Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

auf den CO 2 -Fußabdruck. Rahmenwerke wie der RICS International Cost Manage- ment Standard 3 – der den Lebenszyklus des Kohlenstoffs in Gebäuden betrachtet – können Investoren, Projektentwicklern und Bauträgern helfen, fundierte Entscheidun- gen über den künftigen CO 2 -Fußabdruck zu treffen.“ Letztlich werde auch der Nutzer entscheiden, und der hätte vielleicht bereits für Zero-Emission votiert. „Der mietet dann oder mietet nicht“, führt Eickermann-Riepe die Konsequenzen vor Augen. Dabei sei die Nachhaltigkeit bei Gebäu- den nur der erste Schritt. „Dinge wie be- zahlbaren Wohnraum schaffen, die Ent- Dienstleister in Sachen Energieeffizienz von Gebäuden Wie jede Regulierung, so bringt auch die EU-Gebäuderichtlinie EPBD viel Arbeit für Serviceanbieter. I m Fall der EPBD handelt es sich aber nicht nur um Anwaltskanzleien und Un- ternehmensberatungen, die Investoren bei der Umsetzung unterstützen, sondern hier kommen Dienstleister ins Spiel, die sehr fokussierte Services anbieten. right. based on science Hannah Helmke , Mitgründerin des 2016 gegründeten Unternehmens right. based on science, ist eine solche Dienstleis- terin. Sie bietet wis- senschaftsbasierte Kli- mametriken an, um Energieeinsparungen besser verständlich und vergleichbar zu machen. „Wir sind Pioniere in Sachen Temperatur-Alignment. Unser Ziel ist es, Transparenz darüber zu schaffen, inwie- fern wir das 1,5-Grad-Ziel erreichen kön- nen. In der Vergangenheit haben wir das für Unternehmen gemacht und können dieses Konzept nun auch auf Immobilien anwenden“, erklärt die Unternehmerin. Sie wandelt dabei die CO 2 -Emission rech- nerisch in eine Gradzahl um. „Wir zei- gen: Wenn die ganze Welt so wäre wie diese Immobilie, um wie viel Grad würde sich dann die Erde erwärmen? Wir brau- chen dazu die Fläche der Immobilie und die CO 2 -Emissionen aus dem Betrieb.“ Mit ihrem X-Degree-Compatibility-Modell (XDC-Modell) verdichtet sie die Informa- tion zu Zeitverläufen und Reduktions- pfaden. CAALA Helmke arbeitet eng zusammen mit dem Software- und Beratungsunternehmen CAALA, das Investoren bei der Klima- entwicklung ihrer Immobilien unterstützt. „Wir überlegen uns die Stellschrauben, wie man Bestandsimmobilien in die gewünschte Richtung entwickeln kann“, erklärt Samuel Ebert, Leiter der Beratungs- abteilung von CAALA. Dazu nimmt er den Grundriss und die Ge- bäudehülle als Com- putermodell auf und ergänzt baualtersklas- sen-spezifische Werte der Gebäudehülle und Anlagentechnik. Daraus berechnet er den Transmissionswärmeverlust, der ein Indi- kator dafür ist, wie viel Wärme über die Gebäudehülle – also durch Fenster, Däm- mung und Dach – verloren geht. Am PC kann er dann einzelne Sanierungsmaß- nahmen simulieren. Im Ergebnis zeigt er, wie viel Emissionen die Maßnahme ein- spart sowie die Kosten und welche Ver- besserung sie bei der Energieeffizienz- klasse bringt. Zurück zu right. based on science Die Ergebnisse werden an right. based on science weitergereicht, die sie dann in den Temperaturanstieg umrechnen. „Wir starten mit der Immobilie im Istzustand. Da kommen wir etwa auf einen Anstieg um 4,5 Grad Celsius. Unter Version 1 (nur Dämmung) kommen wir auf einen Temperaturanstieg von 3,7 Grad. In Sze- nario 2 (Dämmung, neue Fenster und Erd- wärmeheizung) kommen wir auf 2,5 Grad. Letztlich wollen wir das angestrebte Ziel von 1,5 Grad Celsius erreichen“, er- klärt Helmke. Da CAALA die Kosten für jede Maßnahme liefert, erfahren Kunden, wie viel Kosten es nach sich zieht, ein halbes Grad Temperaturersparnis zu be- wirken. „Das Modell zeigt auch: Je früher die CO 2 -Emissionen eingespart werden, desto besser ist es im Hinblick auf das 1,5-Grad-Ziel.“ Mit dieser Methode lässt sich der Klima-Impact eines gesamten Im- mobilienportfolios ermitteln. x.project AG Das Unternehmen bietet Technikdienst- leistungen rund um die Immobilie. „Wir sind ein Zusammen- schluss aus Ingenieu- ren und IT-Experten. Unter anderem über- nehmen wir für institu- tionelle Investoren und Bestandshalter techni- sche Due-Diligence-Prü- fungen bei An- und Verkäufen, aber auch das technische Asset Management und insbesondere ESG-Nachhaltigkeits-Prüfun- gen“, erklärt Henry Fritzsche, Chief Ope- rations Officer bei x.project. Derzeit laufe keine Ankaufsprüfung mehr, ohne Themen wie Umwelteinflüsse, Sozialverträglichkeit und Governance zu beleuchten. „Wir be- rechnen etwa, welche Maßnahmen zu ergreifen sind, damit ein Objekt nicht am Ende als ,Stranded Asset‘ klassifiziert wird. Ebenso werden Investitionskosten als CapEx oder GreenCapEx qualifiziert“, erklärt Fritzsche. Asset Manager berät er, was sie tun müssen, damit die Immobilien ihrer Fonds unter technischen und ESG- Aspekten mindestens als Artikel 8 nach SFDR qualifizierbar sind. Gleichzeitig wer- den wiederkehrende Prüfmechanismen für die Folgeperioden installiert. Mit großen Bestandshaltern erarbeitet er Dekarboni- sierungsfahrpläne mit detaillierten Maß- nahmenkatalogen. Die große Unsicherheit aufgrund nur teilweise konkreter Anforde- rungen durch die Taxonomie ist auf Seiten der Bestandshalter und Investoren deutlich spürbar. Da nicht alle Bestandshalter so aufgestellt sind, dass sie all ihre energe- tisch schlecht gerateten Immobilien sanie- ren können, rechnet Fritzsche damit, dass künftig mehr Sanierungsobjekte auf den Markt kommen, diese sich mangels viel- fältiger Finanzierungsoptionen jedoch schwerer vermarkten lassen. 266 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | IMMO- R I CHT L I N I E FOTO: © FARIDEH DIEHL, CAALA, SARAH KASTNER

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