Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

sind bei dieser weltweiten Vereinigung der erste Staatsfonds, und wir haben dort fast von Beginn an mitgearbeitet. Wir wollen mit den von uns gehaltenen Unternehmen auch wirtschaftlich gemeinsam den Trans- formationspfad gehen. Es ist wichtig, dass die Unternehmen hier durch die Asset Ma- nager begleitet werden, denn es geht darum, dass auch bei den jetzt noch CO 2 -intensi- veren Branchen eine Anpassung im Ge- schäftsmodell stattfindet. Letztlich müssen wir uns alle darüber im Klaren sein, dass der Transformationsprozess viel Geld kostet. Ohne Investoren könnten die Unternehmen ihre Geschäftsmodelle nicht umstellen, dafür ist das Vorhaben zu kostspielig. Zurück zur kapitalgedeckten Rente. Sind zehn Milliarden Euro nicht etwas wenig für eine kapitalgedeckte gesetzliche Rente? Oder ist das für den Anfang okay? Anja Mikus: Um einen spürbaren Beitrag zu den Zahlungen aus der gesetzlichen Renten- versicherung leisten zu können, sind zehn Milliarden Euro sicher nur ein erster Schritt. Aber gerade in Deutschland ist es wichtig, den Fuß in die Tür zu bekommen, also überhaupt ein System für eine teilkapitalge- deckte Rente darzustellen. Das ist hierzulan- de ja schon fast eine Revolution! Daher ist es auch gut, wenn wir zunächst mit einem überschaubaren Betrag anfangen. Zuerst einmal müssen Konzepte entwickelt und Reformen auf den Weg gebracht werden. Sicher ist auch: Wenn wir jetzt nicht anfan- gen, wird über Jahre nichts passieren. Der Zeitpunkt ist nie ideal. Daher halte ich zehn Milliarden für den Anfang für völlig in Ordnung, denn davon kann eine Initialwir- kung ausgehen. Wenn wir davon ausgehen, dass Jahr für Jahr weitere Staatszuschüsse hinzukommen, könnte man dann die zehn Milliarden gleich komplett in Aktien anlegen? Anja Mikus: Die Kenfo-Gelder haben wir schrittweise angelegt, und genauso könnte man das auch für die Rentenreserve tun. Wichtig ist eine breite Streuung über ver- schiedene Assetklassen und auch über verschiedene Investitionszeitpunkte. Wir müssen schließlich bedenken, dass derzeit die Marktlage nicht gerade zum Investieren einlädt. Würde der Kenfo den Rentenschatz inhouse verwalten oder externe Asset Manager ein- setzen? Anja Mikus: Das Kenfo-Modell bietet sich an. Für bestimmte Assetklassen werden spe- zialisierte Asset Manager beauftragt. Hier legen wir die strategische Asset Allocation fest und suchen dann weltweit die besten Spezialisten für die jeweilige Assetklasse. Für den Kenfo haben wir derzeit bei liqui- den Assets über 20 Asset Manager und auf der illiquiden Seite über 30 eingesetzt. Viele sind skeptisch, wenn der Staat große Vermögen im Zugriff hat. Wie könnte man den Altersvorsorgetopf vor dem Zugriff des Staates schützen – für Situationen, in denen die Kassen mal klamm sind? Das ist ein wichtiger Punkt, denn es ist ent- scheidend, dass keine Stelle für andere Zwecke als für das Stiftungsmandat in diesen Topf hineingreifen kann. Das war damals auch bei der Kommission zur Über- prüfung der Finanzierung des Kernenergie- ausstiegs (KFK) ein wichtiges Thema. Unser Kuratoriumsmitglied Jürgen Trittin saß damals in der Kommission, und er und die anderen Mitglieder der Kommission haben sehr darauf geachtet, dass sogenannte „sachfremde Begehrlichkeiten“ unterbun- Erfahrene Portfoliomanagerin Anja Mikus, geboren in Kassel, arbeitet seit 30 Jahren in der Investmentbranche. Als Diplom- kauffrau begann sie ihre berufliche Laufbahn in der Finanzplanung und Bilanzierung, bevor sie ab 1988 im Asset Management der Alli- anz-Gruppe von der Wertpapieranalystin zur Geschäftsführerin der Allianz Kapi- talanlagegesellschaft und zum Mit- glied der Geschäftsführung der Alli- anz Pimco Asset Management in München aufstieg. Ab 2001 war sie Geschäftsführerin der Union Investment Privatfonds GmbH und verantwortete als Seg- mentleiterin das Portfolioma- nagement und die Anlagestrategie der Union- Gruppe in Frankfurt a. M. 2014 bis 2017 führ- ten ihre beruflichen Stationen zu Arabesque Asset Management Ltd. in London und Frank- furt a. M. als Chief Investment Officer & Part- nerin. Von April 2015 bis Mai 2020 war sie Mitglied im Aufsichtsrat der Commerzbank AG, auf Vorschlag des Bundes. Seit der Gründung im Juni 2017 ist Anja Mikus Vorstandsvorsit- zende und Chief Investment Officer des Kenfo – Fonds zur Finanzierung der kerntechni- schen Entsorgung in Berlin. 228 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | ANJA MI KUS | KENFO FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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