Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

dafür sein sollte, die Herausforderungen der Zeit zu bewältigen. Ein Drittel der Family Offices und 30 Prozent der Stiftungen sind an Multi-Strategie-Hedgefonds interessiert. Trotz des Interesses betrieblicher US-Pen- sionsfonds an Makro rangiert dieser an- spruchsvolle Hedgefondsstil nur auf den hinteren Plätzen (siehe „Hedgefondsstile und US-Allokatoren“) . Blaupause für Europa? „Die Nachfrage nach Hedgefonds ist ge- mäß unseren Daten in den USA deutlich größer als in Europa, dies zeigen sowohl die Mittelflüsse als auch die Anzahl der Fonds“, sagt Oliver Kunkel, Partner von PPCmetrics in Zürich. „Innerhalb von Europa beobach- ten wir eher Mittelabflüsse und weniger neue Fonds. Die jüngere Nachfrage scheint in beiden Regionen in erster Linie von Fa- mily Offices zu kommen und weniger von Pensionskassen.“ Bei Schweizer Pensions- kassen beobachtet PPCmetrics allgemein keinen sehr großen Anstieg der Nachfrage nach alternativen Anlagen, der Prozentanteil ist in den letzten Jahren eher konstant. In- nerhalb der alternativen Anlagen nimmt das Haus eine gewisse Nachfrage nach „Real Assets“ wie Infrastrukturinvestments und Private Equity wahr, die Nachfrage nach Hedgefonds ist unverändert gering. Eine Ausnahme stellen hier einzelne Long/Short- Aktienstrategien, Long-Volatility-Strategien oder CTAs dar. Kunkel erklärt sich dies ei- nerseits durch die nach wie vor hohen Kosten und die im Vergleich zu traditionel- len gemischten Portfolios mit Anleihen und Aktien unterdurchschnittliche Performance und andererseits mit der hohen Komplexi- tät. Bei Mercer IC weiß man, dass der europäische Markt beimAufbau der Hedge- fondsquote in der Asset Allocation generell zurückhaltender agiert als der US-Markt. Das geht aus dem jährlich in vier Teilen pu- blizierte „European Asset Allocation Sur- vey“ von Mercer hervor. Dieser fokussiert sich auf die britischen und kontinentaleuro- päischen Pensionseinrichtungen, die entwe- der auf DB (Defined Benefit, Leistungszu- sagen) oder DC (Defined Contribution, Bei- tragszusagen) beruhen. Bei der Umfrage geht es auch um die Lokalisierung neuester Trends in der betrieblichen und überbetrieb- lichen Vorsorgeindustrie, wobei letz- tes Jahr 850 institutionelle Investoren aus elf Staaten befragt wurden, die insgesamt eine Billion Euro Assets under Management repräsentieren. Im Allgemeinen haben die europäi- schen Investoren (ohne UK) ihre Al- lokation zu Alternatives in den letz- ten Jahren erhöht. Aus der letzten Ausgabe des „European Asset Allo- cation Survey“ lässt sich erkennen, dass elf Prozent der DB-Investoren ihre Hedgefondsquote reduzieren werden, wäh- rend lediglich drei Prozent eine Erhöhung in Betracht ziehen (siehe Grafik „Asset-Allo- cation-Veränderungen in Europa“) . In Eu- ropa beobachtet man vielmehr einen Trend in Richtung Real Assets, wobei wesentliche Treiber dieser Entwicklung die dort noch auskömmlicheren Renditen sowie der Infla- tionsschutz sind. Aus Erfahrung weiß Ange- lika Delen, Europe (ex UK) Strategic Re- search Director & Europe Impact Invest- ment Leader bei Mercer in Österreich, dass Stiftungen und so manche Pensionskasse sowie einige Kunden aus dem Private- Wealth-Segment Hedgefonds eher berück- sichtigen werden. Grund dafür ist die Infla- tionslage. „Allerdings glauben wir auch, dass sobald die Zinsen steigen, man wieder auf Fixed- Income-Alternativen zurückgrei- fen wird“, sagt Delen. Viele Trends schwappen über den Großen Teich Richtung Europa, doch bei Hedgefonds sieht es anders aus. Hier übt man sich speziell am Kontinent in Enthaltung beziehungsweise plant sogar, die Allokation zu verringern. Neben der Regulatorik, die europäischen Investoren Hedgefondsinvestments nicht gerade leicht macht, ist es wohl auch der Rück- stand gegenüber angelsächsischen Inves- toren bei den Private-Equity-, Private- Debt- und Infrastrukturquoten, der euro- päische Vorsorgeeinrichtungen beim Hedgefondsausbau zaudern lässt, zumal angesichts der sprunghaft angestiegenen Inflation der Aufbau von Real Assets be- sonders verlockend erscheint. Hedge- fonds müssen hierzulande wohl weiter auf bessere Zeiten warten … DR. KURT BECKER » Unser Survey zeigt, dass europäische Investoren ihre Hedgefonds-Allokation eher kürzen als ausbauen werden. « Angelika Delen, Europe (ex UK) Strategic Research Director & Europe Impact Investment Leader bei Mercer in Österreich Asset-Allocation-Veränderungen in Europa Europäische Investoren ticken anders und bauen Hedgefonds eher ab. Aus den Antworten auf die Frage, welche Assetklassen sie 2022 im Vergleich zu ihrer strategischen Asset Allocation auf- beziehungsweise auszubauen und welche sie abzubauen gedächten, ergibt sich ein klares Bild: Alternatives und hier im Speziellen Privatmarktanlagen werden aufgestockt, Hedgefonds zählen aber nicht dazu – ganz im Gegenteil: Ihnen geht es vielmehr wie Aktien und Multi-Asset, die zurückgebunden werden. Quelle: Mercer IC -30 % -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % Sonstiges Liability-Driven Investments (LDI) Cash Fixed Income defensiv Multi-Asset Hedgefonds Real Assets Fixed Income wachstumsorientiert Private Equity Schwellenländeraktien Int. Aktien (entwickelte Märkte) US-Aktien Exposure-Auf- bzw. -Ausbau Exposure-Abbau -28 % 30 % N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 153 T H E O R I E & P R A X I S | HEDGE FONDS - S TUD I E

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