Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

Welle auch nach Europa. Die Tatsache, dass SPACs in den USA einen regel- rechten Boom erlebten und dass sich auch Celebrities wie US-Rapper Jay-Z, Basketballer Shaquille O’Neal oder Tennisprofi Serena Williams in diesem Marktsegment tummelten, sorgte dafür, dass SPACs als ein wenig schillernd wahrgenommen wurden. Schließlich äußerte sich auch die SEC besorgt und schlug im März 2022 eine neue SPAC- Regulierung vor, in der es um Offen- legungsvorschriften und eine Verbes- serung des Anlegerschutzes geht. „Ins- gesamt ist davon auszugehen, dass die noch junge Assetklasse sich mehr und mehr dem klassischen IPO annähern wird, und das ist auch gut so“, meint hierzu Leonard Keller vom Asset Ma- nager Bantleon. Auch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde ESMA er- klärte in ihrem Newsletter im August 2021: „Es ist wichtig, dass den Anle- gern die Informationen zur Verfügung gestellt werden, die sie benötigen, um die Struktur der SPAC-Transaktionen zu verstehen, bevor sie Entscheidungen treffen.“ Die Warnungen rühren daher, dass die SPAC-Sponsoren das von ihnen gefundene Zielunternehmen gern in einem sehr positiven Licht beschreiben, da sie ein hohes Incentive haben, dass der Deal zu- stande kommt. Das führt zum Risiko des Mispricing. Schließlich ist der Preisfin- dungsprozess ein anderer als beim IPO. „Es gibt kein Bookbuilding, sondern es findet ein bilateraler M&A-Prozess statt“, erklärt Keller den Unterschied. „Im Prinzip sind SPACs und De-SPACs nichts Anrüchiges. Am besten hält man sich an etablierte SPAC-Gründer, dann kann da schon etwas Gutes rauskommen“, findet Maywald. Er verweist auf Anbieter wie den französischen Unternehmer Xavier Niel, der den SPAC 2MX Organic gründete und im März dieses Jahres das Zielunternehmen InVivo Retail präsentierte, eine Agrarland- wirtschaftskooperation. „Für uns als Investoren bieten SPACs verschiedene Renditemöglichkeiten, die von reiner Arbitrage bis zum weiteren Festhalten an einer Transaktion reichen, quasi Private Equity mit Ausstiegsklausel“, sagt Leonard Keller, der sich als Event-Driven-Portfolio- manager bei Bantleon unter anderem auch mit Investmentopportunitäten im SPAC- Bereich beschäftigt. Vor Bantleon arbeitete der ehemalige Investmentbanker für die M&A-Boutique Harris Williams & Co. und für Barclays in Frankfurt. Er bleibt sich also treu, denn auch bei SPACs geht es um Übernahmen. Im „schlimmsten“ Fall – wenn also die vielen SPACs, die in der Ver- gangenheit aufgelegt wurden, keine geeig- neten Zielunternehmen finden – sei auch die Ausstiegsklausel, sein Kapital zu zirka drei bis fünf Prozent zurückzufordern, eine durchaus interessante Option, vor allen Din- gen eine sehr sichere, da das Kapital auf einem Treuhandkonto geparkt wird, meint Keller. „Gerade wenn die Märkte wie aktu- ell um zehn bis 20 Prozent korrigieren, ist es schön, eine Allokation in SPACs zu haben, die das Jahr über quasi ohne Kurs- verluste überstanden haben“, erklärt er. Sichere Rückzahlung Maywald pflichtet ihm bei: „Innerhalb von in der Regel 18 bis 24 Monaten muss das SPAC ein Unternehmen erwerben und mergen. Tut es das nicht, muss es das ein- gesammelte Geld zurückzahlen. Das Geld liegt in der Zwischenzeit sicher auf einem Treuhandkonto und wird beispielsweise in kurz laufenden US-Staatsanleihen geparkt. Es kann durchaus sein, dass die Rückzah- lung das interessantere Szenario ist als der De-SPAC, denn die wirtschaftlichen Kon- ditionen bei einer Rückzahlung können attraktiv sein.“ Unter anderem darauf setzt Bantleon mit seinem diversifizierten Fonds Bantleon Event Driven Equities. „Einen Teil des Fondsvermögens investieren wir in ausge- wählte SPACs“, erzählt Keller, wobei der Anteil zu Boomzeiten auch schon mal höher war. „Das übrige Kapital investieren wir in Aktien von Unternehmen, die sich in Sondersituationen befinden, beispielsweise eine Fusion oder Übernahme, eine Abspal- tung, Umstrukturierung oder dergleichen.“ Damit sei die Rendite des alternativen Ak- tienfonds weitgehend unabhängig vom all- gemeinen Marktgeschehen und stattdessen vom jeweiligen spezifischen Event beein- flusst. SPACs sind willkommener Portfolio- ballast, vor allem bei rauer See. „Ein SPAC ist an sich vergleichbar mit einem Private-Equity-Fonds mit dem Unter- schied, dass ein SPAC am Ende nur ein einziges Investment hat und Investoren Bei SPACs gibt es zwei Möglichkeiten: dass der SPAC-Initiator ein interessantes Zielunternehmen findet oder dass er im vereinbarten Zeitraum keines präsentieren kann. In dem Fall erfolgt die vereinbarte Kapitalrückzahlung. N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 193 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | SPACS

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