Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

vate Equity in den Bereich Embedded Fi- nance. Das klingt zunächst nicht nach viel, entspricht im Vergleich zum Vorjahr aber ei- ner Verdreifachung. Ein gutes Stück dieses Kuchens konnte sich laut Reuters die deut- sche Solarisbank mit Investments über 229 Millionen Dollar sichern. Gegenüber der Nachrichtenagentur begründete CEO Ro- land Folz den Hype damit, dass „die Kun- den Dienstleistungen erwarten, die direkt am Ort der Konsumation zu finden, prak- tisch, digital und sofort verfügbar sind“. Wie unkompliziert ein derartiger Kredit oder ein Zahlungsziel etwa an KMU verge- ben werden, schildert man bei der bereits erwähnten E-Commerce-Plattform Shopify folgendermaßen: „Wir fragen weder nach Businessplänen, noch nach Steuererklärun- gen, noch nach Einkommensnachweisen und schon gar nicht nach persönlichen Ga- rantien. Das tun wir nicht aus Freundlich- keit, sondern weil wir glauben, dass es schlechte Signale bezüglich der Chancen der Internetökonomie aussendet.“ Das ist natürlich eleganter Marketing- sprech, denn ohne Risikobewertung wäre jede Kreditvergabe, jedes Versicherungs- geschäft ein reines Vabanque-Spiel. An dieser Stelle tritt aber der entschei- dende Vorteil von Embedded Finance zuta- ge: Denn die Daten sind bereits da – viel- leicht nicht in Form traditioneller Einkom- mens- oder Steuernachweise, dafür aber in Form von Big Data, die den digitalen Groß- konzernen dieser Welt zur Verfügung steht. Das können im B2C-Bereich die Einkaufs- gewohnheiten der Einzelkunden sein, im B2B-Bereich die Umsätze, die beispiels- weise auf einer General-Electric-Plattform getätigt werden. Entscheidender Vorteil Wie genau die Mechanismen in Embed- ded Finance aussehen, hat sich ein Autoren- trio im Rahmen der Arbeit „Big Tech vs. Banks“ angesehen. Neben dem federführen- den Bruno M. Parigi von der Universität Padua gehört auch Leonardo Gambacorta, der an der BIS wirkt – also dem Institut, das die Finanzmarktregulatoren zur Aktion auf- gerufen hat –, zum Autorenteam, das durch Fahad Khalil, University of Washington, komplettiert wird. Fokussiert wird laut Parigi „auf zwei Vorteile, die Big Techs gegenüber herkömmlichen Banken bei der Vergabe von Firmenkrediten haben: Da wä- ren zum Ersten die besseren Daten und zum Zweiten die bessere Durchsetzung der Rückzahlungen, da Big-Tech-Firmen Unter- nehmen, die ihre Kredite nicht bedienen, aus ihrem Ökosystem ausschließen.“ Das könnte laut Bain Capital Ventures eine schlechte Nachricht für die Banken darstellen, da aufgrund der besseren Daten „all das gute Risiko zur Embedded Finance fließt (…) und alles, was an Schrott übrig bleibt, zu den Banken und Versicherungs- unternehmen wandert“. Diese Einschätzung Das Relief, das die Kathedrale von Akdamar in Ostanatolien ziert, stellt die Legende von David und Goliath dar. Anthropologisch kann die Geschichte als Konflikt zwischen zwei Völkern mit unterschiedlich fortgeschrittenem Know-how interpretiert werden. Im Bankensektor könnte sich Ähnliches anbahnen – mit dem Unterschied, dass diesmal Goliath die Schleuder schwingt. N o. 1/2022 | www.institutional-money.com 129 T H E O R I E & P R A X I S | B I G T E CH VS . BANKEN

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