Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

S chweden mit seinen gut zehn Millionen Einwoh- nern gilt als erfolgreiche Exportnation: Ikea, Abba, Volvo, Pippi Langstrumpf. Im deutsch- sprachigen Raum wird oft gefordert, dass man am besten auch das schwedi- sche Modell zur Altersvorsorge impor- tieren sollte, das vielen Experten als leuchtendes Beispiel gilt. Doch wie sieht es eigentlich im Detail aus? Früher Systemwechsel „Schweden führte seinen großen System- wechsel vom Umlage- zu einem Mischsys- tem bereits Ende der 1980er Jahre durch“, erklärt Josef Scarfone, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung des nordischen Asset Managers Skagen Funds, der sowohl in Norwegen als auch in Schweden aktiv ist. In den 1980er-Jahren habe man erkannt, dass das damals existierende System ange- sichts der demografischen Struktur nicht durchzuhalten war. Bis zum Systemwechsel bestand das schwedische Modell aus einer weitgehend aus Steuergeldern fi- nanzierten Rente mit einem sehr hohen Rentenniveau. Scarfone: „Die Rente betrug damals 60 Prozent des Einkom- mens, und für die Berechnung wurden die besten 15 Einkommensjahre jedes einzelnen Bürgers herangezogen.“ Mit ihrer Umstellung auf ein neues Renten- system waren die Schweden im euro- päischen Vergleich früh dran, und sie hoben bei der Gelegenheit auch gleich das Renteneintrittsalter an. Die Frage, wie man dem demografi- schen Wandel begegnen sollte, stellte sich in den 1990er-Jahren auch in den deutschsprachigen Ländern. Die deut- sche Lösung bestand damals aus der Kürzung der gesetzlichen Rente, was man mit der Einführung einer staatlich geförderten privaten Altersvorsorge (Riester- Rente) kompensieren wollte, Letztere blieb allerdings freiwillig. Darüber hinaus wurde die Regelaltersgrenze in Deutschland seit 2012 schrittweise angehoben, vom vollen- deten 65. auf das vollendete 67. Lebensjahr. Das jetzige Mischsystem der schwedi- schen Vorsorge besteht aus drei Säulen: • dem staatlichen System • dem Betriebsrentensystem • der privaten Rente Die erste Säule, die staatliche Rente, er- hält jeder, der einmal in Schweden gearbei- tet hat: Angestellte, Beamte, Selbstständige. Die staatliche Rente besteht aus zwei Bau- steinen: der Einkommensrente und der Prä- mienrente. Für beide zusammen führen die Schweden ab ihrem 16. Lebensjahr 18,5 Prozent ihres beitragspflichtigen Einkom- mens ab, was jeweils durch den Arbeitgeber erfolgt. Arbeitnehmer und Arbeitgeber tei- len sich die Einzahlungen nicht ganz, aber in etwa hälftig. So wird eine Rentenanwart- schaft aufgebaut. Die Einkommensrente Die Einkommensrente ist ein überwie- gend umlagefinanziertes System, in das der Großteil der Beiträge für die staatliche Rentenkasse fließt, nämlich 16 Pro- zent. Die späteren Rentenzahlungen richten sich nach Dauer und Höhe des Einkommens, sprich: nach der Summe der eingezahlten Beiträge. Die Höhe der Rentenzahlung wird jährlich an das Durchschnittseinkommen angepasst. Die Einkommensrente ist zwar grundsätzlich umlagefinanziert, aber es gibt verschiedene Reservefonds, die als Puffer dienen. Sie heißen AP1, AP2, AP3 und AP4. Wenn die Beiträge in einem Jahr nicht ausreichen, um die Renten an die aktuellen Rentenempfän- ger auszuzahlen, müssen die Reserve- fonds die Differenz zuzahlen. Umge- kehrt fließt Geld in die Reservefonds hinein, wenn es einen Beitragsüber- schuss gibt. Ziel dieses Systems ist Das schwedische Modell der Altersvorsorge mit seinem berühmten AP7-Programm wird oft zitiert, aber die Details kennen die wenigsten. Hier eine Beschreibung mit Vergleichen zum geplanten deutschen System mit Teilkapitaldeckung. So ist der AP7-Aktienfonds investiert Branchenaufteilung Das Branchenschwergewicht liegt aktuell auf Informationstechno- logie (25 Prozent) sowie Finanzen und Immobilien (18 Prozent). Quelle: Schwedische Rentenagentur, Stand: 31.12.2021 Informations- technologie 25 % Finanzen & Immobilien 18 % 13 % Seltene Erden/ Rohstoffe Gesundheit 12 % Industriegüter 9 % Telekommunikations- unternehmen 9 % Lebensmittel 7 % Baustoffe 5 % Energie- versorger 3 % Energie 2 % + + » Schweden führte seinen System- wechsel zu einem Mischsystem bereits Ende der 1980er-Jahre durch. « Josef Scarfone, Geschäftsführer der deutschen Niederlassung von Skagen Funds Das schwedische Modell 232 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | SCHWED I SCHE S TAAT S FONDS FOTO: © SKAGEN FUNDS, COMUGNERO SILVANA | STOCK.ADOBE.COM

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