Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Bestandteil der Entscheidungsfindung ist”, ergänzt ihre Kollegin Bettina May. Datenbasis erweitert Knackpunkt bei der Berücksichtigung von ESG-Faktoren waren lange Zeit – und sind es zum Teil immer noch – die Daten. Mittlerweile stützten sich die Asset Mana- ger bei ihren Anlageentscheidungen auf eine deutlich breitere Basis an ESG-Daten als in den vorangegangenen Jahren. Genutzt werden hier sowohl interne als auch exter- ne Informationen (siehe Chart „Externe ESG-Datenanbieter“) . 55 Prozent der Befragten, also 15 Pro- zentpunkte mehr als 2019, stützen sich dabei vor allem auf intern erstellte quantita- tive Daten, nutzen aber externe ESG-Daten- anbieter als zusätzlichen Input. Umgekehrt ist die alleinige Verwendung interner ESG- Kennzahlen auf nur sechs Prozent zurück- gegangen, verglichen mit 14 Prozent im Jahr 2019. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass immer mehr Vermögensverwalter auf ESG-Datenanbieter zurückgreifen, wäh- rend sie gleichzeitig ihre eigenen Analysen als wesentliche ESG-Bewertungen nutzen. Die Umfrage zeigt auch, dass viele Ver- mögensverwalter mehrere ESG-Datenan- bieter abonnieren. Offenbar schätzen es Vermögensverwalter, auf unterschiedliche ESG-Datenquellen zurückgreifen zu können – eventuell weil diese unterschiedliche Schwerpunkte haben. So gilt ISS ESG als Marktführer im Be- reich Proxy Voting und Governance-Daten, während Trucost und CDP detaillierte Daten zum Klimawandel bereitstellen, sowohl von Unternehmen als auch von deren Lieferket- ten. GRESB konzentriert sich auf Sachwer- te wie Immobilien und Infrastruktur. Weite- re bekannte Anbieter, auf die Asset Manager häufig zurückgreifen, sind Bloomberg, Re- finitiv, RepRisk und TruValue. Diese bieten jeweils breit angelegte ESG-Daten, so wie auch MSCI und Sustainalytics. Ausschlüsse oder Engagement? Während sich früher viele Asset Manager auf Ausschlüsse bestimmter unerwünschter Sektoren oder Unternehmen beschränkten, gewinnt nun auch die aktive Engagement- Politik an Bedeutung. Neun von zehn Ant- wortenden (90 Prozent) gaben an, dass sie ESG-Aspekte in Gesprächen mit dem Ma- nagement von Portfoliounternehmen an- sprechen. Damit hat sich dieser Wert in den vergangenen vier Jahren um zehn Prozent- punkte erhöht. Noch stärker als auf der Aktienseite gilt dies für Anleihenmanager, bei denen 92 Prozent ESG-Aspekte mit Emittenten besprechen. Hier war der An- stieg in den letzten drei Jahren am höchs- ten. „Eine wachsende Zahl von Anleihenin- vestoren ist der Ansicht, dass Engagement- Aktivitäten ihnen bessere Einblicke in die zugrunde liegenden Unternehmen bieten, die Transparenz verbessern und am Ende auch die Geschäftspraktiken beeinflussen können“, schreiben die Studienautoren. Insgesamt gaben 35 Prozent der antwor- tenden Asset Manager an, dass sie ESG in ihren Treffen mit Portfoliounternehmen im- mer ansprechen. 2018 lag dieser Wert erst bei 21 Prozent (siehe Chart „Engagement- Aktivitäten“) . Verantwortlich für Engage- ment-Aktivitäten sind bei der überwiegen- den Zahl der Asset Manager Senior-Analys- ten, Portfoliomanager oder spezielle Active- Ownership-Teams, die sich um das Thema Proxy Voting kümmern. ESG-Spezialisten gefragt Da ESG-Investments weltweit die höchs- ten Wachstumsraten erreichen, sind auf nachhaltige und verantwortungsvolle In- vestments spezialisierte Asset Manager sehr gefragt. Dies spiegelt sich unter anderem in der Entwicklung der personellen Kapazi- täten wider. Heute beschäftigen in Europa fast neun von zehn Asset Managern ESG- Experten (88 Prozent). In Kanada liegt diese Zahl bei 52 Prozent (im Vorjahr 26 Prozent). Die Frage, ob sie ausschließlich auf ESG- Themen konzentrierte Experten beschäfti- gen, die mehr als 90 Prozent ihrer Zeit mit ESG-spezifischen Themen verbringen, beantworteten 55 Prozent der befragten Asset Manager mit ja, verglichen mit 43 Prozent im Vorjahr. Hier liegen die beiden Regionen Kontinentaleuropa und Japan an der Spitze, mit jeweils 88 Prozent. Dies lässt darauf schließen, dass ESG-Experten in der Finanzbranche momentan äußerst gefragt sind, und ein Abflauen dieses Trends ist erst einmal nicht in Sicht, weil viele Manager ihre ESG-Teams ja noch aus- bauen. „Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass sich die Finanzbranche dahin entwickelt, das Bewusstsein für ESG-The- men als Teil einer breiter angelegten Invest- mentanalyse zu verstehen“, schreiben die Studienautoren zusammenfassend. ANKE DEMBOWSKI Engagement-Aktivitäten Welche der Aussagen trifft zu, was die Teilnahme Ihres Unternehmens an Engagement-Aktivitäten betrifft? (nur Fixed Income Manager) Aktive Engagement-Politik gewinnt an Bedeutung. Mittlerweile sprechen 58 Prozent der Fixed Income Manager bei ihren Firmenbesuchen gelegentlich ESG-Themen an, 24 Prozent tun das sogar bei jedem Besuch. Quelle: Russell Investments, Studie 2121 Annual ESG Manager Survey 42 % 50 % 2 % 5 % 38 % 54 % 3 % 6 % 24 % 58 % 5 % 12 % 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Regelmäßige Treffen mit dem Management, die immer auch ESG-Diskussionen beinhalten Regelmäßige Treffen mit dem Management, die gelegentlich auch ESG-Diskussionen beinhalten Regelmäßige Treffen mit dem Management, die aber selten oder nie ESG-Diskussionen beinhalten Wir betreiben keinerlei Engagement 2020 2019 2021 162 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | E SG- S TUD I E RUSS E L L I NVE S TMENT S

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=