Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

sind: Eine kleine Gruppe von Anlegern – die sie als „Leader“ bezeichnen – ist näm- lich offensichtlich allein verantwortlich für den positiven Zusammenhang zwischen institutionellem Eigentum und der Nachhal- tigkeitsperformance von Unternehmen. Im Gegensatz zu anderen Investoren zeigen die Leader ein starkes Engagement für Nach- haltigkeit, indem sie die Führungsrolle auf der Collaborative Engagement Platform der PRI-Unterzeichner übernehmen. Wie das Autorenquartett feststellt, sind es zwei Ka- näle, über die Leader die E&S-Ergebnisse von Unternehmen verbessern: einmal durch direktes Engagement und zum anderen durch Vorbeugung von Zwischenfällen. Dabei fokussieren sich die Autoren auf die Analyse des direkten Engagements, da frühere wissenschaftliche Arbeiten gezeigt haben, dass dies der effektivste Weg ist, Fir- men zu einer Verhaltensänderung zu bewe- gen. Das Abstimmungsverhalten auf Haupt- versammlungen wird nicht berücksichtigt, weil es dazu nur aus wenigen Ländern Daten gibt und in vielen Fällen die Ergeb- nisse aus nicht objektivierbaren Berichten stammen. Zwischenfälle wiederum sind aussagekräftig, da sie greifbare Erkenntnisse über schlechte E&S-Praktiken darstellen. Engagements sind wirksam bei der Ver- besserung der Nachhaltigkeitsleistung von Unternehmen, aber nur für jene Unterneh- men, die ex ante eine große institutionelle Beteiligung am Aktienkapital durch Leader aufweisen. Bei diesen Unternehmen ist auch die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sich dort negative Zwischenfälle ereignen, insbesondere dann, wenn sie bereits in der Vergangenheit Zwischenfällen ausgesetzt waren. Leader im Aktionärskreis zu haben scheint also ein wichtiger Faktor zu sein, um Unternehmen durch Nudging zu nach- haltigeren Geschäftspraktiken zu moti- vieren. Der Hauptbeitrag der Studie der vier jungen Wissenschaftler besteht darin zu zei- gen, dass die positive Wirkung institutionel- len Aktienbesitzes auf die ökologische und soziale Leistung von Unternehmen von einer kleinen Gruppe von Investoren ab- hängt. In Übereinstimmung mit neueren Untersuchungen wie etwa jener des For- schertrios Philipp Krüger, Zacharias Sautner und Laura T. Starks, die 2020 „The Impor- tance of Climate Risks for Institutional Investors“ publizierten, argumentieren die vier Autoren, dass sich einige institutionelle Anleger stärker für Nachhaltigkeit engagie- ren als andere. Dies kann auf verschiedene Motive zurückzuführen sein. Unterscheidungsmerkmale Das Ausmaß der Nachhaltigkeitsambitio- nen von Anlegern zu messen, ist eine Her- ausforderung, da selbst gemeldete Daten unzuverlässig sind. Angenommen, institu- tionelle Anleger halten es für wünschens- wert, ein starkes Engagement für Nachhal- tigkeit zu signalisieren, glauben aber, dass echtes Engagement zu kostspielig ist. Infol- gedessen werden einige Institutionen einen Obwohl sich heute fast ausnahmslos alle institutionellen Anleger grundsätzlich dafür aussprechen, die Macht institutioneller Gelder zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen einzusetzen, tut dies in der realen Welt längst nicht jeder Investor im selben Ausmaß. N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 109 T H E O R I E & P R A X I S | E SG- I NVE S TMENT

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