Institutional Money, Ausgabe 4 | 2021

wichtiger Baustein ist hier die Automatisie- rung. Wie erledigen Sie das Liquiditäts- und Wäh- rungsmanagement? Und was sind die an- spruchsvollsten Aufgaben, die Sie hier meis- tern müssen? Oliver Seidl: Traditionell sind die Zahlungs- ziele unserer Lieferanten kürzer als die un- serer Kunden. Das ist eine Herausforderung. Hier richtig zu steuern ist eine Führungsauf- gabe und damit ein Kommunikationsthema. Deshalb haben wir in den vergangenen zwei Jahren intensiv darüber aufgeklärt, wie wichtig zum Beispiel schnelle und korrekte Rechnungsstellung ist. Wir diskutieren zu- dem viel über die Zahlungsziele unserer Kunden. Gerade jetzt, da die ganze Branche am Rande ihrer Belastbarkeit arbeitet, nimmt dieses Thema eine besondere Stel- lung ein. Hier müssen wir auch bei den Kunden Verständnis dafür schaffen, dass die aktuellen Marktentwicklungen insbesondere im Bereich Luft- und Seefracht und die For- derung nach immer längeren Zahlungszielen auf Dauer nicht in Einklang zu bringen sind. Und was tun Sie hier konkret? Oliver Seidl: Um unsere Lieferanten – in die- sem Fall Auftragnehmer im Landtransport – in diesem Spannungsfeld zu unterstützen, haben wir mit einem Partner das sogenannte „Fast Payment Program“ aufgelegt, also eine Reverse-Factoring-Option. Die Nach- frage ist enorm, da es den Lieferanten ermöglicht, unkompliziert und vor allem schneller an ihr Geld zu kommen, ohne unsere Days Payables Outstanding zu be- lasten. Und wie sieht es beim Währungsmanage- ment aus? Oliver Seidl: Das Thema Währungsmanage- ment wird durch die aktuell zu beobach- tende Umstrukturierung von Lieferketten vermutlich an Bedeutung gewinnen. Wir beobachten intensiv, welche Veränderungen der Wertschöpfungsprozesse hier initiiert werden. Was sind die bedeutendsten Investitionen, die für die Schenker AG in den nächsten zehn Jahren anstehen? Oliver Seidl: Das mit Abstand wichtigste strategische Projekt im Finanzbereich ist die Implementierung von SAPs S/4 HANA. Nach der Einführung werden wir zukünftig die „Single Source of Truth“ auf direktem Wege generieren. Zielbild der Steuerungs- logik von Schenker ist der sogenannte „Digital Boardroom“ mit tagesaktuellen, idealerweise sogar „Real time“-Finanzinfor- mationen für eine effektive Unternehmens- steuerung. Darüber hinaus werden wir in den kommenden Jahren sicherstellen, dass gleichmäßig in allen Bereichen bei Schen- ker ausreichend investiert wird. In unsere Landverkehrsterminals, das globale Air-&- Ocean-Netzwerk, unsere IT-Systeme, neueste Technologien für die Kontraktlo- gistik und natürlich in die klügsten Köpfe. Ebenso müssen wir bereit sein, bei einer guten Gelegenheit in die Weiterentwicklung unseres Auslandsgeschäfts zu investieren. Die Logistik ist eine Konsolidierungs- branche, daher ist M&A Teil der Wachs- tumslogistik. Derzeit sind unter institutionellen Investoren Infrastruktur- und Logistikimmobilien sehr gefragt. Mobilisiert Schenker dieses private Kapital, das im Prinzip für Großinvesti- tionen in diesen Bereichen zur Verfügung steht? » Was mich an der Logistik wirklich fasziniert, sind die maximale Internationalität, die hohe Dynamik aller Akteure und die dadurch erforderliche Flexibilität. « Oliver Seidl, Chief Financial Officer der Schenker AG 84 N o. 4/2021 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | OL I VER S E I DL | SCHENKER AG FOTO: © CHRISTIAN KNIEPS

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