Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

zwei Monaten nach dem Top im März 2000 befanden sich über 90 Prozent des Sektors in einem Bärenmarkt, und mehr als ein Drittel der entsprechenden Aktien lag über 50 Prozent im Minus. Aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar erholten sich die Technologiewerte nach einer anschließen- den Erholung, übrigens eine der größten aller sogenannten „Dead Cat Bounces“, um mehr als 30 Prozent und machten fast zwei Drittel ihrer ursprünglichen Verluste wieder wett. Viele Anleger ließen sich damals dazu verleiten, wieder in diese Aktien einzustei- gen, nur um in den darauf folgenden zwei Jahren einen weiteren Rückgang um 82 Prozent hinnehmen zu müssen. Das Problem besteht nun einmal darin, zu erkennen, wann eine solche Blase sich tat- sächlich vollständig entleert hat. Was sind denn aus Ihrer Sicht die Signale, die in die- ser Hinsicht hilfreich sein können? Richard Bernstein: Auch dazu hat unser Depu- ty CIO einige Anhaltspunkte formuliert. Da- zu gehört zum Beispiel, dass auf dem Weg zum Tiefpunkt die Bewertungen erkennbar deutlich gesunken sein müssen, und der Markt für Börsengänge sollte erkaltet sein. Zudem werden gehypte Technologie- und Kryptowährungsanalysten vom Helden zum Bösewicht. Und die Zahl der technologie- orientierten Investmentprodukte wie etwa börsengehandelte Fonds wird erheblich ge- schrumpft sein. Am Ende werden auch die Medien ihre TV-Beiträge und Nachrichten- spalten, die sich mit Themen wie Technolo- gie und Innovation befasst haben, zusam- mengestrichen haben. Und nicht zuletzt werden die Menschen nicht mehr ihre Jobs aufgeben, um sich an vermeintlich aus- sichtsreichen Start-up-Unternehmen zu be- teiligen oder Kryptowährungen zu traden. Zum Abschluss bitte noch ein Wort zu ihren Expansionsplänen nach Europa. Richard Bernstein: Wir haben gemeinsam mit unserem in Paris ansässigen Partner iM Global Partner zwei UCITS-konforme Fonds für europäische Investoren ausgelegt. Der iMGP Global Risk-Balanced verfolgt die gleiche Strategie, die wir hier in den USA in unserem Flaggschifffonds RBA Global Risk-Balanced Moderate ETF Stra- tegy anwenden. Diese flexibel gemanagte Multi-Asset-Strategie, in der wir für unsere US-Kunden inzwischen ein Fondsvermögen von rund acht Milliarden US-Dollar verwal- ten, kann auf der Aktienseite in Werte aus jedem beliebigen Sektor und jeder Größe in Bezug auf die Marktkapitalisierung inves- tieren, im Anleihenbereich können wir Pa- piere jeder Duration und Kreditart kaufen. Und es gibt auch keine Beschränkung in Bezug auf einen bestimmten Stil, ein Land oder eine Region. Der zweite Fonds heißt iMGP Responsible Global Moderate und wird im Prinzip mit der gleichen Strategie gemanagt, allerdings ergänzt um ein Nach- haltigkeits-Overlay, wodurch der Fonds selbst eine Klassifizierung nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung erreicht. Was hat Sie bewogen, sich für ein Netzwerk wie iM Global Partner zu entscheiden? Richard Bernstein: Wir haben schon länger den Plan gehegt, den Schritt auf den euro- päischen Markt zu wagen. Aber iM Global Partner war im Grunde die einzige Gesell- schaft, die bereit war, eine symbiotische Beziehung mit uns einzugehen. Es ist eine Partnerschaft, die von dem Gedanken getra- gen ist, sich gegenseitig zu helfen und zu unterstützen – ohne dass dazu große Fi- nanztransaktionen oder gar eine Fusion oder ein Merger notwendig geworden wären. Im Grunde bietet die Zusammenarbeit beiden Partnern eine Struktur, bei der die Glei- chung am Ende lautet: Eins plus eins gleich drei. Beide Seiten können davon über- proportional profitieren. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Wir haben schon länger den Plan gehegt, den Schritt auf den europäi- schen Markt zu wagen. « Richard Bernstein, CEO von RBA 74 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | R I CHARD B ERNS T E I N | R I CHARD B ERNS T E I N ADV I SORS FOTO: © GARY SPECTOR

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