Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

Investoren werden aktiv Neben der biologischen Vielfalt wer- den auch „aktive Beteiligung“ (Active Ownership) und „Engagement“, also die aktive und engagierte Ausübung von Aktionärsrechten, bei Großanlegern wichtiger, betont Peppelenbos: „Wenn der Klimawandel und in etwas gerin- gerem Maße Biodiversität für die Anla- gepolitik der Investoren an Bedeutung gewinnen und in den Mittelpunkt ihrer Investmentstrategien rücken, dann gilt dies jedenfalls auch für Active Ownership und Engagement, mit deren Hilfe Investoren ebenfalls ihre Nachhaltigkeitsziele erreichen wollen.“ Das zeigen die erhaltenen Ant- worten der Investoren auf die Frage, wie wichtig Active Ownership und Engagement bei der Investmentpolitik früher, jetzt und in den kommenden zwei Jahren seien: War dieses Paar vor zwei Jahren erst bei 54 Prozent der Investoren „im Zentrum“ oder „ein signifikanter Faktor“ der Investmentpolitik, erreicht dieser Wert aktuell bereits 73 Prozent und soll auf Sicht der kommenden zwei Jahre auf 80 Prozent steigen, wobei bei europäischen Investoren der zukünftige Wert beacht- liche 90 Prozent erreichen soll. Interessantes Detail: Auch bei diesem Kriterium stechen die Versicherungen mit 92 Prozent Zustimmungsquote auf Sicht von zwei Jahren hervor. Die „Totalverweigerer“ sind hingegen eine klare Minderheit mit aktuell sieben und zukünftig lediglich fünf Prozent. Als Motive für mehr Active Owner- ship und Engagement bei der Anlage- strategie nannten die Investoren am öftesten (Mehrfachnennungen möglich) mit 66 Prozent Zustimmung „Sicher- stellung der Übereinstimmung der Go- vernance-Standards mit bewährten Ver- fahren“ (beispielsweise in Bezug auf Stimmrechte, Vertretung im Aufsichtsrat oder die Vergütung von Führungskräf- ten). 60 Prozent führten als Beweggrund „Teil unserer treuhänderischen Pflicht als Langfristinvestor“ und 57 Prozent „Maximierung des Shareholder Value in Unternehmen, in die investiert wird“ an. Auf Platz vier liegt das Motiv „Positiver Einfluss auf die ESG-Politik der Unter- nehmen, in die wir investieren“ (51%), Platz fünf belegt der Wunsch, „sicher- zustellen, dass die Unternehmen, in die investiert wird, ihren Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft als Ganzes in Bezug auf die soziale Verantwortung nach- kommen“ (43%). Drohende Verkäufe „Alles in allem zeigen die Ergebnisse, dass Active Ownership und Engagement als Teil eines Ansatzes für nachhaltige Investments weit verbreitet sind, da sie bei den Unternehmen, in die investiert wird, Veränderungen bewirken können“, erklärt Peppelenbos, um anzufügen: „Es gibt ein starkes Argument dafür, dass Active Owner- ship und Engagement von Investoren, die Veränderungen in Fragen der Nachhaltigkeit anstreben, mit der Bereitschaft zur Veräu- ßerung einhergehen müssen. Ist dies nicht der Fall, kann das Engagement ineffektiv und eine Quelle der Frustration für die Anleger werden, wenn die Unternehmen, in die investiert wird, keine ausreichenden Fortschritte in Sachen Nachhaltigkeit er- zielen.“ ANTON ALTENDORFER » Die Studie zeigt, dass Active Ownership und Engagement weit verbreitet sind. « Lucian Peppelenbos, Klimastratege bei Robeco Viele Wege führen zum Ziel Investoren setzen bevorzugt auf Themeninvestments. Welche der folgenden ESG-Ansätze/-Strategien verwenden Sie / Ihre Organisation, um nachhaltige Investitionen in den Anlageprozess einzubinden? Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategie setzen Großanleger derzeit bevorzugt auf Themeninvestments. Platz zwei belegt „Klimawandel“, den dritten Rang „Negativ-Screening“. Entwicklungspotenzial weisen relativ neue Strategien wie die Orientierung an den „UN Sustainable Development Goals (SDGs)“ oder „Biodiversität“ auf, die aber stark im Kommen sind. Einzelne Prozentbeträge ergeben aufgrund von Rundungsdifferenzen nicht immer 100 Prozent. Quelle: Robeco-Studie 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Würde in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht in Frage kommen Nicht passend / weiß nicht Bereits umgesetzt – hohe Priorität Bereits umgesetzt – niedrige Priorität Würde ich in den nächsten zwei bis drei Jahren in Betracht ziehen 35 % 35 % 22 % 5 % 39 % 29 % 23 % 5 % 35 % 27 % 24 % 8 % 25 % 36 % 25 % 11 % 35 % 25 % 26 % 11 % 30 % 29 % 27 % 11 % 28 % 31 % 30 % 5 % 29 % 27 % 29 % 11 % 27 % 26 % 30 % 13 % 18 % 22 % 40 % 12 % 7 % 21 % 10 % 40 % 16 % 13 % Thematische Investments: Investitionen in Themen oder Vermögenswerte mit speziellem Bezug zur Nachhaltigkeit (z. B. saubere Energie, grüne Technologie usw.) Berücksichtigung des Klimawandels: z.B. beim Risikomanagement, bei der Vermögensaufteilung, bei Anlagemöglichkeiten usw. Negatives Screening: Ausschluss bestimmter Sektoren, Unternehmen oder Praktiken auf Grundlage spezifischer ESG-Kriterien Impact Investing: Investitionen mit der Absicht, neben der finanziellen Rendite auch messbare positive soziale und ökologische Auswirkungen zu erzielen Vollständige ESG-Integration: systematische und explizite Einbeziehung von wesentlichen ESG-Faktoren in die Anlageanalyse und die Anlageentscheidungen Active Ownership: Übernahme einer aktiven Rolle als Investor, um die Aktivitäten oder das Verhalten von Unternehmen, in die investiert wird, zu beeinflussen Positives Screening: Aufnahme in das Portfolio bestimmter Sektoren, Unternehmen oder Projekte auf Grundlage spezifischer ESG-Kriterien Dekarbonisierung Scope-Level 1 & 2: Messung und Reduzierung der Kohlenstoffemissionen auf Scope-1- und -2-Level Dekarbonisierung Scope-Level 3: Messung und Reduzierung Reduzierung der Scope-3-Emissionen UN SDGs: Ausrichtung/Benchmarking des Portfolios nach den nachhaltigen Entwicklungszielen der Vereinten Nationen (SDGs) Biologische Vielfalt: Berücksichtigung der Auswirkungen des eigenen Investitionsansatzes auf die Biodiversität 106 N o. 2/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | KL IMA - S TUD I E FOTO: © ROBECO

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