Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

märkten gesorgt hat, sich nun ins Gegenteil verkehrt. Die Entwicklung ist durch 30-Jah- res-Zyklen geprägt. Daran ändert sich auch nichts, weil das Zinstief dieses Mal auf- grund der beispiellosen Gelddruckaktionen der Notenbanken einige Jahre später erreicht wurde, findet Huber. „Bis 2040 werden die Renditen tendenziell eher steigen. Aufgrund der exzessiven Staatsverschuldung bleibt den Wäh- rungshütern allerdings nur der Versuch, die Zinsen unter den Inflationsraten zu halten. Die Realzinsen werden deshalb über die nächsten zehn Jahre negativ bleiben und Geldmarktvermögen ent- werten. Mit festverzinslichen Wert- papieren ist deshalb kein Blumentopf zu gewinnen“, so Peter E. Hubers Analyse. Kein gutes Omen für all jene, die angesichts der sich am Horizont abzeichnenden Drei vor dem Komma bei zehnjährigen Treasu- ries den US-Staatsanleihenmarkt wieder sexy finden, noch dazu im Vergleich mit der deutlich niedriger liegenden Dividenden- rendite des US-Aktienmarktes. Huber wäre aber nicht Huber, wenn er nicht eine Nische am Rentenmarkt gefunden hätte, wo sich gut Geld verdienen lässt: „Mit der von Taunus Trust vorgestellten Rentenstrategie konnten wir in einem extrem schwierigen Umfeld bisher zweistellige Renditen einfah- ren. Der Kauf von inflationsgeschützten An- leihen bei gleichzeitigem Verkauf von Zins- futures zur Abdeckung des Zinsänderungs- risikos hat sich glänzend bezahlt gemacht.“ Solange zehnjährige Bundesanleihen weiter deutlich unter einem Prozent rentieren wür- den, sollte es Spielraum für weitere Ge- winne geben. Aktien befänden sich laut Huber im perfekten Sturm, und doch rät er, neben einer 30-prozentigen Cashquo- te Aktien zu halten: „Solange man ein Depot aus qualitativ hochwertigen Sub- stanzaktien mit einem durchschnittlichen KGV von deutlich unter zehn, einem Kurs-Buchwert-Verhältnis um die eins und einer Dividendenrendite von über vier Prozent zusammenstellen kann, lässt sich auch ein temporärer Kursrück- gang an den Börsen gut überstehen. Aktien bleiben im Vergleich zu anderen Anlagen alternativlos.“ Um ein Viertel unter ihrem fairen Wert gehandelt sieht Huber im Übrigen deutsche und japani- sche Dividendenpapiere. Ob Europa eine mehrjährige Stag- flation droht, hänge davon ab, ob sich die EU in ein komplettes Energieembargo gegenüber Russland treiben lasse, so Huber. Ein Verbleib in der Sanktionsspirale, insbe- sondere bei Erdgas, würde seiner Meinung nach das Risiko einer mehrjährigen Stag- flation in Europa deutlich erhöhen – und das Abwärtspotenzial an den Aktienmärkten ebenso. Defensive Aktien als Gewinner Die Gefahr eines langsameren Wirt- schaftswachstums und einer sich beschleu- nigenden Inflation spricht für eine Anlage in defensiven Aktien. Russlands Einmarsch in die Ukraine habe das Stagflationsrisiko er- höht, glauben die Experten von Schroders. Internationale Aktien stehen unter solchen Bedingungen normalerweise unter doppel- tem Druck, da sinkende Umsätze auf stei- gende Kosten treffen, wodurch die Gewinn- margen geschmälert werden. Das bedeutet jedoch nicht, dass alle Sektoren gleicher- maßen betroffen sind. Einige Aktien werden aufgrund ihrer defensiven Eigenschaften und/oder positiven Korrelation zur Inflation stärker abgeschirmt sein als andere. Stagfla- tion begünstigt tendenziell defensive Unter- nehmen, deren Produkte und Dienstleistun- gen unverzichtbar sind. Deren Aktienkurse behaupten sich tendenziell besser, wenn sich das Wirtschaftswachstum verlangsamt. Quantitativ gesehen haben defensive Sek- toren ein Beta von unter eins, sodass sie weniger stark fallen als der Markt, während typischerweise zyklische Sektoren ein Beta von größer als eins aufweisen und damit stärker als der Gesamtmarkt fallen. Die Tabelle „Sektoren und ihre Stagflationsren- diten“ veranschaulicht die durchschnittliche historische Rendite von elf globalen Sekto- ren im Vergleich zum MSCI World Index bei Stagflation. Als Stagflationsszenario definiert Schroders jene Monate, in denen die US-Verbraucherpreisinflation über ihrem zehnjährigen Durchschnitt liegt und wenn sich der globale Konjunkturindikator von Schroders einer Phase der Verlangsa- mung befindet. Defensive Sektoren wie Versorger, Basiskonsumgüter und Immobi- lien haben in der Stagflation die Nase vorn. Anders als zyklische Titel entwickeln sich » Mit festverzinslichen Wertpapieren ist in den nächsten Jahren kein Blumentopf zu gewinnen. « Peter E. Huber, Fondsmanager bei Taunus Trust Sektoren und ihre Stagflationsrenditen Große Spreizung der Sektorrenditen in Stagflationszeiten Sektor Beta Zyklisch/defensiv Stagflation Versorger 0,4 Defensiv 16,0 Basiskonsumgüter 0,7 Defensiv 14,2 Immobilien 0,8 Defensiv 11,8 Energie 1,4 Zyklisch 8,4 Gesundheitswesen 0,8 Defensiv 6,7 Nicht-Basiskonsumgüter 1,2 Zyklisch 1,0 Grundstoffe 1,1 Zyklisch 0,4 Finanzen 1,1 Zyklisch -0,5 Industrie 1,2 Zyklisch -3,3 Kommunikationsdienste 1,0 Neutral -3,9 IT 1,1 Zyklisch -6,7 Die Bereiche mit der besten Wertentwicklung waren in der Regel defensive Sektoren wie Versorger, Basiskonsumgüter und Immobilien. Im Gegensatz dazu gehörten Zykliker wie IT, Industrie und Financials zu den Schlusslichtern. Quelle: Schroders 180 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | S TAGF LAT I ON FOTO: © TAUNUS TRUST

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