Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

So findet man auf Social-Trading-Plattfor- men wie Robinhood eine Vielzahl an But- tons und Pop-ups, die den Spaßfaktor am Trading und somit die Handelsaktivitäten erhöhen sollen. Vordergründig geht es also um die Belebung des Umsatzes durch die Einführung einer gewissen Leichtigkeit. Doch was, wenn diese Gamification auch die Risikobereitschaft der Privatanleger er- höht – und zwar in einem relevanten Aus- maß, sodass Marktverzerrungen und Kurs- verluste von 90 Prozent – wie bei Gamestop zu Jahresbeginn 2021 – zur Regel werden? Marktineffizienzen Das wäre per se problematisch, da die bestehende Literatur ohnehin schon darauf hinweist, dass Privat-Trader sich in der Regel überschätzen, zu exzessiver Trading- Frequenz neigen, Gewinne zu früh realisie- ren und Verluste zu spät begrenzen. Des Weiteren bevorzugen sie Small-Cap-Aktien mit hohem Beta und hoher medialer Prä- senz – nicht zuletzt auf Social-Media-Kanä- len. Was, wenn Gamification diese Trends verstärkt, indem sie die Risikobereitschaft der Trader weiter erhöht? Genau dieser Fragestellung widmen sich Marius Zoican und zwei Co-Autoren in der Studie „Does Gamified Trading Stimulate Risk Taking?“. Zoican, der an der Univer- sity of Toronto Mississauga und der Rot- man School of Management wirkt, hat zu diesem Zweck gemeinsam mit Philipp Chapkovski und Mariana Khapko ein Expe- riment mit 605 Teilnehmern durchgeführt. Diese wurden im Rahmen einer Versuchs- anordnung einem gamifizierten und einem nicht gamifizierten Trading-Interface aus- gesetzt. Ziel der Untersuchung war es her- auszufinden, ob eben diese Gamifizierung die Risikobereitschaft erhöht oder nicht. Das Team wählte den experimentellen An- satz, weil „eine Veränderung der Risikobe- reitschaft in einem empirischen Setting schwer nachzuweisen ist“, erklärt Zoican. So könnte es eine Disposition geben, wo- nach Trader, die per se risikoaffiner sind, auf Plattformen wie Robinhood aktiv sind. Gamification würde dann die Risikobereit- schaft nicht erhöhen, sondern in gewisser Weise nur bündeln. Das Experiment selbst wurde online durchgeführt. Die Teilnehmer wurden über Prolific, einen Befragungspool, der auf On- line-Experimente spezialisiert ist, rekrutiert. Dabei wurde darauf geachtet, dass die Test- gruppe ungefähr der Klientel von Robin- hood entspricht. So sind die Teilnehmer im Durchschnitt 27 Jahre alt, der Median liegt bei 37 Jahren. Robinhood-User sind im Durchschnitt 31 Jahre alt und stammen aus dem englischen Sprachraum. 45 Prozent der Trader sind weiblich, 55 Prozent männlich, zwei Teilnehmer gaben als Geschlecht N o. 1/2022 | www.institutional-money.com 123 T H E O R I E & P R A X I S | GAMI F I CAT I ON

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=