Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Wir haben uns zudem aktiv bei Indexanbie- tern dafür eingesetzt, russische Wertpapiere aus den breit investierenden Indizes zu ent- fernen. Deren Anteil macht derzeit insge- samt weniger als 0,01 Prozent des für un- sere Kunden verwalteten Vermögens aus, hauptsächlich betrifft das unsere Indexport- folios. Nahezu zeitgleich hat eine Reihe der wichtigsten Indexanbieter angekündigt, russische Wertpapiere aus ihren Indizes zu streichen. Und wir sind weiterhin in einem aktiven Austausch mit Aufsichtsbehörden, Indexprovidern und anderen Marktteilneh- mern, um sicherzustellen, dass unsere Kun- den sich auf eigenen Wunsch von entspre- chenden Positionen trennen können, wann und wo immer die aufsichtsrechtlichen Re- geln und Marktbedingungen dies zulassen. Darüber hinaus mussten zwei Ihrer ETFs vom Handel ausgesetzt werden. Stephen Cohen: Das ist richtig und betrifft neben dem iShares MSCI Russia ETF auch den iShares MSCI Eastern Europe Capped ETF. Aufgrund des konzentrierten Engage- ments beider Fonds in russischen Wertpa- pieren sowie der Schließung des russischen Aktienmarktes und der Aussetzung des Handels von Instrumenten wie ADRs und GDRs durch die Börsen ist das nötig ge- worden. Zudem hat MSCI entschieden, rus- sische Wertpapiere aus seinen Emerging- Markets-Indizes zu entfernen. Wir werden die Situation natürlich weiterhin beobach- ten, um unsere Kunden über die weitere Entwicklung in Bezug auf beide Fonds ständig auf dem Laufenden zu halten. Einige Ihrer Mitbewerber überlegen, ob sie zur Unterstützung ihrer Kunden sogenannte Side-Pockets bei betroffenen Fonds einrich- ten. Damit soll sichergestellt werden, dass die entsprechenden Produkte wieder han- delbar werden, indem man die nicht handel- baren Assets auslagert. Gibt es solche Pläne auch bei BlackRock? Stephen Cohen: Wir handeln stets im besten Interesse unserer Anleger und stellen sicher, dass Anleger, egal ob sie investiert sind, ihre Anteilsscheine zurückgeben oder neu anle- gen möchten, gerecht und konsistent behan- delt werden. Gemeinsam mit den Aufsichts- behörden und den Aufsichtsgremien unserer Fonds suchen wir nach Lösungen, die deren Zustimmung erfordern würden. Die Situa- tion ist komplex – was im Prinzip auch kaum verwundern kann angesichts der mas- siven Finanzsanktionen, die gegen ein Land verhängt wurden, das in vielerlei Hinsicht global gut vernetzt war und sich während der vergangenen 30 Jahre, sprich nach dem beendet geglaubten kalten Krieg, im Grun- de überall in der Welt refinanziert hat. Ich bin jedenfalls davon überzeugt, dass, was die bislang verhängten Sanktionen betrifft, bisher noch niemand eine auch nur annä- hernd vergleichbare Situation, wie wir ihr heute beiwohnen, erlebt hat. Wer zeigt denn die besseren Nerven in einer aktuell extrem angespannten Lage, Privat- anleger oder institutionelle Investoren? Stephen Cohen: Das lässt sich nach meiner Wahrnehmung nicht so einfach differen- zieren, wie es Ihre Frage nahelegt. Zumal es durchaus legitim oder, besser gesagt, ver- ständlich ist, wenn Kunden – ob nun private oder institutionelle – wissen möchten, wie es angesichts der aktuellen Geschehnisse um ihr investiertes Geld steht und mit wel- chen Konsequenzen sie in Zukunft rechnen müssen. Einen Vorteil auf unserer Seite sehe ich dabei unter anderem in unserer Techno- logieplattform Aladdin. Inwiefern? Stephen Cohen: Ein akkurates Risikomanage- ment, das wir darüber zur Verfügung stellen können, hat in diesen Zeiten noch einmal erheblich an Bedeutung gewonnen. Entspre- » Ein akkurates Risiko- management hat in diesen Zeiten noch einmal erheblich an Bedeutung gewonnen. « Stephen Cohen, EMEA-Chef von BlackRock 56 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | S T E PHEN COHEN | B LACKROCK FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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