Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Neuer Ansatz Insgesamt ist die auf dem Papier einfache Strategie in der praktischen Umsetzung also mit großen Heraus- forderungen verbunden. Angesichts des- sen ist ein neues Paper des Finance Center Münster interessant, das den vielversprechenden Titel „Decomposing Momentum: Eliminating its Crash Component“ trägt. Darin untersuchen Pascal Büsing, Hannes Mohrschladt und Susanne Siedhoff eine besondere Idee: Sie unterteilen die Renditen im elfmonatigen Ranking-Zeitraum anhand des erzielten Höchstkurses in zwei Komponenten:  High to Price (HTP): positive Ren- dite, die vom Start jeweils zwölf Mo- nate zuvor bis zum Hoch der Aktie im elfmonatigen Ranking-Zeitraum erzielt wurde  Price to High (PTH): negative Rendi- te, die vom Hoch der Aktie im elfmonatigen Ranking-Zeitraum bis zu dessen Ende vor einem Monat erzielt wurde Der letzte Monat bleibt – wie bei Un- tersuchungen zum Momentum-Effekt üb- lich – als Skip-Periode außen vor, um den möglichen Einfluss von kurzfristigen Rever- sals auszublenden. Die Autoren betrachten für ihre Analysen den US-Markt im Zeit- raum von 1927 bis 2018 und verwenden dafür die Daten des Center for Research in Security Prices (CRSP). Ergebnisse Das spannendste Ergebnis der Untersu- chung ist, dass sich bei Rankings auf Basis der ersten Komponente eine durchschnittli- che Überrendite von 1,18 Prozent pro Mo- nat sowie eine Sharpe Ratio von 0,71 ergibt. Das ist besser als beim klassischen Momen- tum (Sharpe Ratio 0,54). Zudem ist die Renditeverteilung leicht rechtsschief und zeigt keine Anzeichen von Crashs im An- schluss an Abwärtsbewegungen des Ge- samtmarktes. Der Grund dafür ist, dass die zuletzt größten Verlierer im Short-Portfolio weitgehend vermieden werden können und deshalb die schmerzhafte Junk-Rallye größ- tenteils ausbleibt. Deshalb konnten mit die- sem Ansatz relativ unabhängig von der vor- herrschenden Marktphase positive Renditen erzielt werden, die gewissermaßen ein pro- fitables Echo der ersten Momentum-Kom- ponente darstellen. Das Ranking nach der zweiten Komponente erweist sich dagegen als problematisch. Zwar erzielt diese im Zerlegtes Momentum Veranschaulichung der Untersuchungsmethode Die Grafik zeigt eine schematische Übersicht der einzelnen Bestandteile, auf denen die Untersuchungen basieren. Rankings können auf dem klassischen Momentum (MOM) sowie auf den Teilkomponenten bis zum jeweiligen Kurshoch der einzelnen Aktien (HTP) oder der nachfolgenden Performance (PTH) basieren. Das zur Aufteilung relevante Kurshoch kann dabei zu jedem Zeitpunkt innerhalb der elfmonatigen Lookback-Periode auftreten. Quelle: eigene Darstellung 11 Monate P 0 P 1 P high PTH HTP MOM Skip Auf dem Papier ist Momentum eine „sichere Wette“, im echten Leben sorgen hingegen massive Kursausschläge nach Trendwenden für unangenehm hohe Volatilitäten. Mit einem Ansatz der Münster FI lässt sich das Konzept allem Anschein nach jedoch optimieren. N o. 1/2022 | www.institutional-money.com 139 T H E O R I E & P R A X I S | MOMENTUM

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