Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Generationengerechtigkeit, sodass keine Generation auf Kosten einer anderen eine „zu hohe“ Rente erhält. Seit 2009 leisten AP1 bis AP4 Nettozah- lungen in das System. Diese haben sich seit Einführung des Systems bis 2020 auf ins- gesamt 260,5 Milliarden schwedische Kro- nen (245,7 Milliarden Euro) summiert. Auf- grund der demografischen Situation wird bis 2040 auch weiterhin mit Nettozahlungen durch die Reservefonds gerechnet. Danach dürfen die AP-Fonds wieder mit Zuflüssen aus dem Rentensystem rechnen. Die Prämienrente Aus den 18,5 Prozent Rentenbeiträgen fließen 2,5 Prozent in die sogenannte Prä- mienrente, die voll kapitalgedeckt ist. Wäh- rend die Einzahlungen in dieses kapitalge- deckte System verpflichtend sind, gibt es bei der Anlage der Gelder Freiheiten. In der Zeit von 2000 bis Mai 2010 konnten die Schweden sehr frei in privaten Fonds anle- gen. Erst danach hatten sie die Auswahl zwischen den zugelassenen privaten Fonds und den AP7-Anlagelösungen. „Zu Beginn der Systemumstellung Ende der 1980er-Jah- re durften die Menschen verhältnismäßig Wildwest in Aktienfonds investieren“, er- zählt Scarfone. „Die Anbieter haben massiv geworben, und so mancher Anleger war vermutlich nicht richtig über die Risiken informiert.“ Im Jahr 2000 hat Schweden daher mit AP7 eine staatliche Verwaltungsagentur ein- geführt. Seither können die Beitragszahler zwischen der Anlage in zahlreiche private Investmentfonds und fünf direkt von AP7 gemanagte Fonds auswählen. „Der wich- tigste ist der weitgehend passiv gemanagte AP7-Aktienfonds, der ähnlich wie der MSCI ACWI Index anlegt. Daneben gibt es den AP7-Rentenfonds, der aktuell fast aus- schließlich in nordische Staats- und Unter- nehmensanleihen investiert. Beide zusam- men haben ein Vermögen von rund 100 Milliarden Euro, das sich zu zirka 80 Pro- zent auf den Aktien- und zu 20 Prozent auf den Rentenfonds verteilt“, erklärt Scarfone. Neben diesen reinen Aktien- und Renten- fonds gibt es drei vermögensverwaltende AP7-Fonds, die jeweils offensiv, ausgewo- gen und defensiv aufgestellt sind. Die Performance der AP7-Fonds kann sich sehen lassen. „Der AP7-Balanced Fonds hat in den Jahren von seiner Grün- dung bis 2021 etwa 10,1 Prozent pro Jahr gebracht“, sagt Scarfone anerkennend, „die Kosten für Management, Administration und Kontoführung belaufen sich auf 0,1 Prozent jährlich. Die staatliche Stelle, die für die Verwaltung der AP7-Fonds zustän- dig ist, managt das alles selbst. Das heißt, sie trifft die Allokationsentscheidung und verfolgt dann einen passiven Ansatz.“ Fonds von privaten Anbietern Etwa die Hälfte der Schweden landet in der Standardlösung, dem AP7-Saver. Die- jenigen, die sich aktiv für eine eigene Aus- wahl entscheiden, können aus einem ver- hältnismäßig breiten Universum an sonsti- gen Fonds wählen, die von privaten Anbie- tern verwaltet und überwiegend aktiv gema- nagt werden. „Früher war hier eine sehr breite Fondsliste von mehreren 100 Fonds zugelassen. Das war aber für die meisten Bürger zu unübersichtlich. Daher wird die Liste permanent reformiert. Bald soll sie deutlich schrumpfen, um eine bessere Ori- entierung zu ermöglichen“, meint Scarfone. „Wir haben auch einige Fonds aus unserem Haus auf der Liste“, ist er zufrieden. Die Bürger können bis zu fünf Fonds auswählen und später von einem Fonds in einen ande- Die Durchschnittsrente in Schweden lag 2019 bei 1.850 Euro, davon rund 1.300 Euro aus der ersten Säule. Aber gerade einmal 70 Euro, also knapp vier Prozent der Gesamtrente, stammen aus der aktienbasierten Prämienrente. N o. 1/2022 | www.institutional-money.com 233 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | SCHWED I SCHE S TAAT S FONDS

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