Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

dung, und das ist nicht unser Tisch. Aber wir können auf unsere vorhandenen Kom- petenzen für die Kapitalanlage als effiziente Umsetzung verweisen. Sie sagten, der Track Record des Kenfo sei ein gutes Argument. Wie lag denn die Ren- dite des Kenfo in der Vergangenheit? Anja Mikus: Seit Auflage des Entsorgungs- fonds bis Jahresende 2021 hatten wir auf unsere Finanzanlagen im Schnitt eine Ren- dite von 8,6 Prozent pro Jahr, berechnet als Return on Investment. Unsere erste Feuer- probe haben wir auch schon bestanden, im ersten Quartal 2020. Der scharfe Rückgang an den Aktienmärkten zu Beginn der Coro- na-Pandemie war eine schwierige Phase, da hat sich unsere Strategie bewährt, und die Investitionen wurden fortgesetzt. Wir sind positiv aus dem Jahr 2020 rausgekommen – mit einer Performance der Kapitalanlagen von 8,3 Prozent –, und 2021 konnten wir mit 10,4 Prozent abschließen. Das klingt gut! Wer außer dem Kenfo käme denn noch in Frage, um den deutschen Ren- tenschatz zu managen? Anja Mikus: Natürlich kann ich nur für den Kenfo sprechen. Der Kenfo ist eine Organi- sation, die ausschließlich Kapitalanlagen managt. Gesetzlich ist als unsere einzige Aufgabe jedoch festgelegt, ausschließlich Kapital anzulegen und eine solide risiko- adjustierte Rendite zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung zu erwirtschaf- ten. Dabei legen wir das uns anvertraute Geld nachhaltig an. Insofern arbeiten wir wie ein privater Investment Manager, der weltweit anlegt. Eine vergleichbare staatli- che Einheit, die ausschließlich die Aufgabe hat, Kapital anzulegen, ist mir ansonsten nicht bekannt. Wie sieht der Nachhaltigkeitsansatz des Kenfo aus? Anja Mikus: Mittlerweile wird der Begriff Nachhaltigkeit häufig als Marketingbegriff eingesetzt. Wir haben uns schon seit unserer Gründung, also seit 2017, um das Thema Nachhaltigkeit gekümmert, denn das Fi- nanzministerium hat uns nachhaltige Krite- rien in den Anlagerichtlinien vorgeben. Wir haben dann den Nachhaltigkeitsbegriff für unsere Anlagen systematisiert. Dabei arbeiten wir beim Kenfo nicht nur mit Ausschlüssen, sondern wir haben auch eine Kombination aus verschiedenen Anfor- derungen erstellt. Zunächst filtern wir Ein- zelwerte aus jeder Branche nach den Krite- rien Environmental, Social und Governance, also ESG. Wir machen dies gezielt nach Sektoren, um eine ausgewogene Struktur im Portfolio zu erhalten. Unser Best-in-Class- Ansatz schließt die schlechtesten 25 Prozent pro Sektor aus. Zusätzlich haben wir gene- relle Ausschlüsse für Atomkraft, Kohle und Waffen. Viel mehr Ausschlüsse sollten es dann aber auch nicht sein, denn die helfen nicht, den weltweiten CO 2 -Ausstoß wirk- sam zu reduzieren. Für den Kenfo würde außerdem das Universum kleiner, um die notwendige Rendite zu erzielen, und es könnten Klumpenrisiken entstehen. Wichtig für uns ist die Berücksichtigung des UN Global Compact, das bedeutet beispielswei- se, dass wir in Unternehmen mit Verwick- lung in Kinderarbeit, Menschenrechtspro- blemen und Korruption nicht investieren. Im November 2020 haben wir zudem die UN PRI unterzeichnet, wir berücksichtigen also die von internationalen Investoren ent- wickelten und von den Vereinten Nationen unterstützten „Principles for Responsible Investment“ (PRI). Wie begleiten Sie beim Kenfo die Unterneh- men beim Transformationsprozess hin zur Klimaneutralität? Anja Mikus: Anfang März 2020 ist der Kenfo der von den United Nations einberufenen Net-Zero Asset Owner Alliance (AOA) bei- getreten. Dies ist die wichtigste internatio- nale Initiative großer institutioneller Anleger im Kampf gegen die globale Erwärmung. Die Mitglieder der AOA verpflichten sich, die CO 2 -Emissionen ihrer Anlageportfolios bis 2050 auf netto null zu reduzieren. Wir » Es ist gut, wenn wir zunächst mit einem überschaubaren Betrag anfangen. Erst einmal müssen Konzepte entwickelt und Reformen auf den Weg gebracht werden. « Anja Mikus, Vorstandsvorsitzende und CIO Kenfo-Fonds 226 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | ANJA MI KUS | KENFO FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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