Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

tionen über Klimaänderungen beschleuni- gen“, erklären die Macher der Studie. Umweltthemen im Vordergrund Den Asset Managern hingegen sind bei ihrer Investitionsentscheidung Umweltfak- toren weniger wichtig als den Vermögens- inhabern, wobei Ökothemen in den ver- gangenen Jahren auch bei ihnen weiter in den Vordergrund gerückt sind. Die Zahl der Asset Manager, die den Faktor Umwelt als am wichtigsten ansehen, hat sich in den letzten vier Jahren von fünf auf 14 Prozent fast verdreifacht. Der steile Anstieg reflektiert den stärkeren Fokus auf die Bewältigung von Klima- risiken, aber natürlich auch die stetig wachsenden Regulierungsanforderun- gen in diesem Bereich. Das gestiegene öko- logische Interesse ist vor allem bei Mana- gern in Kontinentaleuropa zu beobachten, wo 30 Prozent (gegenüber vier Prozent im Jahr 2018) diesem Faktor höchste Priorität beimessen. Governance Für ihre Investitionsentscheidung sehen Asset Manager die Governance mit 80 Pro- zent Zustimmung weiterhin als den wich- tigsten ESG-Faktor an. In der Umfrage aus dem Jahr 2018 lag dieser Wert noch bei 91 Prozent. Dies unterstreicht die branchen- übergreifend hohe Bedeutung ei- ner guten Unternehmensführung für die Erwirtschaftung eines lang- fristigen Unternehmenserfolgs. Eine Rolle dafür mag hier auch spielen, dass beispielsweise die Wichtigkeit von Umweltfaktoren für einzelne Branchen unterschied- lich hoch ist: Für Versorger und Energieunternehmen sind diese deutlich wichtiger als für Banken. Dahingegen ist die Governance – wie Unternehmen gemanagt wer- den – für alle Branchen ein ent- scheidendes Kriterium für den Unternehmenserfolg. Aber auch bei den anderen bei- den Faktoren, E und S, tut sich et- was: Während 2018 nur vier Pro- zent der Asset Manager angegeben hatten, dass der S-Faktor für sie der wichtigste ist, waren es 2021 bereits sechs Prozent. Beim E- Faktor war der Anstieg noch deutlicher: von fünf Prozent in 2018 auf 14 Prozent 2021. Soziale Faktoren Festzuhalten ist, dass soziale Aspekte von den Asset Managern weiterhin am seltensten (nur von sechs Prozent der Antwortenden) als wichtigster ESG-Faktor genannt werden, obwohl soziale Themen wie Gleichberech- tigung und Inklusion, Gesundheitsversor- gung und erschwinglicher Wohnraum wäh- rend der Covid-19-Pandemie mehr Auf- merksamkeit erhielten als zuvor. Problema- tisch ist, dass diese Faktoren bislang nur schwer quantifizierbar sind. Außerdem gibt es nur wenige direkt an soziale Themen ge- koppelte Investitionsmöglichkeiten. ESG insgesamt gestiegen Insgesamt ergab die Umfrage von Russell Investments, dass Asset Manager zuneh- mend ESG-spezifische Überlegungen in ihre Anlagetätigkeit einbeziehen. Mehr als 80 Prozent der befragten Manager lassen in ihren Anlageprozess explizit qualitative oder quantitative ESG-Bewertungen ein- fließen. Auch das Ausmaß, in dem ESG- Faktoren Anlageentscheidungen beeinflus- sen, ist – vor allem mit Blick auf die Anla- gerisiken – gestiegen. So gaben 46 Prozent der Befragten an, dass ESG-Faktoren wie der Klimawandel eine wesentliche Rolle bei der Bewertung potenzieller Risiken spielen; dies ist ein Plus von elf Prozent gegenüber 2018. Darüber hinaus betonten 29 Prozent der Manager den Einfluss von ESG-Erwä- gungen bei der Erwirtschaftung positiver Renditen. Dies ist ein Anstieg von neun Prozent gegenüber 2018. Das Ausmaß, in dem ESG-Aspekte regel- mäßig in die Anlagepraxis integriert wer- den, ist in fast allen untersuchten Regionen gestiegen. Annähernd alle europäischen Vermögensverwalter (97 Prozent) gaben an, dass sie ESG heute in ihre Anla- geprozesse integrieren, in Groß- britannien sind es bereits 100 Pro- zent. US-Manager hinken in dieser Hinsicht etwas hinterher. Aber auch bei ihnen ist der Prozentsatz von 67 Prozent im Jahr 2019 auf 82 Prozent gestiegen (siehe Chart „Wichtige ESG-Themen“) . „Insgesamt wenden Vermögens- verwalter heute strengere ESG- Analysen an und bemühen sich um mehr Transparenz. Es gibt jedoch noch viel zu tun, insbeson- dere im Hinblick auf den Klima- wandel, der zunehmend die ESG- Agenda bestimmt und sich bei Vermögensinhabern als wichtigs- tes Anliegen etabliert hat“, merkt Yoshie Phillips an. „Die Umfrage von 2021 hat erneut gezeigt, dass ESG nicht länger ein optionales Extra, sondern ein wesentlicher » Die wachsenden Ansprüche von Vermögensinhabern treiben den ESG- Fortschritt bei Asset Managern voran. « Bettina May, Head of Distribution für Deutschland und Österreich bei Russell Investments ESG-Strategien Bei welcher Art von ESG/Nachhaltigkeitsprodukten verzeichneten Sie in den letzten 12 Monaten das größte Interesse /das größte Vermögenswachstum? Fonds, die ESG-Integration anbieten, erfreuen sich in allen Märkten großer Beliebtheit. In den Private Markets sind auch Impact- beziehungsweise themen- basierte Mandate begehrt. Best-in-Class-Ansätze sind insgesamt weniger wichtig, im Bereich Fixed Income spielen sie jedoch eine gewisse Rolle. Quelle: Russell Investments, Studie 2121 Annual ESG Manager Survey 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Real Assets Private Markets Fixed Income Equity Ausschlüsse, negative Screenings Impact- bzw. themenbasierte Mandate Best-in-Class-Mandate, positive ESG-Integration 160 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | E SG- S TUD I E RUSS E L L I NVE S TMENT S FOTO: © RUSSELL INVESTMENTS

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