Institutional Money, Ausgabe 1 | 2022

Dies müsste unabhängig davon geschehen, ob sie ihre Strategie anpassen oder nicht, da auch eine strategische Neuausrichtung mit Einschleifkosten und geringeren Skills ver- bunden ist: Ein Asset Manager, der einen guten Teil seiner Information aus informel- len Dinnerveranstaltungen zieht, wird nicht über Nacht zum Excel- oder Big-Data-Star. Geografische Annäherung Um nun Asset Manager herauszu- filtern, die vermehrt auf softe Infor- mationen zurückgreifen, bedienen sich die Autoren eines Kunstgriffs: Sie machen das Ausmaß der soften Information von der Distanz zwi- schen Asset Manager und investier- tem Unternehmen abhängig. Das heißt, je näher das Büro des Mana- gers an seinen Investmentobjekten liegt, desto höher die angenommene Abhängigkeit von soften Informa- tionen. Der Ansatz, geografische Distanz als Näherungsvariable für das Aus- maß informeller Informationen her- anzuziehen, ist nicht neu, hatte bislang aber einige argumentatorische Schwachstellen: Was, wenn der Manager verstärkt in lokale Unternehmen investiert, weil er die lokalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bes- ser kennt? Dann würde er in Wirklichkeit nicht auf lokale softe, sondern vielmehr auf lokale harte Fakten zurückgreifen. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Mana- ger behavioristisch-emotionale Strategien verfolgt, also etwa aus Verantwortungs- bewusstsein in lokale Unternehmen in- vestiert. Wenn dem so wäre, wenn also lo- kale Manager nicht auf softe Infor- mationen zurückgreifen, sondern aus anderen Gründen lokal investieren, dann dürfte es mit Ausbruch der Pandemie weder eine Veränderung in der Performance dieser Fonds noch eine Änderung der Strategie geben, verändert sich doch die Kenntnis harter lokaler Makro-Fak- toren nicht mit dem Ausbruch einer Pandemie. Sind softe Informationen jedoch eine relevante Entschei- dungsgrundlage, dann müsste sich nach Wegfall dieser Information die Performance verschlechtern. Allen- falls passen die Manager auch ihre Strategien an. Zweifel dieser Art haben sich die Autoren angenommen, indem sie die Performance aktiver US-Fondsma- Nachdem der Champagner geflossen ist, fließen auch die Informationen leichter. Die Pandemie hat jedoch genau diesen soften Informationsfluss abreißen lassen. Eine aktuelle NBER-Stu- die untersucht, inwiefern sich die Performance von soft-getriebenen Strategien vor und nach der Pandemie unterscheidet. Die Resultate sind bemerkenswert eindeutig. Das Weite suchen Veränderung der Investmentdistanz während des Lockdowns US-Fondsmanager werden nach der geografischen Distanz zu ihren Invest- ments in Quintile sortiert. Im ersten Quintil AD_1 war die Strecke zwischen Fondshaus und investierter Fima vor dem Lockdown am geringsten, bei AD_5 am höchsten. Im Vergleich haben Fondsmanager aus AD_1 die geografische Distanz zu ihren Investments am stärksten erhöht. Quelle: Studie 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % AD_5 AD_4 AD_3 AD_2 AD_1 Veränderung der Durchschnittsdistanz bei Neuinvestitionen Veränderung der Durchschnittsdistanz bei Aufstockung 24,08 % N o. 1/2022 | www.institutional-money.com 117 T H E O R I E & P R A X I S | SOF T FAC TORS

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