Institutional Money, Ausgabe 2 | 2022

Zeit verkünden zu können (18%). 36 Prozent sind diesbezüglich erst in der Orientierungsphase, 19 Prozent lehnen einen solchen Schritt ab. Eine tiefere Analyse auf regionaler Ebene ergibt, dass bereits 40 Prozent der befragten europäischen Investoren ein entsprechendes Commitment gaben und 17 Prozent intensiv daran arbeiten, dies verkünden zu können, während die entsprechenden Werte bei den nordame- rikanischen Anlegern nur elf und 18 Prozent erreichen. Auf Investorenebene zeigt sich, dass erst 19 Prozent der „Wholesale“-Investoren ein öffentliches Versprechen gaben, während dies im- merhin 31 Prozent aller Institutionellen taten, wobei unter diesen insbesondere die Versicherungen mit 43 Prozent zu den Nachhaltigkeitspionieren zählen. Raus aus Öl und Gas Der Trend in Richtung netto null bei den Treibhausgasemissionen führt dazu, dass der derzeitige Anteil der Investoren in Höhe von elf Prozent, die komplett aus Öl- und Gasunternehmen aussteigen, in den kommenden zwei Jahren auf 22 Prozent steigen soll. Dieser Ausstieg wird höchst- wahrscheinlich über den Verkauf von Ak- tien und Unternehmensanleihen erfolgen. Denn diese beiden Anlageklassen zählen zu jenen Segmenten, über die Investoren eine Dekarbonisierungsstrategie relativ zügig umsetzen können. Aber auch bei illiquide- ren Anlagen wie Immobilien oder Infra- struktur wollen Investoren Robeco zufolge auf Sicht der kommenden zwei Jahre ihre Dekarbonisierungspläne intensivieren. Interessant ist der Vergleich zur Vorjahres- studie: So planen Investoren gegenüber der Vergangenheit mittlerweile auch bei Seg- menten wie Rohstoffen (relativ stärkster Anstieg aller Anlageklassen von 23% auf 39%) sowie bei Staats-, Hochzins- und Schwellenländeranleihen, zukünftig in deut- lich stärkerem Ausmaß CO 2 -Reduktionsstra- tegien zu implementieren, während Hedge- fonds (von 21% auf 27%) noch immer re- lativ unbeachtet unter dem Nachhaltigkeits- radar der Profianleger agieren können. Eine weitere nennenswerte Studiener- kenntnis ist die steigende Bedeutung von Themeninvestments, über die Investoren im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsstrategien mit der Finanzierung sauberer Energie oder grüner Technologie positive Veränderungen bewirken wollen. Immerhin 70 Prozent der Anleger haben sich bereits entsprechend positioniert. Dabei haben Investoren aus Europa sowie aus der Region Asien-Pazifik einen Vorsprung gegenüber nordamerikani- schen Anlegern (siehe Grafik „Viele Wege führen zum Ziel“) . Biodiversität „Die diesjährige Studie zeigt deutlich, dass Investoren beginnen, die biologische Vielfalt in ihren Investmentansätzen zu be- rücksichtigen“, erklärt Lucian Peppelenbos, Klimastratege bei Robeco: Gaben vor zwei Jahren lediglich 19 Prozent der Investoren an, dass „Biodiversität“ im Zentrum stehe oder zumindest „ein signifikanter“ Faktor ihrer Investmentstrategien sei, erreicht die- ser Anteil inzwischen 41 Prozent und soll in den kommenden zwei Jahren auf 56 Pro- zent steigen. Zum Vergleich: Der Anteil jener Investoren, für die Biodiversität über- haupt kein oder „kein signifikanter“ Faktor der Investmentpolitik ist, reduzierte sich von 80 Prozent von vor zwei Jahren auf derzeit 60 Prozent und soll in zwei Jahren lediglich 43 Prozent betragen. Befragt nach den zugrunde liegenden Motivationsfaktoren nannten Investoren am öftesten mit 52 Prozent (Mehrfachnen- nungen möglich) die „Verpflichtung zur Verringerung langfristiger systemischer Risiken, die mit dem Verlust der biologi- schen Vielfalt verbunden sind“, gefolgt ex aequo mit jeweils 36 Prozent von den Beweggründen „Forderung von Stakehol- dern“ und „Wir sehen Biodiversität als den nächsten großen Trend und die nächste große Herausforderung neben dem Klima- wandel“. Lediglich auf Platz vier mit 34 Prozent liegt der vielleicht augenschein- lichste Grund – „Erhaltung von Wildtieren und Ökosystemen“. Darüber hinaus nannte jeder zweite Investor den Mangel an Daten, Reporting und Ratings als das Haupthinder- nis bei der Implementierung einer Biodiver- sitätsstrategie. Lediglich 43 Prozent führten als Hindernis einen Mangel an passenden Produkten an. „Hinsichtlich Biodiversität stellen wir fest, dass Investoren derzeit vor der Um- setzungsherausforderung stehen. Dies liegt daran, dass die finanziellen Auswirkungen des Verlustes der biologischen Vielfalt nur selten gemessen werden, was es für Inves- toren schwierig macht, Maßnahmen zu ergreifen. Thematische Investitionen und Impact Investing sind eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen“, erklärt Peppe- lenbos. „Eine andere Möglichkeit besteht darin, die UN-Ziele für nachhaltige Ent- wicklung (SDGs) zu nutzen, die sich auf die biologische Vielfalt beziehen, was nach unseren Erkenntnissen bereits geschieht.“ Großanleger wollen mit den ihnen anvertrauten Geldern nicht nur hohe Renditen erwirtschaften , sondern auch einen positiven Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel leisten. N o. 2/2022 | www.institutional-money.com 105 T H E O R I E & P R A X I S | KL IMA - S TUD I E

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