Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

werden, was bisher schwierig ist. Es gibt in Deutschland schon Kapital, das als Seed Capital investiert wird, aber wenn die Unternehmen dann laufen lernen und wei- tere Mittel für ihr Wachstum benötigen, ist das Geld oft aus. Diese Wachstumsphase soll nun durch die jeweiligen Module finan- ziert werden. Das unterstützt natürlich auch die bereits genannten Transformationspro- zesse, denn in Sachen Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind gerade auch viele junge Unternehmen unterwegs. Sie sprechen die Transformation an. Inwie- fern sind private Investments geeignet, um die notwendige ökologische Transformation der Wirtschaft zu unterstützen? Ulrike Hinrichs: Die ökologische Transfor- mation wird ohne Beteiligungskapital nicht gelingen. Während Banken sehr zurück- haltend sind, wenn es um Transformations- prozesse geht, sind wir die Innovations-, Technologie- und Transformationstreiber. Unsere Fonds investieren überwiegend in Unternehmen, die offen sind für die anste- henden Transformationsprozesse. Das sehen wir heute schon an den Portfoliogesellschaf- ten und an den Branchen, in die investiert wird. Was sind Ihre Erwartungen an die neue Bundesregierung? Ulrike Hinrichs: Wir wollen, dass die neue Bundesregierung den Zukunftsfonds aktiv begleitet. Die zehn Module sind ja noch nicht vollständig am Markt. Was uns auch beschäftigt, ist das Fondsstandortgesetz, das in der letzten Legislaturperiode verabschie- det wurde. Es fördert unter anderem die Mitarbeiterbeteiligung, das ist gut! Aber leider ist man von der Umsatzsteuer auf die Management Fee von PE-Fonds nicht ab- gerückt, weshalb viele Fonds nicht in Deutschland, sondern in Luxemburg struk- turiert werden. Wir wollen, dass das Fonds- standortgesetz entsprechend angepasst wird. Hier hat das Gesetz leider zu keiner Rechts- sicherheit für die Fonds geführt. Außerdem treten wir für weitere Impulse und Anreize für VC-Investments ein – beispielsweise indem VC-Investments von Unternehmen bis zu einer signifikanten Summe als For- schungs- und Entwicklungsausgaben ab- schreibbar sind. Darüber hinaus wollen wir die Grenze für semiprofessionelle Anleger von jetzt 200.000 auf 100.000 Euro absen- ken. Auch in dieser Größenordnung gibt es sehr professionell agierende Investoren, die gerade in der Seed-Phase junge Unter- nehmen bei der Kapitalbeschaffung unter- stützen können. Welche weiteren Themen gibt es für die PE- und VC-Branche? Ulrike Hinrichs: Ein wichtiges Thema sind Börsengänge junger Unternehmen. Davon gibt es in Deutschland zu wenige. In Skan- dinavien gibt es etwa 30 bis 40 Börsengän- ge pro Jahr. In New York auch. Bei uns sind es viel weniger. Betrachten Sie etwa die Unternehmen Centogene aus Rostock oder Biontech aus Mainz. Beide sind nicht in Deutschland, sondern in New York an die Börse gegangen. Dort ist das Investoren- potenzial größer, sodass sie ihre IPOs mit einer anderen Kraft hinlegen können. In den USA gibt es auch geringere Berichtspflich- ten. Für kleine und Wachstumsunternehmen sind die Berichtspflichten in Deutschland im internationalen Vergleich unverhältnis- mäßig hoch. Die entstehenden Kosten spie- len eine wichtige Rolle bei dem Entschluss zu einem Börsengang. Hier wollen wir un- terstützen. Dazu setzen wir z. B. unseren Chancenmacher-Bus ein. Der wurde ur- sprünglich gestaltet, als durch Corona alle ins Homeoffice gegangen sind. Wir haben unser Homeoffice sozusagen auf die Straße verlegt und konnten unter Einhaltung aller Coronaregeln spannende Gespräche führen. Mit diesem Bus fahren wir jetzt zu unseren Mitgliedern und zeigen auf, welche Chan- cen sich durch privates Beteiligungskapital bieten und wer die Macherinnen und Ma- cher dahinter sind. » Mit EuVECA hat der europäische Gesetzgeber einen europaweiten Qualitätsstandard für VC-Fonds geschaffen. « Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) 84 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ULR I KE H I NR I CHS | BVK FOTO: © TIM FLAVOR

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