Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

jedes gehypte Einzelunternehmen eine glän- zende Zukunft vor sich hat, im Gegenteil. Hier findet eine ständige Auslese statt, welche Technologien oder Geschäftsmodel- le zu den Gewinnern zählen und welche scheitern. Dies ist genau die Aufgabe eines Themen-Portfoliomanagers, die Chan- cen zu erkennen und die Verlierer zu vermeiden.“ Diversifikation Neben dem Wunsch nach möglichst hohen Renditen steht bei Profianlegern vor allem auch das Bedürfnis nach Ri- sikoreduktion und damit Diversifikation im Fokus. Das spiegelt sich auch in der oben angeführten Vontobel-Umfrage wider: Nach Ansicht von 56 Prozent der befragten 300 Profianleger kann ein thematischer Ansatz Portfoliorisiken re- duzieren, und 46 Prozent wollen damit Diversifikationsvorteile erzielen. The- menfonds können auch zur Erreichung anderer Ziele dienen. Eine mögliche Umsetzung in der Praxis nennt Mor- ningstar-Experte Lamont: „Themen- fonds können speziell zur Reduktion von Portfoliorisiken eingesetzt werden. Bei- spielsweise können Investoren mit Alterna- tive-Energien-Fonds klassische Energiewer- te substituieren, um CO 2 -Risiken zu sen- ken.“ Risikoreduktion wird auch auf anderen Gebieten erhofft: Viele betriebliche Alters- vorsorgeeinrichtungen schätzen mittlerweile die Vorteile von Gesundheitsfonds. Die Überlegungen dieser Investoren sind fol- gende: Vor dem Hintergrund einer alternden Gesellschaft, die mehr Geld zur Aufrecht- erhaltung ihres Gesundheitszustands in die Hand nehmen muss, und der damit einher- gehenden Wachstums- und Renditeaus- sichten des medizinischen Sektors sollen Investments in „Healthcare“-Fonds über hohe Kurssteigerungen die auf der Passiv- seite der Bilanz schlummernden biometri- schen Risiken von Pensionskassen und ver- gleichbaren Institutionen aufgrund immer höherer Lebenserwartungen ihrer Leistungs- und Anspruchsberechtigten zumindest etwas kompensieren. Als angenehmer Nebeneffekt können In- stitutionelle aufgrund der von Healthcare- Fonds eingesetzten Gelder auch für sich re- klamieren, das dritte der UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable De- velopment Goals, SDGs) „Gesundheit und Wohlergehen“ zu unterstützen. Aber auch die anderen 16 der insgesamt 17 SDGs der UNO bilden mittlerweile die Grundlage für immer mehr der in jüngster Zeit zahlreich aufgelegten Themenfonds, die in der Regel gerade wegen ihres wirkungsorientierten In- vestierens (Impact Investing) die begehrte Einstufung nach Artikel 9 der SFDR-(Sus- tainable Finance Disclosure Regulation) der EU erhalten. Die SDGs, Impact Investing und Nach- haltigkeit generell haben dafür gesorgt, dass Gremien von Pensionskassen und ähnlichen Institutionellen im Gegensatz zur Vergan- genheit bei Themeninvestments nicht mehr bremsen, sondern diese aktiv im Rahmen der Umstellung auf mehr Nachhaltigkeit beim Investieren einfordern, um unter ande- rem die Reputation des eigenen Hauses in der Öffentlichkeit zu verbessern. Das erklärt unter anderem, warum institutionelle Inves- toren bei Themenfonds insbesondere Nach- haltigkeitsstrategien stark nachfragen. Ruhige Hand gefragt Trotz gewisser Vorteile von Themenfonds haben viele Institutionelle aus gutem Grund ihre Bedenken: beispielsweise dahingehend, ob ausreichend Marktliquidität aufgrund hoher Gewichtungen von (illiquideren) Ne- benwerten besteht. Auch ein inhärenter Growth-Bias der meisten Themenstrategien sollte gerade in Zeiten steigender Zinsen berücksichtigt werden. Wetten auf einzelne Themen oder sozioökonomische Trends können auch schieflaufen. Während bei Fonds auf Cannabis-Aktien hohe regulato- rische Risiken, die diese Branche über Nacht wieder kriminalisieren können, wohl klar ersichtlich sind, tauchten bei anderen Themen die Risiken aus einer unerwarteten Ecke auf – in diesem Fall aus China: So wurden (Luxus)-Konsumwertefonds ange- sichts einer kaufkräftigeren Mittelschicht, insbesondere in China beziehungsweise Asien, als relativ sicheres Themeninvest- ment betrachtet. Dies änderte sich schlag- artig, als in China Konsumgüter westlicher Nobelmarken als „unpatriotisch“ gebrand- markt wurden und deren Absatz einbrach. Vor diesem Hintergrund sind Themenin- vestments vor allem für jene Großanleger geeignet, die angesichts damit einhergehen- der höherer Schwankungen einerseits über ausreichend hohe Risikobudgets, anderer- seits auch über die notwendige Nerven- stärke und Geduld verfügen. „Da Themen- fonds besonders über längere Anlagezeit- räume ihre überproportionale Wachstums- kraft entfalten, eignen sie sich in besonderer Weise für institutionelle Asset Owner, die ebenfalls in langen Investitionsperioden denken. Die Herausforderung besteht darin, in Zusammenarbeit mit dem Risikomanage- ment im gewählten Anlagethema investiert zu bleiben, wenn die relative Wertentwick- lung zwischenzeitlich nicht in die ge- wünschte Richtung läuft“, empfiehlt Liebe abschließend. ANTON ALTENDORFER » Investoren wünschen sich Unterstützung und Orientierung bei der Auswahl der Themen. « Christel Rendu de Lint, Deputy Head of Investments, Vontobel AM » Themenfonds können speziell zur Reduktion von Portfoliorisiken eingesetzt werden. « Kenneth Lamont, Senior Analyst, Morningstar 218 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | THEMENFONDS FOTO: © VONTOBEL AM, MORNINGSTAR

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