Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

D er Angriff Russlands auf die Ukraine zählt zuvorderst zu den größten Tragödien, die seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa stattgefunden haben. Er stellt darüber hinaus einen Belastungs- test für die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft des Kontinents dar, wobei die ersten unmittelbaren Auswirkungen auf die Volkswirt- schaften der EU direkt vom Ener- giesektor kommen. So haben die Verwerfungen auf dem Gasmarkt regionale Preisunterschiede aus- gelöst, die mitunter jenseits des Faktors zehn liegen. Ebenfalls prominent in der Wahrnehmung ist die Entwicklung des Ölpreises, der sich per Anfang März 2022 im Vergleich zum Jahrestief im August 2021 auf mehr als 120 US-Dollar verdoppelt hat. Makro- ökonomisch spricht etwa Jan Viebig, Chief Investment Officer von Oddo BHF, davon, dass es sich bei den Verwerfungen nach der Invasion „im Unterschied zur Corona- krise, als die Lockdown-Maßnahmen vor allem zu einem Rückgang der volkswirt- schaftlichen Nachfrage führten, um einen Angebotsschock infolge steigender Roh- stoffpreise handelt“. Das würde bedeuten, dass das Wachstum zurückgeht, aber anders als bei einem Nachfrageschock die Preise steigen und nicht fallen. „Einem Nachfrageschock kann die Politik entge- genwirken, indem die Zentralbanken die Zinsen senken oder die Parlamente fiskal- Das Aufziehen der Abenddämmerung für die Ölindustrie könnte sich durch den Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine noch beschleunigt haben – so haben NGOs zuletzt den Druck in Richtung eines kompletten Divestments aus der russischen Öl- und Gasindustrie massiv verstärkt. Nichts wie raus Divestments aus Öl-, Kohle- und Gasaktien haben in Europa seit 2014 an Traktion gewonnen. In Europa haben sich institutionelle Investoren vornehmlich aus dem Kohlesektor zurückgezogen. Während der Pandemie hat die Dynamik zwar etwas nachgelassen, die russische Aggression liefert aber neue Argumente für einen Ausstieg. Quelle: Elsevier Teure Untergewichtung Der Angriff Russlands auf die Ukraine hat den Ölpreis und die Kurse von Energieunternehmen massiv steigen lassen. Die Divestmentpolitik der vergangenen Jahre wird somit auf den Prüfstein gestellt. Wie weit ist sie wirklich fortgeschritten? Und was sind ihre Auswirkungen auf den Markt? 178 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com SCHWERPUNKT UKRA I NE WE T T E GEGEN ÖL 0 50 100 150 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 2014 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 2020 I 2019 I 2018 I 2017 I 2016 I 2015 I 2014 65 4 47 81 126 104 129 1.998 120 1.649 1.778 2.362 2.606 2.616 Kohle Kohle und Ölsand Kohle und Öl Alle fossilen Energieträger Zielgrößen Anzahl der Pensionsfonds Verwaltetes Vermögen (Mrd. USD) FOTO: © MAKHNACH | STOCK.ADOBE.COM

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