Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

zent der Antwortenden), Immobilien (20 Prozent) und aktiven Fonds beziehungswei- se Stiftungsfonds (19 Prozent) erweitern. Risikolose Anleihen und riskantere Anlei- hen standen mit 14 beziehungsweise elf Prozent eher selten auf dem Einkaufszettel für die langfristige Anlage. Ihre Engage- ments in Private Equity oder sonstige Sach- anlagen wollen acht beziehungsweise fünf Prozent der Stiftungen erweitern. Renditeschnitt 4,2 Prozent Angesichts der hohen Prozentsätze, die in Real Assets investiert sind, wür- de man bei den Stiftungen eine hohe Performance erwarten. Im Durch- schnitt gaben die Stiftungen jedoch an, eine Rendite vor Kosten von 4,23 Pro- zent erzielt zu haben, wobei die Ergebnisse breit gestreut zwischen minus 0,4 und plus 75 Prozent lagen. Einen Grund für die rela- tiv niedrige Durchschnittsperformance stellt womöglich die überwiegend knappe Perso- nalausstattung dar. Die Mehrheit der Stif- tungen hat null oder nur einen hauptamtli- chen Mitarbeiter. Hinzu kommen pro Stif- tung durchschnittlich 4,4 ehrenamtliche Mitarbeiter. Mit 53 Prozent schätzt der überwiegende Teil der Stiftungen die eigene Finanzanlage als gut oder sehr gut ein. Das ist insofern bemerkenswert, als der Großteil der Stiftun- gen (knapp zwei Drittel) lediglich über ein Stiftungskapital von unter einer Million Euro verfügt. Gerade für sie ist es im Niedrigzinsumfeld eine Herausforde- rung, über die Rendite der Kapitalanla- gen die laufenden Kosten zu decken. 32 Prozent der teilnehmenden Stiftungen sehen ihre Finanzlage immerhin noch als befriedigend an, nur 13 Prozent be- trachten sie als schlecht oder sehr schlecht. Eine Verbesserung der Finanz- lage in den kommenden zwölf Monaten erwarten 19 Prozent. Wealthcap-Studie Die zweite Studie stammt von der Unicredit-Tochter Wealthcap, einem Real-Asset- und Investment Manager aus Grünwald bei München. Für die Untersuchung „Future Asset Allocation – Resilienz in der institutionellen An- lage“ vom Oktober 2021 wurden histo- rische Daten der GAC Gesellschaft für Analyse und Consulting zugrunde gelegt, dann führte das Meinungsforschungsinstitut Civey-Institut eine Umfrage unter 481 In- vestoren durch, anschließend befragte man Investoren und Experten in Tiefeninter- views. Bei der Untersuchung wurden neben Stiftungen auch andere Investorengruppen zu ihrer Kapitalanlage befragt. „Die institutionelle Kapitalanlage im Jahr 2021 ist nicht mehr vergleichbar mit Inves- titionen vor zehn oder mehr Jahren. Inves- toren müssen deutlich mehr Flexibilität, Kreativität und Risikobereitschaft aufbrin- gen, um in Zeiten niedriger Zinsen, hoher Regulierungsdichte und gesellschaftlicher Veränderungen ihre Anlageziele zu errei- chen“ erklärt Sebastian Zehrer, Leiter Re- search bei Wealthcap. „Stiftungen haben im Schnitt ein Rendite- ziel von 3,2 bis 3,5 Prozent, Versicherungen liegen eher bei 3,25 Prozent“, beobachtet Kristina Mentzel, Leiterin Vertrieb und Kundenmanagement bei Wealthcap. Versor- gungswerke hätten hingegen höhere Rendite- ziele. „Diese liegen teilweise noch bei vier Prozent. Das rührt aus den hohen Pensions- zusagen, die Versorgungswerke in der Ver- gangenheit abgegeben haben“, so Mentzel. 23 Prozent der institutionellen Investoren geben in der Umfrage an, dass sie mit der aktuellen Portfolioallokation die eigenen Renditeziele nicht mehr erreichen können. „Daher weicht institutionelles Kapital zu- nehmend auf alternative Anlagen aus. Dabei müssen zum Teil auch höhere Risiken ein- gegangen und eine größere Investmentex- pertise aufgebaut werden“, gibt Zehrer zu bedenken. „Insbesondere Kirchen und Stif- tungen räumen ein, dass sie in den kom- menden drei bis fünf Jahren Schwierigkei- ten sehen, ihre Renditeziele zu erreichen. 31 Prozent von ihnen haben das in unserer Umfrage mit dem Institut Civey gesagt“, er- klärt Mentzel. 34 Prozent der befragten Stif- tungen gab an, dass die niedrigen Zinsen für sie die größte Herausforderung darstellen. » Stiftungen haben ein Renditeziel von 3,2 bis 3,5 Prozent, während Versiche- rungen eher bei 3,25 Prozent liegen. « Kristina Mentzel, Leiterin Vertrieb und Kundenmanagement bei Wealthcap Diversifizierung und Flexibilität bei Kirchen und Stiftungen im Fokus Das ist Investoren bei der Kapitalanlage wichtig. Was ist Ihrer Meinung nach für ein resilientes, widerstandsfähiges illiquides Asset-Portfolio besonders wichtig? Neben einer hohen Diversifizierung sind Stiftungen auch Flexibilität in der Investmententscheidung, eine geringe Volatilität und die Stabilität der Cashflows wichtig. Quelle: Civey GmbH, repräsentative Online-Umfrage unter institutionellen Investoren; n = 480 | Umfragezeitraum: 20.5.2021–9.8.2021 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % Flexibilität in der Investmententscheidung Strategische Berück- sichtigung von Trends Hohe Diversifizierung Stabilität der Cashflows Geringe Volatilität Niedrige Korrelation mit liquiden Assets Alle Investoren Kirchen und Stiftungen 156 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | S T I F TUNGSUMFRAGE FOTO: © WEALTHCAP

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