60 Mil- lionen Euro groß, und weitere 40 Millionen Euro verwaltet das Haus in SPACs-Mandaten. „Einen UCITS- Fonds, der ausschließlich in SPACs investiert, gibt es in Europa nicht. Event-Driven hat als Anlageklasse keine feste Definition und ist ein sehr weites Feld. Als einziger Anbie- ter eines diversifizierten Publikums- fonds mit opportunistischer SPAC- Allokation sind wir im deutsch- sprachigen Raum noch allein unter- wegs, und das gefällt uns recht gut“, so Keller. ANKE DEMBOWSKI » Im Prinzip sind SPACs und De-SPACs nichts Anrüchiges. Am besten hält man sich an etablierte SPACs-Gründer. « Dr. Ian Maywald, Partner für M&A und Kapitalmarktrecht bei KPMG Law Anzahl der SPACs-Neugründungen Die Boomphase war 2020 und 2021. Die Zahl der Neugründungen von SPACs ist in den Jahren 2020 und 2021 nach oben geschnellt. Aktuell ist sie wieder auf normale Größen- ordnungen zurückgegangen. Quelle: Spacinsider 0 100 200 300 400 500 600 700 2022 I 2020 I 2018 I 2016 I 2014 I 2012 I 2010 I 2008 I 2006 I 2004 I Anzahl der SPACs-Neugründungen p. a. Anzahl IPOs 194 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | SPACS FOTO: © KPMG LAW

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