Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

F olgendes war vor fünf Jah- ren in Institutional Money, bezüglich einer Black- Swan-Analyse der japani- schen Großbank Nomura zu lesen: „Ein weiterer Schwan, der zur Lan- dung ansetzen könnte: Wladimir Putin, der seine Muskeln spielen lässt. Kursiv und mit Ausrufezeichen versehen weist Nomura darauf hin, dass man zwar ,nicht davon ausgeht‘, dass Russland 2017 in ein militärisches Engagement in Osteu- ropa eintritt. Andererseits hat man das 2008 – siehe Georgien – und 2015 – siehe Ukraine – auch gedacht. Diese Ereignisse hatten auf die Märkte zwar kaum Einfluss in einem Umfeld, in dem das ,Alpha aber wieder eine größere Rolle spielt, könnte ein derartiges Swan Event deutlich stärkere, natürlich negative Auswirkun- gen zeigen‘, schreiben die Autoren, de- ren Studie rund um den Jahreswechsel erschienen ist.“ Schwarze Schwäne Intention der Institutional Money Berichterstattung war damals, unsere Leser nach dem Jahr 2016, in dem sich die beiden unerwarteten Ereignisse Brexit und Trump-Wahl zutrugen, auf ähnliche Black Swan Events – also na- hezu unvorhersehbare Fat-Tail-Risiken – vorzubereiten. Denn tatsächlich war in beiden Fällen bemerkenswert, dass nicht nur etwas passierte, mit dem kaum jemand gerechnet hatte, auch die Markt- reaktionen fielen beide Male überra- schend aus: Erst geschah das Unerwar- tete, und dann zogen – nach kurzem Schock – ebenso unerwartet die Aktien- märkte wieder an. Im Rückblick war nicht nur die Nomu- ra-Prognose – zeitlich versetzt – prophe- tisch – als weitsichtig hat sich auch Pimco herausgestellt (siehe Grafik „Die Tails wurden für die 2017er-Prognosen fet- ter“) . Der Anleihengigant hatte damals bei seiner Risikoverteilung eine deutliche Ver- breiterung der Fat-Tail-Risiken vorgenom- men und damit die Eintrittswahrscheinlich- keit eines Basisszenarios drastisch reduziert. Gerade bei den „negativen Extremrisiken“ ist vieles in teils noch extremerer Form schlagend geworden – das trifft insbesonde- re auf den dritten Punkt zu, in dem der Po- pulismus die Deglobalisierung vorantreibt. Die Ereignisse, die im Februar 2022 losge- treten wurden, kann man als ultimative Zu- spitzung eines derartigen Fat Tails verste- hen. Nicht auf der – zugegebenermaßen ver- kürzten – Rechnung befand sich damals Betrachtet man die Invasion der Ukraine rein akademisch, so stellt der Krieg ein schlagend gewordenes Tail-Risiko dar. Ob es sich um einen von Talebs schwarzen Schwänen handelt, kann man diskutieren. Immerhin wurde das Risiko bereits vor fünf Jahren verortet. » Oft wird das Risiko unterschätzt. Und zwar das der Fragilität der Finanzmärkte. « Nassim Taleb, u. a. Autor von „Der Schwarze Schwan“ Ein blaugelber Schwan Die Tails wurden für die 2017er-Prognosen fetter Mittlerweile historisch: Der Bondriese Pimco hat nach 2016 die Eintrittswahrscheinlichkeit von Basisszenarien deutlich verringert. Die unterbrochene Linie stellte die ursprünglichen Erwartungen an das laufende Jahr dar. Pimco und andere Marktteilnehmer haben aber spätestens nach dem Trump-Event eingesehen: Es geht zwar nicht alles, aber fast alles. Quelle: Pimco NEGATIVE EXTREMRISIKEN Störfaktoren für die globale Erholung: • Schuldenüberhänge großer Volkswirtschaften • Erschöpfung der Geldpolitik • von Populismus getriebener Übergang zur Deglobalisierung BASISSZENARIO • Status quo hält an • unterstützende Fiskalpolitik, allmähliche Drosselung der expansiven Zentralbankpolitik und begrenzter Protektionismus • Beschleunigung der Gesamtinflation in Industrienationen, Rückgang in Schwellenländern POSITIVE EXTREMRISIKEN Treiber der besseren Wachstumsergebnisse: • Deregulierung • Animal Spirits • beschleunigter Übergang von Geld- auf wachstums- fördernde Fiskalpolitik „Dickere“ Verteilungsenden Verringerte Wahrscheinlichkeit 202 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com SCHWERPUNKT UKRA I NE FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH, ERIN TRIEB | 2022 BLOOMBERG FINANCE LP TA I L R I SK UKRA I NE

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