Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Ende des Tages erreichen, steht ihnen frei. „Im Gegensatz zu grünen, sozialen und Nachhaltigkeitsanleihen (Sustainabi- lity Bonds) unterliegen Sustainability- Linked Bonds keinen Verwendungsbe- schränkungen, und die aufgenommenen Mittel müssen nicht zwingend für nach- haltigkeitsrelevante Projekte verwendet werden“, erklärt Andrew Dewar, Invest- ment Manager bei GAM: „Der Sinn und Zweck der Anleihen besteht darin, die Emittenten zu einer langfristigen Umstellung ihrer Geschäftsmodelle auf Nachhaltigkeit zu verpflichten.“ Gerade dadurch erzielen Sustainability-Linked Bonds aus Investorensicht auf lange Sicht eine sehr große positive Wirkung, da sie direkt die strategische Ausrich- tung des Unternehmens hinsichtlich der Nachhaltigkeit betreffen. Institutionelle können ihrerseits über nachhaltigkeitsgebundene Anleihen se- lektiv in jene Emittenten investieren, de- ren übergeordnete nachhaltigkeitsbezo- gene Prioritäten sich mit ihren eigenen decken. Unternehmen erhoffen sich ih- rerseits über die Reduktion von Nach- haltigkeitsrisiken eine höhere Attraktivi- tät bei Investoren inklusive günstigerer Refinanzierungen. Breitere Auswahl Diese Eigenschaften beziehungsweise Möglichkeiten von Sustainability- Linked Bonds sprechen vor allem jene Unternehmen an, die mangels geeigneter oder verfügbarer nachhal- tiger Projekte keine ESG-Anleihen begeben können. „Sustainability- Linked Bonds ermöglichen neuen Emittenten, in den Markt für ESG- Anleihen einzutreten. Sustainability- Linked Bonds sind eine Möglichkeit, den Finanzierungsbedarf einiger Emittenten zu decken, die sich ver- pflichtet haben, ihre ESG-Leistung zu verbessern, aber nicht über das Profil oder die notwendigen grünen Vermögenswerte verfügen, um auf den Markt für grüne Anleihen zu kommen“, erklärt Hecker. Vor diesem Hintergrund bieten Sustainability-Linked Bonds institu- tionellen Investoren aus sektoraler Sicht eine größere Auswahl und Diversifikationsmöglichkeit als bei- spielsweise Green Bonds. So ist beispiels- weise der Verbrauchersektor im Green- Bond-Universum nur gering vertreten, die- ser wird dank Sustainability-Linked Bonds nun mehr Anlegern zugänglich. Investoren erhalten darüber hinaus über Sustainability- Linked Bonds eine größere Auswahl auf Ebene des Kreditrisikos: Im Gegensatz zu den meist kapitalstarken und daher auch mit einer Investment-Grade-Bonität versehenen Green-Bond-Emittenten finden In- vestoren im Sustainability-Linked- Bond-Universum mehr rendite- starkes High-Yield-Material vor. „Ungefähr 40 Prozent des gesamten Sustainability-Linked-Bond-Ange- bots wurden letztes Jahr von Firmen mit einem High-Yield-Rating bege- ben“, merkt Eisenegger an. Individuelle Ziele Auch wenn Sustainability-Linked- Bond-Emittenten viele Freiheiten genießen und die eingesammelten Gelder nicht für spezielle nachhalti- ge Projekte, sondern für den allge- meinen Betriebszweck verwenden dürfen – eine dokumentierte Ziel- vereinbarung ist bei nachhaltigkeits- gebundenen Anleihen obligatorisch. So müssen Unternehmen bei der Emission messbare Kennzahlen in Steigende Volumina Das Emissionsvolumen zeigt einen Aufwärtstrend. Sustainability-Linked Bonds (SLBs) gibt es seit dem Jahr 2019, als der italienische Energiekonzern ENEL für die erste Emission sorgte. Was damals als zartes Pflänzlein begann, scheint derzeit zu einem ernstzuneh- menden Segment im ESG-Anleihenuniversum heranzuwachsen. Immerhin wurden im Jahr 2021 allein rund 110 Milliarden US-Dollar an SLBs bege- ben, 2022 sollen es laut Prognose von Moody’s ESG Solutions mindestens 150 Milliarden US-Dollar werden. Quelle: Bloomberg, Moody’s ESG Solutions 0 50 100 150 2019 2020 2021 2022 (Schätzung) Mrd. US-Dollar Nachhaltigkeitsgebundene Anleihen erfreuen sich aufgrund ihrer Flexibilität bei der beabsichtigten Wirkung sowohl bei Unternehmen als auch bei Investoren immer höheren Zuspruchs. N o. 1/2022 | www.institutional-money.com 207 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | SUS TA I NAB I L I TY- L I NKED BONDS

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