Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Kombination mit einem oder mehreren avi- sierten Zielen festlegen, die innerhalb eines festgelegten Zeitraums, allerspätestens aber bei der Tilgung erreicht werden müssen. „Sustainability-Linked Bonds werden mit spezifischen Nachhaltigkeitszielen (Sustain- ability Performance Targets, SPTs) begeben, die maßgebliche Performanceindikatoren (Key Performance Indicators, KPIs) enthal- ten – zum Beispiel der „Prozentsatz der recycelten Materialien, die bis 2030 in der Fertigung verwendet werden“, kon- kretisiert Saida Eggerstedt, Leiterin Sustainable Credit bei Schroders in Frankfurt. Viel Freiraum Bei den gewählten Nachhaltigkeits- zielen besteht viel Freiraum: Zwar haben Standard & Poor’s zufolge rund 85 Prozent der in Sustainability-Linked Bonds einge- betteten Nachhaltigkeitsziele einen Umwelt- bezug wie die Reduktion von Abfall oder des Verbrauchs fossiler Energien oder Treibhausgase. Einige Unternehmen streben aber andere, ebenfalls für die Gesellschaft lohnenswerte Ziele an. So legte beispielsweise der Schweizer Pharmakonzern Novartis den Fokus auf einen besseren Zugang der unteren und mittleren Einkommensschichten zur Medi- zin. Die nachhaltigkeitsbezogenen Anleihen des brasilianischen Papierherstellers Klabin weisen ihrerseits gleich drei Performance- indikatoren auf, die bis 2025 erreicht wer- den sollen: ein niedrigerer Wasserverbrauch, eine Erhöhung der Mindestmengen an wie- derverwertetem/recyceltem Feststoffabfall und die Wiederansiedelung von mindestens zwei einheimischen Tierarten, die auf den Grundstücken des Unternehmens nicht mehr präsent oder vom Aus- sterben bedroht sind. Stéphane Rüegg, Pictets Head of Product Management & Develop- ment, zufolge macht das deutlich, wie groß das Sustainability-Linked- Potenzial ist und dass individuelle Ziele aus dem gesamten und breiten ESG-Themenspektrum ausgewählt werden können: „Es ist davon aus- zugehen, dass neben ökologischen Vorhaben nach und nach weitere Ziele mit Bezug auf soziale Belange und Governance hinzukommen wer- den – das wird Sustainability-Linked Bonds dann noch stärker von Green Bonds unterscheiden.“ Verfehlung kommt teuer Im Gegensatz zu Green, Social oder Sus- tainable Bonds sollten Emittenten bei Sus- tainability-Linked Bonds die versprochenen Ziele besser erreichen – andernfalls wird es teuer: Bei Nichterfüllung ändern sich ge- mäß Anlagekonditionen wichtige Anleihenkriterien zum Nachteil des Emit- tenten. So erhöhen sich über eine „Step up“-Prospektklausel die zu zahlenden Zins- kupons, oder die Tilgungssumme steigt (Re- demption Premium). Das häufigste Ausstattungsmerkmal bei Sustainability-Linked Bonds ist laut Laura Lemle, Mitglied im Portfoliomanagement- team der Security Kapitalanlage, eine Ku- ponerhöhung von 25, 50 oder gar 75 Basis- punkten. In zirka 50 Prozent der von Lemle untersuchten Fälle sind Sustainability- Linked Bonds mit einem Step-up-Kupon von bis zu 25 Basispunkten ausgestattet. „Oft definieren Emittenten aber nicht nur ein, sondern gleich mehrere Nachhaltig- keitsziele, somit wird der Kupon-Step-up entweder für jedes Nachhaltigkeitsziel getrennt angewendet oder er wird abhängig davon, ob eines oder mehrere Nachhaltig- keitsziele nicht erreicht wurden, unter- schiedlich hoch sein“, merkt Lemle an. Neben höheren Zinskupons oder Rückzah- lungen verpflichten sich einige Emittenten alternativ dazu, im Fall von Zielverfehlun- gen Kohlenstoffkompensationszahlungen zu tätigen oder an Wohltätigkeitsorganisationen zu spenden. Auch wenn sich Emittenten auf den ers- ten Blick bei unzureichender Zielerreichung scheinbar „freikaufen“ können, drohen negative Konsequenzen: Abgesehen vom Prestigeverlust und möglichen Fire Sales enttäuschter Nachhaltigkeitsinvestoren droht aufgrund höherer Kapitalkosten oder Kom- pensationszahlungen ein schlechteres Kre- ditprofil, das wiederum zu höheren Risiko- aufschlägen bei zukünftigen Emissionen führt. Höhere Komplexität Die von der Erreichung von Nachhaltig- keitszielen abhängige Verzinsung und Rückzahlungshöhe könnte das Portfolioma- nagement bei diesen Anleihen komplexer machen. Institutional Money fragte dies- bezüglich bei M&G und Axa IM nach. Hecker zufolge führen nachhaltigkeitsbezo- gene Anleihen in der Tat zu mehr Komplexität, insbesondere aus buch- halterischer Sicht. Da die Arten und die Zahl der ESG-Ziele unterschied- lich und spezifisch für die Kredit- nehmer sind, variieren die Merkmale von Sustainability-Linked Bonds sehr stark. Und obwohl die ESG-be- zogenen Anpassungen bei Anleihen ein standardisierter fester Spread mit Marge sind, ist auch dieser Schwan- kungen unterworfen. „Dies führt zu einer Reihe von Fragen, wie die Merkmale der Zahlungsströme, die potenziellen Auswirkungen auf das Kreditrisiko, die Klassifizierung die- » Sustainability-Linked Bonds unterscheiden sich von Green, Social und Sustainability Bonds. « Andreas Hecker, Head of Client Group Core Germany & Austria bei Axa IM Steigerungspotenzial Investoren beginnen sich zu interessieren. Sustainability-Linked Bonds sind als junges ESG-Anleihensegment noch nicht bei allen institutionellen Investoren auf den Radarbildschirmen gelan- det. Jeder Dritte hat sich damit noch nicht beschäftigt, jeder Vierte findet diese Anleihen uninteressant. Immerhin 40 Prozent der Befragten wollen zukünftig investieren. Quelle: Institutional Money Online, Umfragezeitraum: Februar 2022 5 % | interessant, bin bereits investiert. … interessant, investiere zukünftig. | 40 % … uninteressant. | 22,5 % Habe mich damit noch nicht beschäftigt. | 32,5 % Sustainability-Linked Bonds sind für mich … 208 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | SUS TA I NAB I L I TY- L I NKED BONDS FOTO: © HOLGER PETERS

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