Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Riskantes Gaming D as Leben ist ein Spiel und überhaupt: YOLO! You On- ly Live Once! Mit anderen Worten: Willkommen in der Tradingwelt von Robinhood, einer Platt- form, über die 13 Millionen Privatanleger ihre Papiere handeln und die laut Eigen- gaben ein Vermögen mehr als 20 Milliar- den US-Dollar verwaltet und über die die Gamestop-Saga im Vorjahr ihre gesamte Wirkung entfaltet hat. Wir erinnern uns: Im September 2019 nahm der Privat-Trader Keith Gill mit dem Hinweis auf DFV (Deed F*** Value) eine gerade einmal 50.000 Dollar leichte Long-Position auf die darniederliegende Gamestop-Aktie auf. Hedgefonds hatten zu jenem Zeitpunkt milliardenschwere Shorts auf die Video- spielladenkette in den Büchern. In der Fol- ge gelang es Gill, über konsequente Social- Media-Aktivität die Robinhood-Commu- nity von einer Unterbewertung von Game- stop zu überzeugen. Es folgte ein regel- rechter Kreuzzug gegen die vorhandenen Short-Positionen, was letzten Endes dazu führte, dass sich der Kurs der Aktie, der im September noch bei rund fünf Dollar lag in der Spitze versechzigfachte. Anfang 2021 kam es dann zu einem Absturz auf rund 40 Dollar, bei Redaktionsschluss lag das Papier wieder bei rund 80 Dollar. Der Short Squeeze Der aus dem Anstieg resultierende Short Squeeze brachte diverse Hedgefonds in Be- drängnis – am prominentesten war wohl die Situation bei Melvin Capital, wo die Assets dem Vernehmen nach von ursprünglich 12,5 Milliarden Dollar per Ende Januar 2021 um 53 Prozent eingebrochen waren. Nur durch eine Kapitalspritze von 2,75 Milliarden Dollar, mit der die Hedgefonds Point72 und Citadel ihren Partner vor dem Zusammen- bruch retteten, konnte Melvin Capital den Januar mit einem Vermögen von mehr als acht Milliarden Dollar abschließen. Diese Geschichte wird inzwischen als Lehrbeispiel für die wachsende – und mit- unter erratische – Macht von Social Media und Privatanlegern angeführt. Inzwischen haben auch die Behörden reagiert. Die Plattform Robinhood, deren Infrastruktur die massenhaften Mini-Positionierungen erst ermöglicht hat, ist inzwischen ins Fa- denkreuz der US-Börsenaufsicht SEC gera- ten, letzten Endes stellt sich aber dennoch die Frage, was Kleinanleger in großer Zahl dazu veranlasst hat, eine derart riskante Position wie Gamestop einzugehen. Die Antwort könnte „Gamification“ lau- ten. Laut einer gängigen Definition von Deterding, Dixon, Khaled und Nacke aus dem Jahr 2011 handelt es sich hierbei um „die Anwendung von Elementen des Game Designs in einem Non-Gaming-Kontext“. Gamification ist ein Mechanismus, der auf dem Radar der Märkte sein sollte. Und zwar spätestens nach der Gamestop-Saga – hat sich diese doch großteils über die spielerisch anmutende Trading-Plattform Robinhood entfaltet. 122 N o. 1/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | GAMI F I CAT I ON FOTO: © TARIKVISION | STOCK.ADOBE.COM

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