Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

G rundsätzlich erscheint die Idee vernünftig, in Aktien- portfolios Unternehmen stärker zu gewichten, die von tiefgehenden wirtschaftlichen Strukturänderungen oder neuen techno- logischen Megatrends profitieren soll- ten. Als Beispiele fallen Tom Riley, Head of Global Thematic Strategies bei AXA IM, Dinge wie die fortschrei- tende Digitalisierung, die Energiewen- de, Elektromobilität oder Robotik ein. Und interessanterweise sind es nicht nur Privatanleger, die hier auf speziali- sierte Produktekonzepte setzen. Auch insti- tutionelle Investoren integrieren entspre- chende Ansätze in ihre Strategien. „Wir beobachten in den vergangenen Jahren ein verstärktes Interesse institutioneller In- vestoren an thematischen Aktienstrategien. Hier hat ein klares Umdenken stattgefun- den“, erklärt auch Walter Liebe, Co-Leiter Pictet Asset Management Deutschland, gegenüber Institutional Money. Aus diesem Grund haben die meisten der unzähligen Themenfonds inzwischen auch institutio- nelle Anteilsklassen. Große Nachfrage Die Nachfrage kann sich sehen lassen: Nach Angaben von AXA Investment Managers entfallen seit 2017 rund zwei Fünftel alle Netto- umsätze im Fondsbereich mittler- weile auf diese Nische, ihr Anteil am gesamten Aktienfondsuniversum liegt inzwischen bei rund drei Pro- zent. Morningstar kam in der im Mai 2021 veröffentlichten „Global The- matic Funds Landscape“-Studie per Stichtag 31. 3. 2021 auf eine Verdop- pelung der globalen Zuflüsse von 300 auf 600 Milliarden US-Dollar innerhalb eines Jahres, wobei Europa als Marktführer auf diesem Gebiet den Anteil von 150 auf 300 Milliarden US- Dollar steigern konnte. Bei den eingesetzten Instrumenten gibt es regionale Unterschie- de: Während auf dem Alten Kontinent Investoren bei Themenfonds überwiegend auf aktives Management (89 % des Fonds- volumens) setzen, ist es in den USA umge- kehrt: Dort sind 63 Prozent der themati- schen Gelder passiv investiert. Neue Wege Auch wenn es hinsichtlich „Themenin- vestments“ keine allgemein gültige Defini- tion gibt und Vermögensverwalter oftmals ihre eigene Terminologien verwenden, frag- ten Anleger in den letzten Jahren am stärks- ten jene Themenfonds nach, die in den Kategorien „Technologische Disruption“ und „Nachhaltigkeit“ einzuordnen sind. Ins- besondere Fonds auf Themen wie „Künstli- che Intelligenz“ oder „Clean Energy“ stan- den ganz oben auf den Kauflisten der An- leger – obwohl oder vielleicht gerade weil diese Strategien in Aktien abseits der gro- ßen Indizes investieren. „Viele Anleger wählen ein globales thematisches Engage- ment als Teil eines neuen Ansatzes für die Vermögensallokation und entfernen sich vom traditionellen, regional ausgerichteten Ansatz“, bestätigt Cosmo Elms, Head of ETF Business bei LGIM. Mit Themenfonds einhergehendes höheres Exposure und damit Risiko abseits klassischer Aktien-Referenz- indizes schrecken die traditionell benchmarkfixierten Institutionellen offenbar nicht mehr so oft ab wie in früheren Zeiten – ganz im Gegen- teil: „Thematische Aktienmandate werden gezielt als Komplement zu passiven oder kontrolliert aktiven Strategien hinzugefügt, um hier eine Überrendite anzustreben“, nennt Liebe den wohl wichtigsten Grund für diese Entwicklung. Diese erhofften Überrenditen mo- tivierten auch jene Großanleger, die über das „Mandate-Tool“ von Insti- Das Konzept Themenfonds richtet sich traditionell eher an Privatanleger, die im Alleingang nicht in der Lage sind, vernünftig diversifiziert in spezielle Trends zu investieren. Trotzdem können diese Produkte auch für Großanleger interessant sein. Die Nachfrage steigt jedenfalls deutlich. » Über Themenfonds können Investoren von langfristigen struktu- rellen Veränderungen profitieren. « Tom Riley, Head of Global Thematic Strategies bei AXA IM Paketlösungen für Megatrends Steigendes Interesse Themeninvestments gewinnen an Bedeutung Themeninvestments gewinnen bei Profianlegern an Bedeutung. Das zeigt eine Onlineumfrage von „Institutional Money“. Mehr als 32 Prozent der Befragten sind bereits entsprechend engagiert, fast 35 Prozent wollen zukünftig investieren. Etwas mehr als 23 Prozent finden Themeninvest- ments „uninteressant“ – und mehr als jeder Zehnte hat sich damit noch nicht beschäftigt. Quelle: Institutional Money Online, Erhebungszeitraum: Mitte November 2021 bis Ende Januar 2022 interessant, investiere zukünftig | 34,5 % interessant, bin bereits investiert | 32,1 % uninteressant | 23,1 % 10,3 % | Habe mich damit noch nicht beschäftigt. Themeninvestments sind für mich … 212 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | THEMENFONDS FOTO: © AXA IM, BLUEDESIGN | STOCK.ADOBE.COM

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