Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

mehr Gründer als noch vor ein paar Jahren, und wir haben auch viel mehr VC-Fonds in Deutschland. Das hat auch damit zu tun, dass die Politik hier unterstützt und die Kommunikation deutlich positiver läuft. Mittlerweile verdammt man privates Kapi- tal nicht, sondern bewertet es positiv. Auch die PE- und VC-Finanzierung wird positiv gesehen. Das macht viel aus. Sehen Sie sich dazu einmal den Koalitions- vertrag an. Da will man „Anreize für private Investitionen setzen und Raum für unternehmerisches Wag- nis schaffen, um so Wachstum zu generieren“. Außerdem will man ermöglichen, dass „privates Kapital institutioneller Anleger wie Versi- cherungen und Pensionskassen für die Start-up-Finanzierung mobili- siert werden kann“. So etwas gibt uns natürlich enormen Rückenwind und hilft der Branche sehr. Schon bald nach seinem Amtsantritt hat Bundesfinanzminister Christian Lindner in Paris gemeinsam mit seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire die Scale-up-Europe- Initiative vorgestellt. Welche Bedeutung hat diese Initiative für die Branche? Ulrike Hinrichs: Eine sehr große! Übrigens war das auch in Abstimmung mit dem Wirt- schaftsministerium; Robert Habeck war ebenfalls in Paris. Dort wurde von den Mi- nistern aus 18 EU-Ländern (u. a. Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden und Spanien) die „European Tech Cham- pions Initiative (ETCI)“ ins Leben gerufen. Damit soll deutlich mehr Geld als bisher für europäische Scale-ups und Unicorns zur Verfügung gestellt werden. Es geht darum, einen zehn Milliarden Euro schweren Multi- Investor-Dachfonds aufzubauen, der wiede- rum in zehn bis 20 europäische Risikokapi- tal-Fonds investiert. Deutschland und Frankreich sind jeweils mit einer Milliarde Euro dabei. Zehn Milliarden Euro sind für den europäischen Markt viel Geld. Aber ge- rade in Deutschland haben wir Nachholbe- darf im Wachstumssegment. Wenn sich institutionelle Investoren zuneh- mend für PE-Investments interessieren: Wie stellt sich die PE-Branche auf dieses gestie- gene Interesse ein? Ulrike Hinrichs: Wir begrüßen das natürlich. Globale Studien zeigen, dass die europäi- schen Investoren auch viel zufriede- ner mit ihren PE-Fonds sind als in der Vergangenheit. Eine Umfrage von Coller Capital zeigt beispielsweise, dass nach der globalen Finanzkrise 2007/08 nur zwei von fünf Investo- ren mit dem Reporting und der Transparenz zufrieden waren. Heute sind es vier von fünf Investoren. Die Branche hat hier ihre Hausaufgaben gemacht und bietet den Investoren eine attraktive Anlageoption. Hat das gestiegene Interesse bereits zu einem Überfluss an frischem Geld und einem enger werdenden Markt geführt? Ulrike Hinrichs: Nein, das sehen wir nicht. Aus unserer Sicht gibt es im- » Wir beobachten, dass sich VC zu einer sehr attraktiven Anlageklasse entwickelt. Da steckt viel Innovationskraft drin. « Ulrike Hinrichs, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) Private Equity liefert ab Anteil LPs weltweit nach Net IRR im PE-Portfolio seit Start Die PE-Renditen lagen bei der Mehrheit zwischen 11 und 15 Prozent. Bei etwa einem Fünftel der Unternehmen sind es sogar 16 Prozent und mehr. Quelle: Coller Barometer, Sommer 2021 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % 2021 2019 2017 2015 2013 2011 2009 LPs mit mehr als 16% Net annual returns LPs mit 11-15% Net annual returns 37 % 18 % 30 % 18 % 20 % 21 % 13 % 43 % 49 % 50 % 62 % 64 % 67 % 35 % 78 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | ULR I KE H I NR I CHS | BVK FOTO: © TIM FLAVOR

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