Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

Das Autorentrio Rajna Gibson Brandon, Professor of Finance an der Universität von Genf, Philipp Krueger, Associate Professor of Responsible Finance, ebenfalls an der Uni Genf, und Peter S. Schmidt, Researcher an der Universität von Zürich vom Depart- ment of Banking and Finance, versuchte diesen Fragen auf den Grund zu gehen. Ers- tens analysiert man systematisch das Aus- maß der ESG-Rating-Streuung von Unter- nehmen, um ein besseres Verständnis über deren Größe zu erhalten. Darüber hinaus wurde untersucht, ob die Abweichungen bei ESG-Ratings mit den finanziellen und bilanziellen Eigenschaften eines Unterneh- mens korrelieren. Und schließlich wollten die Autoren wissen, ob die divergierenden Ansichten der Ratingagenturen reale Aus- wirkungen auf das gescreente Unternehmen und die Investoren haben. Dazu wurde ana- lysiert, ob Aktienrenditen in einer Relation zu ESG-Ratingabweichungen stehen. Letz- teres ist neu, denn bisher konzentrierten sich die Studien auf die Frage, warum es teil- weise krasse ESG-Rating-Abweichungen bei verschiedenen Agenturen gibt. Angesichts der wichtigen Rolle, die die Eigenkapitalkosten bei der Unternehmens- bewertung und bei der Entscheidung der CFOs über die Kapitalallokation spielen, kann die Untersuchung der Rolle von ESG- Rating-Unterschieden auf Aktienrenditen dafür von Relevanz sein. Des Weiteren be- schäftigen sich die Autoren mit der Frage, wie sich unterschiedliche ESG-Ratings auf die Performance von Aktieninvestoren, die nachhaltige Anlagestrategien verfolgen, aus- wirken. Für die vorliegende Studie will das Auto- rentrio die umfassendste ESG-Datenab- deckung aller Studien unter Beweis stellen, die sich mit dem Thema der Nachhaltig- keitsratings-Diskrepanzen beschäftigen. Un- tersucht wurden ESG-Ratings von sieben bekannten ESG-Rating-Anbietern für Un- ternehmen aus dem S&P 500 Index zwi- schen 2010 und 2017. Die Daten stammen von Asset 4 (jetzt Refinitiv ESG), Sustain- alytics (jetzt Morningstar), Inrate, Bloom- berg, FTSE, KLD (jetzt MSCI) und MSCI IVA. ESG-Rating-Streuung im Detail Tatsächlich beläuft sich die durchschnitt- liche paarweise Korrelation zwischen den ESG-Gesamt-Ratings der sieben Ratingan- bieter auf etwa 0,45 – kein besonders hoher Wert im Vergleich zu Kredit-Ratings. So weisen die Kredit-Ratings von Moody’s Der Beurteilung der „Nachhaltigkeit“ eines Unternehmens ist keine einfache Übung. Aus diesem Grund weichen die Urteile verschiedener Bewertungsagenturen für ein und dasselbe Unternehmen teilweise beträchtlich voneinander ab. Ob und wie sich solche Divergenzen auf die Aktienrenditen auswirken, war Gegenstand einer aktuellen Forschungsarbeit. N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 117 T H E O R I E & P R A X I S | E SG- B EWERTUNG

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