Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

W eltweit müssen Pen- sionspläne einander widersprechende Prioritäten in Ein- klang bringen, während die Vermö- genswerte sich weit von der Realität abgekoppelt haben – zumindest bis Ende 2021. Wie es Defined-Benefit-, also leistungsorientierten Pensionsplä- nen geht und wie sie versuchen, mit der aktuell schwierigen Situation zurecht- zukommen, untersucht eine Studie, die Create-Research und Amundi Anfang Dezember gemeinsam veröffentlicht haben. Diese Studie wird seit 2014 jährlich durchgeführt. An der jüngsten Umfrage nahmen 152 DB-Pensions- kassen aus 17 europäischen Pensions- märkten des öffentlichen und privaten Sektors teil, die zusammen ein Vermö- gen von 2,1 Billionen Euro verwalten. No Risk, no Return Ausgangslage ist ein Dilemma, in dem sich leistungsorientierte Pensionspläne der- zeit befinden: Auf der einen Seite können sie es sich nicht leisten, bei anhaltenden Defiziten in einem auslaufenden Plan Risiken einzugehen, denn die meisten von ihnen sind unterfinanziert. Auf der anderen Seite können sie keine Defizite abbauen, ohne Risiken einzugehen. Der dramatische Rückgang der Zinssätze in den letzten zehn Jahren hat die Situa- tion verschlimmert. Hinzu kam 2020 die Covid-19-Pan- demie. Fast die Hälfte der Befragten (48 Prozent) geben an, die längerfristi- ge finanzielle Stabilität ihrer Pläne habe durch sie gelitten, und nur sechs Pro- zent berichten von positiven Entwick- lungen. Auch die Auswirkungen auf die Finanzierungsquoten und den regelmä- ßigen Cashflow sind per netto negativ. Daher erwarten 60 Prozent der Befrag- ten, dass sie ihre Mitglieder von leistungs- auf beitragsorientierte Pläne (Defined Con- tribution) umstellen werden. Einige Pen- sionspläne verfolgen andere Maßnahmen (Herabsetzung der Renten, Erhöhung des Renteneintrittsalters etc.), die aber auch Ein- schnitte für die Mitglieder bedeuten. „End Game“ Immer mehr Pensionspläne kommen in das Stadium, in dem sie mehr auszahlen müssen, als sie Einzahlungen erhalten. Aktuell sind bereits 48 Prozent im Bereich negativer Cashflows, 19 Prozent befin- den sich in einem neutralen Bereich, und nur 33 Prozent haben noch einen positiven Cashflow. Angesichts dieser Situation haben die leistungsorientierten Pensionspläne des privaten Sektors von ihren Aufsichtsbe- hörden die Auflage erhalten, im Rah- men des sogenannten „End Games“ verschiedene Optionen umzusetzen. Dazu müssen sie darlegen, wie sie ihren Pensionsverpflichtungen nachkommen wollen, wenn in diesem Jahrzehnt im- mer größere Kohorten von Nachkriegs- Babyboomern das Pensionsalter errei- chen. Nur etwa ein Drittel der Pensi- onspläne (38 Prozent) ist finanziell so stabil aufgestellt, dass sie es schaffen, ihre Verbindlichkeiten auf Basis der ei- Für die meisten leistungsorientierten Pensionspläne (Defined Benefit) sieht es schlecht aus. Das zeigt eine aktuelle Studie, die Create-Research und Amundi gemeinsam veröffentlicht haben. Cashflow-Position Wie hoch ist aktuell die Netto-Cashflow-Position Ihres Pensionsplans? Immer mehr Pensionspläne kommen in das Stadium, in dem sie mehr auszahlen müssen, als sie Einzahlungen erhalten. Aktuell befinden sich bereits 48 Prozent im Bereich negativer Cashflows, 19 Prozent sind in einem neutralen Bereich, und nur 33 Prozent haben noch einen positiven Cashflow. Quelle: Amundi Asset Management / Create-Research Survey 2021 Negativ 48 % Positiv 33 % Neutral 19 % » Je weiter die Zinsen sanken, desto schneller stiegen die Verbindlichkeiten der Pensionspläne. « Prof. Amin Rajan, Projektleiter bei Create-Research, London Pensionskassen in Nöten » Der Einstieg in riskante Anlagen ist für einige Pläne nicht die beste, aber leider die einzige Option. « Pascal Blanqué, Chef des Amundi-Instituts 146 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | P ENS I ONS FONDSS TUD I E CREAT E FOTO: © CREATE-RESEARCH, MAGALI DELPORTE, VITALII VODOLAZSKYI | STOCK.ADOBE.COM

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